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13:25 Uhr, 03.02.2016

DAX: Verkaufsdruck hält an

Deutliche Kursabschläge an der Wall Street und in Japan belasten den DAX am Mittwoch einmal mehr. Auch eine Stabilisierung der Ölpreise kann den deutschen Leitindex nicht stützen.

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Die Verluste an den weltweit wichtigsten Börsen in New York und Tokio sorgen auch am deutschen Aktienmarkt für Katerstimmung. Gegen Mittag liegt der Leitindex DAX mit 0,78 Prozent im Minus bei knapp über der Marke von 9.500 Punkten. Damit beläuft sich der Gesamtverlust beim DAX in diesem Jahr bereits auf 12 Prozent. Auch eine Stabilisierung der Ölpreise konnte und kann den deutschen Leitindex heute nicht stützen. Entsprechend stellt sich einmal mehr die Frage, von welcher Seite positive Impulse für den Aktienindex kommen könnten. Die Notenbanken haben ihr Pulver offenbar größtenteils verschossen. Trotz weiterer Lockerungen in China und Japan, einer besonnenen Haltung der Fed und der Geldversprechen der EZB rauschen die Börsen weiter ab. Die Halbwertzeit solcher Maßnahmen werde immer kürzer und der Ruf nach neuen Geldspritzen in immer kürzeren Abständen lauter, konstatiert Jochen Stanzl von CMC Markets. Auch die laufende Quartalsberichtssaison brachte bisher nicht den erhofften Rückenwind. Eher noch hat sich ein gegenteiliger Effekt eingestellt: Titel, welche die Erwartungen nicht erfüllen konnten oder beim Ausblick enttäuschten, brachen teilweise massiv ein. Am Nachmittag richten sich die Blicke auf Einkaufsmanagerindizes in den USA sowie den ADP-Arbeitsmarktbericht, der als Indikator für den am Freitag anstehenden Arbeitsmarktbericht der US-Regierung gilt.

Thema des Tages

Im Gegensatz zur Industrie hat sich die Geschäftsstimmung im chinesischen Dienstleistungssektor im Januar verbessert. Der vom Wirtschaftsmagazin Caixin und dem Marktforscher Markit erhobene Einkaufsmanagerindex für den Service Sektor erhöhte sich von 50,2 Punkten im Dezember deutlich auf 52,4 Zähler im Januar. Das ist das beste Umfrageergebnis in sechs Monaten. Die schnellere Entwicklung bei den Dienstleistern habe die Schwäche im Produktionssektor zu einem Großteil wettgemacht, was auf eine bessere wirtschaftliche Struktur hindeute, sagte He Fan, Chefvolkswirt bei der Caixin Insight Group. Der Indikator für die Gesamtwirtschaft, der auch die Industrie mit einschließt, legte von 49,4 Punkten auf 50,1 Punkte zu und sprang damit wieder über die Wachstumsschwelle von 50 Punkte.

Die Betriebe im Dienstleistungssektor profitierten von einer merklichen Zunahme des Neugeschäfts, was sich offenbar auf den Output im Sektor und die Beschäftigungskomponente positiv auswirkte. Angespannt bleibt die Lage indes weiter im Bausektor, wo die Aktivitäten zum Jahresauftakt wenig dynamisch ausfielen. Der offizielle Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor, der auch die Bauwirtschaft einschließt, fiel von 54,4 Zählern im Dezember auf 53,5 Punkte im Januar.

Aktien im Blick


Zunehmende Kreditrisiken sowie eine pessimistische Analystenstudie setzen den Aktien der Deutschen Bank heute schwer zu (-3,41 %). Die außerbörslich gehandelten Credit Default Swaps (CDS) der Deutschen Bank, die das verbriefte Ausfallrisiko von Krediten oder Anleihen widerspiegeln, sind seit Mitte Januar um rund 60 Prozent nach oben gegangen. Der Risikoanstieg nährt Spekulationen um einen höheren Kapitalbedarf der Deutschen Bank. Die Bank Exane BNP Paribas hält deshalb auch eine weitere Kapitalerhöhung für immer wahrscheinlicher. Die Experten stuften die Aktien deshalb von „Neutral" auf „Underperform“ ab und senkten das Kursziel von 25 auf 17 Euro.

Konjunktur

Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor in der Eurozone ist im Januar von 54,2 Punkten im Vormonat auf 53,6 Punkte gesunken, wie das Forschungsinstitut Markit nach einer zweiten Schätzung mitteilte. Die erste Lesung wurde damit bestätigt.

Die Einzelhändler im Euroraum haben im Dezember 0,3 Prozent mehr umgesetzt als im Vormonat. Volkswirte hatten eine Zunahme um 0,4 Prozent erwartet. Im Vormonat waren die Umsätze laut revidierten Daten unverändert geblieben.

Die Bundesregierung erwägt die Einführung einer Obergrenze für Barzahlungen. „Wir können uns eine Größenordnung von 5.000 Euro vorstellen", so Finanzstaatssekretär Michael Meister (CDU).

Die Ausgaben der privaten Verbraucher werden in diesem Jahr nach Einschätzung des Forschungsunternehmens GfK preisbereinigt (real) um 2,0 Prozent zulegen. „Der Konsum wird auch 2016 wieder einen starken Beitrag zum Wirtschaftswachstum leisten", sagte GfK-Chef Matthias Hartmann. Neben dem Einzelhandel würden davon vor allem Reiseveranstalter profitieren.

Währungen

Während sich EUR/USD weiterhin seitwärts bewegt, gibt der US-Dollar im europäischen Handel am Mittwoch im Umfeld sinkender Aktienmärkte und eines steigenden Ölpreises gegenüber den anderen Hauptwährungen nach. EUR/USD pendelt bislang in einer relativ engen Handelsspanne zwischen 1,0901 und 1,0936, während GBP/USD nach Veröffentlichung eines soliden Einkaufsmanagerindex für den britischen Dienstleistungssektor auf ein Dreiwochenhoch bei 1,4473 geklettert ist.

USD/JPY weitet trotz der Eintrübung des japanischen Verbrauchervertrauens seine Verluste der vergangenen Handelstage infolge der Einführung von Negativzinsen in Japan aus und notierte bislang bei 119,21 im Tief. Gegenüber dem Aussie und dem Neuseeland-Dollar gibt der US-Dollar dank der deutlich zulegenden Ölpreise ebenfalls nach. AUD/USD notierte bislang bei 0,7068 im Hoch, während NZD/USD nach starken neuseeländischen Arbeitsmarktdaten bislang in der Spitze bei 0,6609 gehandelt wurde.

Rohstoffe

Die Ölpreise konnten heute nicht nur ihre jüngste Talfahrt stoppen, sondern setzten zu einer starken Gegenbewegung an. Am Mittag kostete ein Barrel Brent 33,33 Dollar und damit 61 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass WTI stieg um 58 Cent auf 30,46 Dollar. Es gebe unter Anlegern die Einschätzung, dass die Ölpreise nach der Talfahrt einen Boden erreicht haben könnten, hieß es von Händlern.

Im weiteren Handelsverlauf stehen die Ölreserven in den USA im Mittelpunkt. Auf dem US-Ölmarkt besteht ein beträchtliches Überangebot. Laut dem US-Produzentenverband API stiegen die US-Rohölvorräte in der letzten Woche um 3,8 Mio. Barrel und übertrafen damit erstmals die Marke von 500 Mio. Barrel. Das gleiche droht heute auch bei den offiziellen Lagerdaten des US-Energieministeriums, wenn der Lageraufbau mehr als 5 Mio. Barrel betragen sollte.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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