Johnson will Neuwahlen am 12. Dezember - Koalition verschiebt Neuregelung von Share Deals
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
- USA: Gebrauchsgüteraufträge brechen ein
- ifo-Präsident kritisiert neue Anleihekäufe der EZB
- EZB startet geplante Anleihekäufe von November an
- Markit: Wirtschaft der Eurozone stagniert
- EZB: Isabel Schnabel für Direktorium nominiert
- Putin: Handel mit Afrika verdoppeln
- Tesla überrascht mit Gewinn
- Daimler fährt in die Gewinnzone zurück
- BASF stabilisiert sich in Q3
- Linde will Jobs in Deutschland abbauen
- Kion wächst zweistellig, Auftragseingänge erholen sich
- Aixtron erwartet Umsatzrückgang
- 3M senkt Prognose
- Twitter mit Gewinneinbruch
- Tesla überrascht positiv
DAX
- Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag weiter zulegen können. Der DAX übersprang erstmals seit mehr als einem Jahr die Hürde von 12.900 Punkten, konnte dieses Niveau aber nicht halten und ging mit einem Plus von 0,58 Prozent bei 12.872,10 Punkten aus dem Handel. Im Fokus stand am Donnerstag neben der Berichtssaison auch die EZB-Sitzung in Frankfurt. Weitreichende Entscheidungen wurden zwar nicht getroffen und doch ist diese Sitzung eine bedeutende, ist sie doch die letzte unter dem scheidenden Präsidenten Mario Draghi. Am 1. November übernimmt die Französin Christine Lagarde den EZB-Chefposten. Unter Draghi hat die Zentralbank den Leitzins auf den historischen Tiefstand von 0,0 Prozent gesenkt. Zuletzt wurden zudem ein neues Anleihenkaufprogramm aufgelegt. Die EZB will damit die niedrige Inflation bekämpfen und die Konjunktur ankurbeln. Ob sie am Ende des Tages damit Erfolg haben wird, ist unter Ökonomen freilich umstritten.
Chartanalysen des Tages
- EUR/USD-Tagesausblick: Draghi`s letzte EZB-Sitzung
- DAX-Tagesausblick: Neue Jahreshochs in der Vorbörse!
- GOLD-Tagesausblick: Richtungssignal steht noch aus
- BRENT ÖL-Tagesausblick: Ausbruchsversuch läuft an
Unternehmensnachrichten
- Dialog Semiconductor hat im dritten Quartal überraschend deutlich mehr umgesetzt und verdient. In den drei Monaten per Ende September erzielte das Unternehmen einen Umsatz von rund 409 Mio. US-Dollar nach 383,6 Mio. Dollar im Vorjahr. Das operative Ergebnis dürfte den Eckzahlen zufolge bei 85 Mio. Dollar liegen. Im Vorjahr hatte die Dialog operativ 63,5 Mio. Dollar verdient.
- Twitter hat im dritten Quartal einen Gewinneinbruch erlitten. Zwar legten die Umsätze um 9 Prozent auf 824 Mio. Dollar zu, doch die Ausgaben stiegen um 17 Prozent. Dadurch sank der Gewinn auf nur noch 37 Mio. Dollar, was einer Marge von 4 Prozent entspricht. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres hatte Twitter bereinigt noch einen Gewinn von 106 Mio. Dollar erzielt.
- Dow Chemical hat im dritten Quartal wegen einer schwachen Nachfrage einen operativen Gewinneinbruch um knapp zwei Drittel auf 333 Mio. Dollar erlitten. Der Umsatz sank um 15,2 Prozent auf 10,76 Mrd. Dollar.
- Ebay hat die Erwartungen im vergangenen Quartal verfehlt. Die Erlöse stagnierten bei 2,7 Mrd. Dollar. Der bereinigte Nettogewinn legte zwar um 2 Prozent auf 563 Mio. Dollar zu, blieb aber unter den Prognosen der Analysten.
- American Airlines kündigte am Donnerstag an, dass der Gewinn im laufenden Geschäftsjahr wegen der Startverbote für den aus dem Verkehr gezogenen Boeing 737 Max um rund 540 Mio. Dollar vor Steuern geringer ausfallen dürfte.
