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13:29 Uhr, 05.02.2016

DAX: Unter vielen Bären-Kostümen am Parkett haben sich ein paar Bullen versteckt

Der deutsche Aktienmarkt präsentiert sich im Mittagshandel unaufgeregt. Vor dem wichtigen US-Arbeitsmarktbericht am Nachmittag ist die Bereitschaft der Anleger zu einer klaren Positionierung eher gering ausgeprägt.

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DAX

Ausgelassene Lebensfreude im Karneval und Katerstimmung auf dem Börsenparkett. So sah bislang der Februar-Handel aus. In dieser Woche drohen dem DAX heftige Verluste, wenngleich am Freitag im Vorfeld des mit Spannung erwarteten US-Arbeitsmarktberichts für Januar eine Stabilisierung eingetreten ist. Im Mittagshandel kann sich der DAX bei 9.400 Punkten halten. Nach zuletzt schwachen US-Konjunkturdaten und damit einhergehend sinkenden Erwartungen an eine straffere Geldpolitik in den USA hat der Euro zum Dollar zuletzt deutlich an Wert gewonnen und ein Drei-Monats-Hoch erklommen. Unter den Anlegern habe sich die Angst breit gemacht, dass die US-Wirtschaft schrumpfe und nicht wie zuvor erhofft moderat wachse, kommentierte Jochen Stanzl von CMC Markets. Nun rechneten die Anleger erst im kommenden Jahr mit der nächsten US-Zinserhöhung. An der Börse kam der wiedererstarkte Euro wegen gedämpfter Gewinnaussichten im Export alles andere als gut an.

Thema des Tages

In den USA wurden in 2015 jeden Monat durchschnittlich rund 221.000 neue Arbeitsstellen neu geschaffen, wobei im vierten Quartal 2015 der Durchschnittswert sogar bei 284.000 Stellen lag. Beim Arbeitsmarktbericht für den Januar 2016 erwarten die Experten der HSBC ein Plus von 214.000 Stellen.

Der aktuelle Rückfall des ISM-Index für den Dienstleistungssektor auf 53,5 Punkte, den tiefsten Stand seit Februar 2014 bzw. bei der Teilkomponente „Beschäftigung“ mit 52,1 Punkte das geringste Niveau seit April 2014, sowie der Anstieg der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe seit November 2015 signalisieren aber, dass der US-Arbeitsmarkt nicht ganz so prächtig in das neue Jahr gestartet sein könnte.

Die US-Notenbank Federal Reserve orientiert sich bei ihrer Zinspolitik auch stark an der Beschäftigungsentwicklung. Viele Experten zweifeln nicht mehr daran, dass es nur noch eine Zeitfrage ist, bis die Mitglieder im Offenmarktausschuss der US-Notenbank ihre bisherige Erwartungshaltung von vier Zinserhöhungsschritten in diesem Jahr nach unten korrigieren müssen. Laut Analyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets UK bräuchte es heute schon außergewöhnlich gute Daten, damit der Markt einer baldigen Zinserhöhung wieder eine höhere Wahrscheinlichkeit einräumt.

Aktien im Blick

Thyssenkrupp büßen 0,75 % ein. Börsianer werten die enttäuschenden Meldungen des weltgrößten Stahlkonzern ArcelorMittal als belastend. Der Konkurrent streicht nach einem Verlustjahr die Dividende und geht eine milliardenschwere Kapitalerhöhung an.

Auch die Xing-Titel werden von einem Branchenkollegen ausgebremst (4,94 %). Linkedin hatte über einen Verlust für das Schlussquartal 2015 berichtet und einen überraschend schwachen Ausblick gegeben.

Konjunktur

Bundesbank-Chef Weidmann kann den Plänen der Bundesregierung für eine Bargeld-Obergrenze wenig Vorteilhaftes abgewinnen. „Der Bürger soll selbst entscheiden können, ob er lieber Bargeld nutzen oder bargeldlos bezahlen möchte", sagte Weidmann der „Bild“-Zeitung.

Die industriellen Betriebe in Deutschland haben im Dezember deutlich weniger Aufträge einsammeln können als von Experten erwartet. Die Ordereingänge seien zum Vormonat saison- und arbeitstäglich bereinigt um 0,7 Prozent zurückgegangen, teilte das Statistische Bundesamt mit. Volkswirte hatten lediglich mit einem Rückgang um 0,4 Prozent gerechnet. Im Vormonat November waren die Aufträge noch um 1,5 Prozent gestiegen.

Währungen

Der US-Dollar macht am Freitag vor Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten den in den vergangenen Tagen infolge der eingetrübten US-Zinsanhebungserwartungen verlorenen Boden teilweise wieder wett. EUR/USD fiel vom gestrigen Dreieinhalbmonatshoch bei 1,1239 bislang bis 1,1181 im Tief zurück, nachdem die Auftragseingänge in der deutschen Industrie (Dezember: -0,7 %) enttäuscht haben. GBP/USD gab vom Vierwochenhoch bei 1,4668 bislang bis 1,4505 nach.

USD/JPY fällt trotz eines unerwartet starken Rückgangs der japanischen Frühindikatoren weiter zurück, hat mit 116,54 im Tief das gestrige Zweiwochentief bei 116,49 jedoch noch nicht unterschritten. AUD/USD sinkt nach Erreichen eines Vierwochenhochs bei 0,7243 am Donnerstag bislang bis 0,7169 im Tief, wobei den Aussie auch die schwachen australischen Einzelhandelsumsätze belasten.

Rohstoffe

Seit Jahresbeginn hat sich Gold um 9 Prozent verteuert und lässt damit alle Rohstoffe und Anlageklassen weit hinter sich. Mit einer heutigen Notierung von 1.160 US-Dollar je Feinunze wurde der Abstand zur 200-Tage-Linie bei 1.1130 US-Dollar ausgebaut. Die Überwindung der charttechnisch relevanten Marke könnte ein Meilenstein in Richtung einer auch mittelfristig relevanten Trendwende darstellen. Zumindest aber zeigt es, dass einige technisch orientierte Investoren auf den fahrenden Zug aufgesprungen sind.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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