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13:37 Uhr, 22.07.2015

DAX: Schwache US-Berichtssaison drückt auf die Stimmung

Enttäuschende Quartalsberichte amerikanischer Technologie-Giganten drücken auch den Dax am Mittwoch weiter ins Minus. Auch heute lüften wieder einige Schwergewichte ihre Bücher. Bleiben Enttäuschungen aus, könnten die Kurse wieder nach oben driften.

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DAX

Die Anleger an der Wall Street zeigten sich am Dienstag von den Bilanzen gerade der Tech-Schwergewichte enttäuscht, was auch den deutschen Aktienmarkt belastet. Zuletzt stand der DAX 0,59 Prozent tiefer bei 11.563 Punkten. So gehen auch heute die Gewinnmitnahmen im Deutschen Aktienindex nach der Erholungsrally zum griechischen Abkommen weiter. Die US-Berichtssaison verlaufe derzeit nicht gerade prickelnd, sagte Marktanalyst Robert Halver von der Baader Bank. Deshalb hätten nun einige Anleger die Gelegenheit genutzt, einmal Dampf abzulassen. Insgesamt blieben die Aussichten für den deutschen Aktienmarkt aber positiv, da sich die Wirtschaft hierzulande recht gut entwickele, so Halver. Da wichtige Konjunkturdaten diese Woche Mangelware bleiben, bleibt der Fokus am Markt vor allem auf die Quartalsberichten, heute mit Coca Cola, American Express, Texas Instruments und Boeing, gerichtet.

Thema des Tages

Mit der Einigung im Schuldenstreit hat sich die Gefahr eines Austritts Griechenlands aus der Eurozone ("Grexit") deutlich verringert. Dennoch bleiben Zweifel: Drei Viertel der Führungsspitzen aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung bezweifeln, dass sich mit Athen verbindliche Reformpläne beschließen lassen. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach unter 500 Top-Entscheidern hierzulande. Demnach sieht auch mehr als die Hälfte der Befragten in einem Grexit mehr Chancen für die Eurozone als Risiken.

Einer Erhebung unter Analysten, die die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag veröffentlichte, zufolge hat sich die Gefahr des Grexit lediglich ins kommende Jahr verschoben. 70 Prozent der befragten Ökonomen rechnen im laufenden Jahr nicht mehr mit einem Grexit. Dagegen wollte eine deutliche Mehrheit einen Austritt im kommenden Jahr nicht ausschließen. Bis Ende 2016 sahen nur 29 Prozent der befragten Ökonomen die Gefahr eines Grexits als gebannt an, während 71 Prozent einen Austritt für möglich halten. Keine klare Mehrheit gab es bei der Frage, ob das zur Verhandlung stehende dritte Hilfspaket in einem geschätzten Volumen von etwa 86 Milliarden Euro ausreichend sei. Hier hatten 53 Prozent der Befragten mit "Ja" geantwortet und 47 Prozent mit "Nein".

Griechenlands Premier Tsipras steht heute bei der Umsetzung der Reform- und Sparpläne vor der nächsten Feuertaufe. Nach dem Verlust der Parlamentsmehrheit beim ersten Reformvotum am vergangenen Donnerstag sollen die Abgeordneten am heutigen Abend das zweite von den Gläubigern verlangte Reformpaket billigen. Diesmal geht es um die Modernisierung der Justiz und des Bankenwesens. Die Koalition aus Syriza und der rechten Partei der Unabhängigen Griechen hat nur noch 123 Abgeordnete. Tsipras steht damit faktisch einer Minderheitsregierung vor, die von der Opposition geduldet wird.

Aktien im Blick

Im Zuge der mit Enttäuschung aufgenommenen Apple-Zahlen stehen auch die Titel des Zulieferers Dialog Semiconductor unter Druck (-6,21 %).

Die Papiere des Halbleiterherstellers Infineon leiden unter dem schwachen Ausblick des US-Wettbewerbers Linear Technology und büßen aktuell 4,02 % ein.

Konjunktur

Frankreichs Geschäftsklimaindex hat mit einem Anstieg von 2 Punkten auf 102 Zähler die Erwartungen übertroffen, wie die Statistikbehörde INSEE mitteilte.

Wie das spanische Finanzministerium in Madrid mitteile, kommt das Land dank der besser als erwarteten konjunkturellen Verfassung mit einer deutlich geringeren Neuverschuldung aus als bisher angenommen. Es geht hierbei um zwei Milliarden Euro weniger Schuldenaufnahme als im Dezember errechnet wurde und um insgesamt 53 Milliarden Euro im gesamten Jahr. Damit sollte die angepeilte Verschuldung für 2015 bei 4,2 Prozent vom BIP liegen.

Die Schuldenquote in der Eurozone gemessen am BIP ist zum Ende des ersten Quartals 2015 auf 92,9% gestiegen von 92,0% im Vorquartal.

Wie aus den „Minutes“ der Bank of England zu letzten Zinssitzung hervorgeht, wird das Risiko stärkerer Preissteigerungen im geldpolitischen Ausschuss MPC höher bewertet. „Für einige Mitglieder deuten die mittelfristigen Inflationsrisiken mit Blick auf das Zwei-Prozent-Ziel bei dem gegenwärtigen Leitzins zunehmend nach oben", heißt es.

Währungen

Der Euro notiert aktuell bei 1,0933 Dollar und damit nur leicht unter seinem Vortagesschlusskurs. Nachdem die Gemeinschaftswährung am Dienstag zunächst auf den niedrigsten Stand seit Ende April zurücksetzte, erholte sie sich im Tagesverlauf sukzessive auf über 1,09 Dollar. Nach der Einigung im Schuldenstreit mit Griechenland ist eine Beruhigung auf niedrigem Niveau eingekehrt.

Zum britischen Pfund bleibt der Euro unter Druck. EUR/GBP lässt ein halbes Prozent nach auf 0,6992. In Großbritannien stehen die Zeichen ähnlich wie in den USA auf Zinswende.

Rohstoffe

Der Goldpreis ist am Mittwoch erneut unter die Marke von 1.100 US-Dollar je Feinunze gerutscht. Neben dem starken US-Dollar belastet die Aussicht auf steigende Zinsen in den USA.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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