- Der US-Mischkonzern 3M hat im dritten Quartal zwar mehr verdient als erwartet, seine Jahresprognose aber gesenkt. Neben dem unsicheren Konjunkturumfeld werde die jüngst abgeschlossene Übernahme von Acelity zu einem negativen Beitrag führen, der vorher in der Jahresprognose noch nicht berücksichtigt worden sei, so das Unternehmen.
- Amazon steigt in das Spirituosen-Geschäft ein. Ab sofort bietet der Onlinehändler zunächst in den USA, Italien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien die eigene Gin-Marke Tovess an.
- Ford hat im dritten Quartal einen Rückgang des Nettogewinns um fast 60 Prozent auf 425 Mio. Dollar erlitten. Der Umsatz sank um 2 Prozent auf 37 Mrd. Dollar. Für das Gesamtjahr zeigte sich der Vorstand zurückhaltender und stellte ein Ergebnis zwischen 6,5 und 7,0 Mrd. Dollar in Aussicht (bisher bis zu 7,5 Mrd. USD).
- PayPal hat mit seinem Zahlen für das vergangene Quartal begeistert. Das Unternehmen konnte den Umsatz um 19 Prozent auf 4,38 Mrd. Dollar steigern.
- Microsoft profitiert weiterhin von dem Fokus auf das Cloud-Geschäft. Der Umsatz stieg im 1. Geschäftsquartal um 14 Prozent auf 33,1 Mrd. Dollar. Der Gewinn sprang um 21 Prozent auf 10,7 Mrd. Dollar.
- Die US-Billigfluggesellschaft Spirit Airlines will 100 Airbus-Kurz- und Mittelstrecken-Flugzeuge kaufen. Zudem habe Spirit die Option, weitere 50 Flugzeuge von Airbus zu erwerben.
- Tesla überrascht die Investoren im dritten Quartal mit einem Gewinn. Unterm Strich verdiente Tesla 143 Mio. Dollar. Analysten waren zuvor skeptisch, da sie aufgrund hoher Expansionskosten nicht mit einem solchen Ergebnis gerechnet hatten. Jedoch fiel Teslas operatives Ergebnis zwar positiv aus, liegt aber um 54 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Auch der Umsatz ging trotz eines Rekords von 97.000 ausgelieferten Autos um 8 Prozent auf 6,3 Mrd. Dollar zurück.
- Der Gasekonzern Linde will in Deutschland Jobs abbauen und seine Münchner Zentrale auflösen. Der Konzern verhandelt mit der Belegschaft über den Abbau mehrerer Hundert Arbeitsplätze bis Ende 2021, wie die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag aus Gewerkschaftskreisen erfuhr. Die Beschäftigten ziehen um den Jahreswechsel herum an einen bestehenden Standort im Vorort Pullach um, wie Linde bestätigte. Zum Jobabbau äußerte sich das Unternehmen nicht.
- Der Netzwerkausrüster Nokia hat mit einer gekappten Prognose enttäuscht. Wegen hoher Investitionen in die neue 5G-Mobilfunktechnik soll nin diesem und dem kommenden Jahr weniger Gewinn hängenbleiben als bisher erwartet, teilte der Konzern bei der Vorlage seiner Zahlen für das dritte Quartal mit. Auch die Dividendenzahlung will Nokia zunächst aussetzen. An der Börse sorgten die Nachrichten für einen Kurssturz.
- Der Auto- und Lkw-Bauer Daimler hat sich im vergangenen Quartal ingesamt stabilisiert. Der Umsatz stieg um 8 Prozent auf 43,3 Mrd. Euro, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern legte in ähnlicher Größenordnung um 8 Prozent auf 2,7 Mrd. Euro zu. Die brachnenwichtig operative Rendite sank bei der Sparte Mercedes-Benz Pkw um 0,3 Prozentpunkte auf 6,0 Prozent. Daimler erzielte einen auf die Aktionäre entfallenden Gewinn von 1,72 Mrd. Euro nach 1,69 Mrd vor einem Jahr. Für das Truck-Geschäft muss der Konzern die Latte niedriger hängen. Auf Jahressicht rechnet Daimler für die Sparte nun nur noch mit einer Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern von 6 bis 8 Prozent, vorher standen 7 bis 9 Prozent auf der Agenda. Statt eines leicht steigenden Absatzes rechnet der Konzern nun mit einem leichtem Rückgang.
