Fundamentale Nachricht
13:28 Uhr, 16.09.2015

DAX: Wahrscheinlichkeit einer US-Zinswende schon in diesem Monat gesunken

Der deutsche Aktienmarkt legt am Mittwoch weiter zu. Die gute Entwicklung der Wall Street am Vorabend und die kräftige Stabilisierung der chinesischen Börsen sorgen für gute Stimmung.

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DAX

Unmittelbar vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank präsentierten sich die US-Aktienindizes am Dienstag recht stark. An die positiven Vorgaben knüpfte der Deutsche Leitindex zum heutigen Auftakt direkt an und es gelang den Käufern der Sprung über die 10.300 Punkte-Marke. Gegen Mittag setzte der DAX wieder um gut 50 Punkte zurück. Die Anleger warteten weiterhin auf die Zinsentscheidung in den USA am Donnerstagabend, die derzeit alle anderen Marktthemen in den Hintergrund dränge, so Aktienhändler Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner. Die US-Notenbank könnte zum ersten Mal seit fast 10 Jahren die Zinsen erhöhen. Das würde Aktien im Vergleich zu anderen Anlageformen weniger attraktiv machen. Jüngst enttäuschende Konjunkturdaten aus den USA lassen die Wahrscheinlichkeit einer Zinswende schon in diesem Monat wieder etwas sinken.

Charttechnik

Dem Ausbruch über 10.200/225 Punkte folgte heute ein schöner Pullback. Angekommen am Ausbruchsbereich könnte der DAX am Nachmittag wieder nach oben anziehen. Das nächste Ziel läge bei 10.385 Punkten. Je weiter der Index jedoch in die alte Range unterhalb von 10.200 Punkten eintaucht, desto vorsichtiger müssen die Bullen werden.

Thema des Tages

Bundesbank-Chef Weidmann sieht keine zwingende Notwendigkeit einer schnellen Ausweitung des Anleihekaufprogramms der Europäischen Zentralbank, um die Konjunkturerholung im Euroraum zu festigen und die Inflation anzuschieben. „Die Geldpolitik sollte sich nicht vom Auf und Ab einzelner Indikatoren treiben lassen, solange die geldpolitische Einschätzung im Kern weiter gültig bleibt", sagte Weidmann der Süddeutschen Zeitung. Auch die Deflationssorgen seien "weiter verblasst".

Nach Einschätzung des Bundesbank-Chefs wollte EZB-Chef Draghi mit jüngsten Aussagen zu einer möglichen Ausweitung des Kaufprogramms lediglich klar machen, dass sich die EZB an den Inflationsaussichten orientiert und notfalls auf veränderte Daten reagieren werde. Auch EZB-Vizepräsident Constancio hat am Mittwoch die Bereitschaft der EZB zu einer Anpassung der Anleihekäufe nochmals bekräftigt, damit das Inflationsziel von knapp 2 Prozent erreicht werden könne. Die Inflation in der Eurozone liegt wegen der niedrigen Ölpreise derzeit auf einem ungewöhnlich niedrigen Niveau bei 0,1 Prozent.

Weidmann zufolge ist sind bestehenden Maßnahmen durchaus ausreichend. „Wir haben ein noch nie dagewesenes Kaufprogramm gestartet, dass sich noch mitten in der Umsetzung befindet“. Seit März kauft die EZB Wertpapiere in einem Volumen von rund 60 Milliarden Euro pro Monat. Das Programm soll bis September 2016 laufen. „Das ganze billige Geld kann kein nachhaltiges Wachstum entfachen und birgt mit der Zeit immer größere Risiken, etwa für die Finanzstabilität“, so Weidmann abschließend.

Aktien im Blick

Adidas-Aktien verteuern sich um 2,40 %. Der Sportartikelhersteller wird Ausrüster der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL. Adidas löst damit die Tochter Reebok als Sponsor ab.

K+S klettern zur Stunde um 3,73 %. Die Anteile waren am Dienstag trotz des anhaltenden Kaufinteresses von Potash um mehr als 5 % gefallen. Das Bankhaus Lampe rechnet in Kürze mit einem Gebot, das über 41 Euro liegt.

Deutz brechen nach der Umsatz- und Gewinnwarnung um knapp 29 % ein. Der Motorenbauer hatte am Vorabend nach Börsenschluss angekündigt, dass weder bei Umsatz noch Gewinn die Prognosen fürs laufende Jahr erreicht werden könnten.

Konjunktur

Das DIW Berlin prognostiziert für 2015 einen Wirtschaftswachstum um 1,8 Prozent und für das kommende Jahr um 1,9 Prozent. Damit halten die Forscher an ihrer Prognose vom Juni fest.

Die Ratingagentur Standard&Poor’s hat Japans Kreditwürdigkeit von AA- auf A+ herabgestuft. Der Schritt wird mit schlechteren Wirtschaftsaussichten begründet.

Die OECD hat ihre Wachstumsprognose für den Euroraum für 2016 um 0,2 Prozentpunkte auf 1,9 Prozent gesenkt.

In der Eurozone hat sich der Anstieg der Arbeitskosten verlangsamt. Im zweiten Quartal erhöhten sich die Kosten je Stunde zum Vorjahresquartal um 1,6 Prozent, nach revidiert 1,9 Prozent im Auftaktquartal 2015.

Die Anstieg der Verbraucherpreise hat sich im Euroraum im August von 0,2 Prozent im Vormonat auf 0,1 Prozent abgeschwächt. Zunächst war eine Inflationsrate von 0,2 Prozent ermittelt worden.

Währungen

Der US-Dollar bewegt sich am Vormittag gegenüber den anderen Hauptwährungen in unterschiedliche Richtungen. EUR/USD notierte nach den enttäuschenden Inflationsdaten aus der Eurozone bislang bei 1,1225 im Tief. GBP/USD legt hingegen nach starken britischen Arbeitsmarktdaten bis bislang 1,5420 im Hoch zu.

USD/CHF legt trotz eines Anstiegs der schweizerischen ZEW-Konjunkturerwartungen zu. Im Hoch notierte das Währungspaar bislang bei 0,9749. AUD/USD setzt seine Erholung von dem am 4. September 2015 erreichten Sechsjahrestief bei 0,6903 trotz enttäuschender australischer Frühindikatoren fort und hat bei 0,7183 ein knappes Dreiwochenhoch erreicht.

Rohstoffe

Den Rohstoffexperten der Commerzbank zufolge könnte sich die fundamentale Lage am Ölmarkt in den kommenden Handelstagen aufhellen. Die Experten verweisen auf die „mittlerweile deutlich fallende Produktion in den USA“. Dies dürfte zu einem Abbau des Überangebots an Rohöl in der größten Volkswirtschaft der Welt beitragen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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