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08:57 Uhr, 08.07.2015

DAX - „Sonntag wird für Athen ein Schlussstrich gezogen - so oder so“

Neuerliche Hoffnungen auf den Verbleib Griechenlands in der Eurozone stützen am Mittwochmorgen den deutschen Aktienmarkt. Man darf gespannt sein, wie lange die Zuversicht der Marktakteure anhält.

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Angesichts der ungelösten griechischen Schuldenkrise nehmen viele Investoren Gewinne mit und schickten damit den DAX am Dienstag bis Handelsende weitere knapp 2 Prozent ins Minus. Der ungewisse Ausgang des EU-Sondergipfels in Brüssel, bei dem die Staats- und Regierungschefs die Lage rund um Griechenland erörtern wollten, sorgte ebenso für Verunsicherung wie eine schwache Wall Street.

Am heutigen Mittwoch zeichnet sich indes eine Stabilisierung ab. Banker und Broker taxieren den Leitindex eine Viertelstunde vor Börsenstart 0,40 Prozent höher auf 10.720 Punkte. Neuerliche Hoffnungen auf den Verbleib Griechenlands in der Eurozone stützen den Markt. Die Euro-Länder haben Griechenland eine letzte Frist gesetzt, um einen Kompromissvorschlag zur Lösung des Schuldenstreits vorzulegen.

Bundeskanzlerin Merkel hat einen Sondergipfel aller 28 EU-Mitgliedstaaten für diesen Sonntag angekündigt. Die Euroländer erwarten, dass die griechische Regierung bis spätestens Donnerstag Vorschläge macht, wie genau ein Hilfsprogramm des Euro-Rettungsschirms ESM aussehen könne. Die Vorschläge seien Voraussetzung, um Verhandlungen über ein drittes Hilfsprogramm zu beginnen, sagte Merkel. Einen Schuldenschnitt lehnte sie erneut ab. EU-Kommissionsvize Dombrosvkis betonte, ein drittes Hilfsprogramm müsse eine endgültige Lösung beinhalten. Kommissionspräsident Juncker erklärte, die EU sei auf alle Entwicklungen vorbereitet. Auch ein Szenario für einen Grexit sei detailliert ausgearbeitet. Dass Europa zunächst ein neues Hilfspaket für das pleitebedrohte Land schnüren wolle, habe die belastende Unsicherheit vom Vortag teils vergessen gemacht, sagte ein Analyst vom Wertpapierhändler CMC Markets.

Der griechische Ministerpräsident Tsipras zeigte sich am Dienstag entschlossen, eine Einigung mit den Gläubigern zu erreichen. Ziel müsse es sein, die Gefahr eines Ausscheidens seines Landes aus der Eurozone zu verhindern. Laut Kommissionsvize Dombrosvkis hat die Athener Regierung noch bis dato keine hinreichenden Vorschläge präsentiert. Er hoffe, dass dies bis Donnerstag nachgeholt werde. EZB-Ratsmitglied Noyer warnte, falls es bis Sonntag keine Einigung gebe, könnte die griechische Wirtschaft kollabieren.

Mehrere Wirtschaftswissenschaftler haben Bundeskanzlerin Merkel derweil in einem offenen Brief aufgerufen, einem Schuldenschnitt für Griechenland zuzustimmen. Die internationalen Sparauflagen hätten Griechenland nur weiter in eine wirtschaftliche Depression getrieben, heißt es in dem Schreiben. Der Aufruf wurde unter anderem von den Ökonomen Thomas Piketty, Jeffrey Sachs und dem früheren Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Flassbeck, unterzeichnet.

Auch Carsten Linnemann, Chef der CDU-Mittelstandsvereinigung fordert einen Kurswechsel Europas im Umgang mit Krisenländern. „Ohne einen Strategiewechsel hin zu einer Staateninsolvenzordnung kann ich weiteren Hilfen (für Griechenland) nicht zustimmen“, sagte er der Rheinischen Post. Im Fall Griechenlands sei die Strategie der Rettungsschirme an ihre Grenzen gelangt, so Linnemann. CSU-Vize Peter Ramsauer hat Griechenland derweil aufgefordert, die Eurozone zu verlassen. „Aus ökonomischer Sicht gibt es nur einen Weg: mit einer eigenen Währung sich die Wettbewerbsfähigkeit, die Konkurrenzfähigkeit wieder zurückerarbeiten“, sagte er laut Reuters.

Die Ölpreise sind am Mittwoch wieder auf dem Rückzug. Ein Barrel Brent kostete am Morgen 56,53 US-Dollar. Das waren 32 Cent weniger als am Dienstag. Der Preis für ein Fass WTI fiel um 33 Cent auf 52,00 Dollar. Viele Investoren verabschiedeten sich derzeit von riskanteren Anlagen, zu denen auch Rohöl gehöre, hieß es von Händlern. Ein Grund dafür sei der Crash am chinesischen Aktienmarkt.

CropEnergies profitiert von höheren Preisen für Bioethanol

Die Südzucker-Tochter Cropenergies hat in den Monaten März bis Mai mit 4,9 Millionen Euro beinahe acht mal soviel verdient wie im gleichen Vorjahreszeitraum. Das operative Ergebnis verdreifachte sich zugleich auf 13,7 Millionen Euro.

LPKF muss Jahresziele aufgeben

Der Lasertechnikspezialist LPKF hat seine Jahresziele kassiert. Aufgrund einer unerwartet schwachen Nachfrage auch im zweiten Quartal würden die ursprünglich für 2015 prognostizierten Umsatz- und Ergebnisziele nicht mehr erreicht, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Die Prognose für 2016 und darüber hinaus werde überprüft.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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