- Der Chemiekonzern BASF hat sich im vergangenen Quartal erfolgreicher geschlagen als gedacht. Der Umsatz sank im Jahresvergleich nur um zwei Prozent auf 15,23 Mrd. Euro, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank um fast ein Viertel auf 1,1 Milliarden Euro, ebenso der Gewinn nach Steuern und Anteilen anderer Gesellschafter. Bei Umsatz und Ergebnissen übertraf BASF die Erwartungen der Analysten. „In unseren Downstream-Bereichen waren wir trotz schwierigen Marktumfelds erfolgreich und verzeichneten eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahresquartal", sagte Unternehmenschef Martin Brudermüller. Den Ausblick für das laufende Jahr bestätigte BASF.
- Wacker Chemie hat im vergangenen Quartal die nachlassende Dynamik in der Weltwirtschaft zu spüren bekommen. Ohne eine Versicherungszahlung für einen Schadensfall am US-Standort Charleston wäre das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im dritten Quartal um mehr als ein Drittel auf 160,4 Mio. Euro gesunken. So aber stieg dass operative Ergebnis um 13 Prozent auf 272,9 Mio. Euro. Der Umsatz legte leicht um zwei Prozent auf rund 1,27 Mrd. Euro zu. Wegen schwachen Geschäften mit der Solarindustrie hatte der Konzern erst vor wenigen Tagen die Jahresprognosen gesenkt.
- Der Hersteller von Halbleiter-Wafern Siltronic wird vorsichtiger für das Restjahr. „Die anhaltenden konjunkturellen und geopolitischen Turbulenzen führen (...) zu einer stark eingeschränkten kurz- bis mittelfristigen Vorhersehbarkeit der Märkte", sagte Konzernchef Christoph von Plotho laut Mitteilung. Zudem hätten die Kunden immer noch recht hohe Lagerbestände. Von Plotho sieht Umsatz und operative Gewinnmarge (Ebitda-Marge) 2019 daher eher in den unteren Hälften der Prognosebandbreiten.
- Aixtron muss seine Jahresziele senken. Der Spezialanlagenbauer rechnet im laufenden Geschäftsjahr mit weniger Umsatz als im Vorjahr. Nach 269 Mio. Euro im vergangenen Jahr rechnet Aixtron nun mit Erlösen von 260 Mio. Euro. Die neue Prognose berücksichtige die länger als erwartet andauernden Prüfungen zur Erteilung von Exportlizenzen sowie den nicht länger für 2019 erwarteten Folgeauftrag für eine OLED-Anlage, teilte der Konzern mit. Im vergangenen Quartal fiel der Umsatz im Vergleich zum Vorquartal um 17 Prozent auf 52,6 Mio. Euro.
- Der Handelskonzern Metro hat seinen Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr 2018/19 per Ende September um 1,5 Prozent auf 29,9 Mrd. Euro gesteigert Flächenbereinigt lag das Plus bei 2,4 Prozent. Die Zahlen fielen etwas besser aus als von Analysten erwartet. Die Jahresprognose für das operative Ergebnis (Ebitda) bekräftigte Metro
- Der im MDAX notierte Gabelstapler-Hersteller Kion ist im dritten Quartal stark gewachsen. Die Erlöse lagen mit 2,16 Mrd. Euro um knapp 14 Prozent über dem Vorjahresniveau. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) stieg um 12,6 Prozent auf 217,1 Mio. Euro. Das Konzernergebnis lag bei 120,7 Mio. Euro und damit rund ein Viertel mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Trend zur Lagerautomatisierung bleibe Wachstumstreiber und führe unter anderem zu einer hohen Nachfrage im Markt für Lieferkettenlogistik, teilte das Unternehmen mit.
