Kommentar
09:36 Uhr, 13.03.2020

DAX tut sich schwer mit der Erholung – Viel zerschlagenes Porzellan

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Nachdem die Bullen jahrelang an der Börse das Sagen hatten, scheinen die Bären nun das in drei Wochen nachholen zu wollen, worauf sie mehr als ein Jahrzehnt warten mussten. Meister Petz hat die Aktienmärkte weiter voll im Griff. Und tatsächlich wirkt der Crash für viele Anleger wie ein Märchen, eine Erzählung, die in Wirklichkeit nicht stattfindet. Selbst Profis reiben sich die Augen und schütteln nur noch den Kopf. Spürbar sind das blanke Entsetzen und die Angst vor dem Unbekannten.

Die Anleger handeln vollkommen irrational und lassen sich vollständig von ihren Emotionen treiben. Das Ergebnis ist beinahe täglich auf den Kurstafeln der weltweiten Börsen in tiefrot abzulesen. Der Dow Jones beendete gestern den schwächsten Handelstag seit 1987, knapp an dieser historischen Marke vorbeigeschrammt ist der DAX mit einem Minus von über zwölf Prozent. Die Krypto-Börsen erlebten ebenfalls einen weltweiten Ausverkauf. Der Bitcoin rauschte zeitweise auf unter 4.000 US-Dollar nach unten.

Seit den frühen Morgenstunden können sich die asiatischen Börsen nun erholen. Einen Grund dafür gibt es nicht. Es handelt sich vermutlich um eine bloße technische Gegenbewegung von Profis, die Leerverkaufsgewinne eindecken. Möglicherweise sind auch die um Mitternacht in Italien und Spanien erlassenen Leerverkaufsverbote ein Warnsignal für Leerverkäufer, aus ihren Positionen auszusteigen.

Die Europäische Zentralbank hat gestern nur das kleine geldpolitische Kaliber abgefeuert. Das hielt man in den Beratungen, die wenige Stunden später in der US-Notenbank geführt wurden, allerdings nicht für ausreichend. EZB-Präsidentin Lagarde machte klar, dass die Geldpolitik aktuell nicht die erste Verteidigungslinie gegen die wirtschaftlichen Probleme sei, die aus dem Virus resultierten. In Washington dagegen sah sich die Federal Reserve wenige Stunden später als genau die Instanz, die den Markt nun stützen muss. Erneut drängt sich der Verdacht auf, dass hier eher politische Entscheidungen getroffen werden. US-Präsident Trump wurde bei einem Dow Jones Indexstand jetzt nur noch 15 Prozent unter dem aktuellen Kurs ins Amt gewählt.

Im DAX ist in den vergangenen drei Wochen viel Porzellan zerschlagen worden. Nach dem Fall der Unterstützung bei 10.486 Punkten droht nun der Rutsch auf knapp unter 8.700 Zähler. Dazwischen befindet sich der Index im charttechnischen Niemandsland und hat damit ein Schwankungspotenzial von knapp 1.800 Punkten, ohne eine eindeutige Richtung vorzugeben.

Charts zu den heutigen Themen am Finanzmarkt, weitere Videos und Marktkommentare von Jochen Stanzl finden Sie im Laufe des Tages auf cmcmarkets.com.

Sie wollen sofort benachrichtigt werden, wenn etwas an der Börse passiert? Eröffnen Sie ein Demo-Konto und aktivieren Sie die „push notifications“!

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

Mehr über Jochen Stanzl
Mehr Experten