- Der Sportartikelhersteller Puma wird dank der guten Entwicklung im vergangenen Quartal sowie schwächer als erwartet steigenden operativen Kosten zuversichtlicher für das Gesamtjahr und hob das untere Ende der Ergebnisprognose an. Der Franken erwarten nun einen operativen Gewinn (Ebit) von 420 bis 430 Mio. Euro. Auch beim Umsatz wurde Puma etwas optimistischer und rechnen nun mit einem währungsbereinigten Wachstum von rund 15 Prozent. Zuvor hatte das Management rund 13 Prozent Plus erwartet. Im dritten Quartal steigerte Puma die Erlöse um 19 Prozent auf knapp 1,5 Mrd. Euro.
- Das erneute Angebot der österreichischen AMS für den Lichtkonzern Osram verstößt nach Einschätzung der IG Metall gegen die einjährige Sperrfrist nach dem ersten erfolglosen Anlauf. Daher habe die Gewerkschaft in einem Brief an die Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin von dieser gefordert, das neue Übernahmeangebot abzulehnen, berichtet das „Handelsblatt“.
Konjunktur & Politik
- Der britische Premierminister Boris Johnson schlägt Neuwahlen für das britische Unterhaus für den 12. Dezember vor. Dies sagte Johnson einem Interview mit der BBC.
- Die USA stufen China künftig als "strategischen Rivalen" ein, wie Vizepräsident Mike Pence in einer mit Spannung erwarteten Rede angekündigt hat. Zugleich betonte Pence aber, dass die USA an einer fairen Zusammenarbeit mit China interessiert seien und keine Abkopplung anstrebten.
- Die große Koalition will sogenannte Share Deals, mit denen bisher die Grunderwerbsteuer bei Immobilientransaktionen umgangen werden kann, doch nicht zum 1. Januar 2020 neu regeln. Bei einer Expertenanhörung hatte es große Kritik an dem von Finanzminister Olaf Scholz (SPD) ausgearbeiteten Gesetzentwurf gegeben. Die Neuregelung solle nun im ersten Halbjahr 2020 zum Abschluss gebracht werden, heißt es. Der Entwurf von Finanzminister Schulz hätte dazu geführt, dass auch bei Aktientransaktionen von Nicht-Immobilienunternehmen Grunderwerbsteuer hätte fällig werden könnte, wenn die Unternehmen Immobilien besitzen und durch den Aktientransfer indirekt auch die Immobilien den Besitzer wechseln.
- ifo-Präsident Clemens Fuest hat die Wiederaufnahme der Anleihekäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) kritisiert. „Es ist nicht zu erwarten, dass diese Käufe die Inflationsentwicklung spürbar beeinflussen“, sagte er am Donnerstag. „Die Käufe verstärken allerdings die Verzerrungen an den Kapitalmärkten. Sie bringen außerdem die Risiken mit sich, dass sich Spekulationsblasen bilden. Die EZB versucht, mit der Brechstange die Inflationsrate anzuheben.“ Zur Bilanz des ausscheidenden EZB-Präsidenten Mario Draghi sagte Fuest: „Er hat die EZB durch schwierige Zeiten geführt und dabei Durchsetzungsstärke gezeigt. Diese hat allerdings teilweise zu umstrittenen Entscheidungen geführt.“
- Die Zahl der verkauften Neubauten in den USA ist im September um 0,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat zurückgegangen, teilte das US-Handelsministerium mit. Analysten hatten ein Minus von 1,6 Prozent erwartet. Der Anstieg im Vormonat wurde von 7,1 auf 6,2 Prozent korrigiert.
- Die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA ist in der vergangenen Woche um 6.000 auf 212.000 gefallen, wie das US-Arbeitsministerium am Donnerstag mitteilte. Volkswirte waren von 215.000 Erstanträgen ausgegangen.
- Die Aufträge für langlebige Wirtschaftsgüter in den USA sind im September überraschend stark um 1,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat gesunken, wie das US-Handelsministerium am Donnerstag mitteilte. Analysten hatten nur einen Rückgang um 0,5 Prozent erwartet.
- US-Verteidigungsminister Mark Esper hat die Syrien-Initiative seiner deutschen Amtskollegin Annegret Kramp-Karrenbauer gelobt, will aber keine Truppen beisteuern. Die USA würden es „politisch" unterstützen, wenn die europäischen Partner sich in Nordsyrien engagieren würden, sagte Esper. Er fügte aber hinzu: „Wir beabsichtigen nicht, Bodentruppen oder irgendetwas anderes zu dieser Operation beizutragen."
- Der Rat der Europäischen Notenbank hat in der letzten Sitzung von Mario Draghi als Präsident den ultralockeren geldpolitischen Kurs bestätigt. Der Leitzins im Euroraum bleibt auf dem Rekordtief von null Prozent, Banken müssen zudem weiter 0,5 Prozent Negativzinsen zahlen, wenn sie Gelder bei der Europäischen Zentralbank parken. Zudem will die Notenbank von November an monatlich 20 Milliarden Euro in den Erwerb von Anleihen stecken. Das Program erfolgt auf unbestimmte Zeit. Draghi hatte im September betont, eine „sehr expansive Geldpolitik" sei wegen umfangreicher Risiken für die Konjunktur weiter notwendig und den Kurs nochmals verschärft. Seine Nachfolgerin, die bisherige Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) Christine Lagarde, dürfte an dieser Vorgehensweise grundsätzlich erst einmal wenig ändern.
- Auf seiner letzten Pressekonferenz hat EZB-Präsident Mario Draghi die erneute Lockerung der Geldpolitik im September verteidigt und zugleich die Geldpolitik der vergangenen Jahre als großen Erfolg bezeichnet. Mehrere nationale Notenbankchefs hatten sich von den September-Beschlüssen öffentlich distanziert - vor allem von neuen Anleihenkäufen. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann beispielsweise sagte, die EZB sei über das Ziel hinausgeschossen. EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger erklärte ihren vorzeitigen Rücktritt aus dem sechsköpfigen Führungsgremium zum 31. Oktober 2019. Sie hatte sich wiederholt kritisch zu Anleihenkäufen geäußert. Den scheidenden Präsidenten Draghi ficht das nicht an. „Leider hat alles, was seit September passiert ist, im Übermaß gezeigt, dass die Entschlossenheit des EZB-Rates zu handeln, berechtigt war", sagte Draghi auf der Pressekonferenz in Frankfurt. „Wenn es etwas gibt, worauf ich stolz bin, dann darauf, dass wir unser Mandat immer weiterverfolgt haben. Gib niemals auf!“ ZEW-Präsident Achim Wambach lobte Draghis „gelungenes Krisenmanagement". Andererseits werde die Ära Draghi mit negativen Zinsen und der Ausweitung der Staatsanleihenkäufe in Erinnerung bleiben. "Neben der Kritik an den geldpolitischen Maßnahmen fällt in die Zeit von Draghi auch die zunehmende Kritik an der EZB als Institution und damit auch an ihrer Unabhängigkeit. Dieser zunehmende Vertrauensverlust ist problematisch", schreibt Wambach.
- Aufgrund des zweiten Nachfragerückgangs bei Industriegütern und für Dienstleistungen in Folge verzeichnete die Eurozone im Oktober den zweiten Monat in Folge annähernde Stagnation. Die Industrieproduktion wurde abermals stark zurückgefahren und der Servicesektor wuchs erneut mit einer der niedrigsten Raten seit 2014, teilte das Institut IHS Markit mit. Mit aktuell 50,2 Punkten nach 50,1 im September signalisiert der von dem Institut erhobene Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft der Eurozone Wirtschaftswachstum seit Beginn des Aufschwungs im Juli 2013. „Die Eurozone verzeichnete auch im Oktober annähernde Stagnation. So deutet die aktuelle Vorabschätzung auf ein Wachstum im vierten Quartal 2019 von knapp unter 0,1 Prozent hin, sagte Chris Williamson, Chefvolkswirt bei IHS Markit. „Die Industrie steckte weiter in der schwersten Rezession seit 2012 und zog den Servicesektor abermals in Mitleidenschaft, wie das niedrigste Wachstum des Dienstleistungssektors seit knapp fünf Jahren zeigt“.
- Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hat die geplante Teil-Abschaffung des Solidaritätszuschlags erklärt. Die Aufgaben, die im Zusammenhang mit der deutschen Einheit finanziert werden müssten, nähmen ab, seien aber nicht verschwunden, sagte er am Donnerstag bei der ersten Lesung des Gesetzes. „Das, was an Aufgaben noch da ist, sollen diejenigen finanzieren, die auch die breitesten Schultern haben", so Scholz. Ab 2021 soll der Solidaritätszuschlag für 90 Prozent der Zahler gestrichen werden.
- Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat der Türkei eine Annexion von Teilen Nordsyriens vorgeworfen. Es sei eine „Tatsache, dass ein Land, dass die Türkei, unser Nato-Partner – berechtigte Sicherheitsinteressen hin oder her – völkerrechtswidrig Gebiet annektiert hat, dass Menschen dort vertrieben werden“, sagte sie bei einem Truppenbesuch in Erfurt. Unter Annexion verstehe man die erzwungene, dauerhafte Einverleibung von Gebiet eines anderen Staats, kritisierte der FDP-Außenpolitiker Alexander Graf Lambsdorff die Einschätzung von Kramp-Karrenbauer. „Türkische Truppen sind zwar in Syrien einmarschiert, um die kurdische YPG-Miliz zu bekämpfen, die von Ankara als Terrororganisation angesehen wird. Die Absicht der dauerhaften Eingliederung des Gebiets in die Türkei ist bisher aber nicht geäußert worden.
- Die Zahl der Nutzfahrzeugzulassungen in der Europäischen Union sind nach Angaben des Branchenverbands ACEA im September um 10 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat auf 191.588 Fahrzeuge gesunken.
- Die Türkei plant verschiedene Steuererhöhungen, unter anderem für „Besserverdiener“. Höher besteuert werden sollen neben den Einkommen von Spitzenverdienern auch Topimmobilien, Hotelübernachtungen und digitale Dienstleistungen wie Online-Werbung. Außerdem soll die Steuer auf den Kauf bestimmter ausländischer Devisen angehoben werden.
- Russland will seinen Handel mit Afrika nach Angaben von Präsident Putin in den kommenden fünf Jahren verdoppeln. Das wären dann ausgehend von 20 Mrd. Dollar in 2018 bis zum Jahr 2024 rund 40 Mrd. Dollar. Putin sagte zum Auftakt des ersten Russland-Afrika-Gipfels in Sotschi, schon jetzt exportiere sein Land mehr Agrarerzeugnisse und Technik als Waffen.
- Die US-Regierung hat die wegen der Syrien-Offensive verhängten Sanktionen gegen die Türkei vorerst wieder aufgehoben. Der Grund dafür sei, dass die Türkei eine dauerhafte Waffenruhe in Nordsyrien zugesagt hätte, erklärte US-Präsident Trump.
- Die „Wirtschaftsweise" Isabel Schnabel zieht für die zurückgetretene Sabine Lautenschläger ins Direktorium der EZB ein. Das Bundeskabinett nominierte die 48-Jährige auf Vorschlag von Finanzminister Olaf Scholz (SPD). Schnabel ist Professorin für Finanzmarktökonomie an der Universität in Bonn und gilt als Expertin für Bankenregulierung und Finanzkrisen.
Termin des Tages: | 13:45 Uhr: EZB-Zinsentscheid |
Weitere Informationen zu den im Newsflash genannten Themen und noch mehr aktuelle Nachrichten finden Sie in Echtzeit auf Guidants News. In Spitzenzeiten veröffentlicht Guidants News mehr als 100 Nachrichten pro Stunde. Damit Sie trotzdem den Überblick behalten, stehen Ihnen zahlreiche Filtermöglichkeiten zur Verfügung.