Fundamentale Nachricht
13:26 Uhr, 08.02.2016

DAX rutscht auf 15-Monats-Tief ab

Die schlechte Anlegerstimmung reißt den deutschen Aktienindex weiter in die Tiefe. Der steigende Euro und die zuletzt wieder fallenden Ölpreise lassen die Investoren am Montag aus Aktien flüchten.

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DAX

Der Deutsche Aktienmarkt ist auf dem Weg nach unten. Der DAX wurde bis Mittag bis auf knapp über der Marke von 9.000 Punkte durchgereicht, bevor es zu einer kleinen Gegenbewegung bis 9.030 Punkte kam. Für Druck auf den Aktienmarkt sorgt vor allem der Verfall des Ölpreises. Experten sprechen von einem weiterhin intakten Abwärtstrend am Markt. Anfang Januar stand der DAX noch bei 10.700 Punkten. Seitdem ging es abgesehen von kleineren Erholungen ausschließlich gen Süden. Angesichts dieser Rahmenbedingungen ist es durchaus nachvollziehbar, dass die Investoren unsicherer werden. Wie das Forschungsinstitut Sentix am Morgen mitteilte, ist die Stimmung der Anleger im Euroraum im Februar weiter auf den tiefsten Stand seit Anfang 2015 gefallen.

Aus charttechnischer Sicht war der heutige zeitweilige Bruch der Unterstützung bei 9.322 Punkten ein starkes Verkaufssignal, wie Jochen Stanzl von CMC Markets, kommentiert. Es könnte das Signal sein, das einen weiteren Rückgang bis 8.300 Punkte in den kommenden Wochen ankündigt. Ein 1.000-Punkte-Rutsch sei technisch betrachtet nicht unmöglich.

Thema des Tages

Der sentix Konjunktur-Index für den Euroraum verliert im Februar erneut 3,6 Punkte und notiert damit bei nur noch +6 Punkten, wie das Forschungsinstitut am Montag mitteilte. Die Lagebeurteilung fällt zum dritten Mal in Folge und notiert auf dem tiefsten Stand seit April 2015. Die Erwartungswerte trifft es noch härter. Mit +1,5 Punkten liegen sie so tief wie zuletzt im November 2014. Die Eurozone sei nicht immun gegen den Dynamikverlust in der globalen Wirtschaft, kommentierte Sentix die Umfragewerte. Die deutsche Wirtschaft kühle sich merklich ab, der gesamte Euroraum befinde sich jedoch noch im Aufschwung. Nicht nur die Schwellenländer, auch die USA sähen sich einer Konjunkturschwäche gegenüber. Die globale Konjunktur stehe "auf der Kippe“.

Bemerkenswert ist laut den Forschern, dass die Ankündigungen der Notenbanken mit geplanten weiteren Zinsmaßnahmen (EZB) oder auch mit konkreten Umsetzungsentscheidungen (Bank of Japan) die Wirtschaft positiv beeinflussen zu können, derzeit bei den Investoren und Wirtschaftsteilnehmern verpuffen. Vielmehr dominierten zwei andere Faktoren derzeit negativ die Szenerie: Zum einen die Zinserhöhung der Fed aus dem Dezember 2015, die inzwischen von der Mehrheit der Anleger als großer Fehler angesehen werde. Zum anderen belaste auch die Lage der Rohstoffmärkte sowie der Emerging Markets die Zukunftsaussichten der Anleger. Der gemeinsame Nenner dieser Negativfaktoren liegt in einem zu festen US-Dollar. Aus Sicht der von sentix befragten Anleger erscheint eine weiter Fortführung der Geld- und Wechselkurspolitik der letzten zwei Jahre nicht die geeignete Maßnahme um die gegenwärtige, negative Dynamik der globalen Konjunktur zu brechen.

Aktien im Blick

Durch die Reihe geben die DAX-Titel derzeit nach. Adidas erwischen es mit akt. 2,4 % Verlust. JPMorgan hat nach der jüngsten Kursrally zu Gewinnmitnahmen geraten.

Zu den größeren Verlierern gehörten wegen der anhaltenden Konjunktursorgen auch die Banken. Die Aktien der Deutschen Bank büßen zur Stunde knapp 3 % ein, die Commerzbank verbilligt sich sogar um 5,78 %.

Am wenigsten muss heute die Aktie der Münchener Rück „leiden“. Das Papier lag lange im Plus und gibt akt. 0,24 % ab. Die Credit Suisse hatte sich positiv zu den Geschäftszahlen geäußert.

Konjunktur

Deutschland und sechs weitere Staaten haben die EU zum Schutz der europäischen Stahlindustrie aufgefordert. Laufende Anti-Dumping-Verfahren gegen Russland und China müssten beschleunigt werden.

Die Zentralbank-Chefs von Deutschland und Frankreich, Weidmann und Villeroy de Galhau, haben sich für ein gemeinsames Finanzministerium für den Euroraum ausgesprochen. Die Ökonomen plädieren in einem Gastbeitrag für die SZ dafür, dass die Euro-Länder in erheblichem Maße Souveränität und Befugnisse auf die europäische Ebene übertragen. Zudem seien entschlossene Programme für Strukturreformen auf nationaler Ebene, eine ambitionierte Finanzierungs- und Investitionsunion sowie ein verbesserter wirtschaftspolitischer Ordnungsrahmen im Euro-Raum vonnöten.

Chinas Devisenreserven haben sich im Januar weiter vermindert. Um den Wechselkurs des Yuan zu stützen, hat die Zentralbank knapp 100 Milliarden US-Dollar verkauft. Mit nun 3,23 Billionen Dollar verfügt die Volksrepublik aber noch immer über den größten Bestand an fremden Währungen auf der Welt.

Währungen

Der US-Dollar fällt zu Wochenbeginn auf breiter Basis zurück. EUR/USD notierte bislang bei 1,1183 im Hoch, während GBP/USD bis zuhöchst 1,4547 zulegte. USD/JPY stieg zunächst bis 117,53 im Hoch, bevor das Währungspaar im weiteren Handelsverlauf die Richtung wechselte und nach einem enttäuschenden japanischen Economy Watchers Sentiment und schwachen Zuwächsen bei den Nettoeinkommen nun ebenfalls schwächer notiert (im Tief bei 116,67).

AUD/USD macht zu Wochenbeginn nach einem Anstieg der ANZ-Stellenausschreibungen einen Teil der deutlichen Verluste vom Freitag wieder wett. Vom Tief bei 0,7060 legt das Währungspaar bislang bis 0,7128 im Hoch. USD/TRY erholt sich trotz eines deutlichen Anstiegs der türkischen Industrieproduktion weiter von seinem am vergangenen Donnerstag bei 2,8875 erreichten Achtwochentief und notierte bislang bei 2,9286 im Hoch.

Rohstoffe

Die Ölpreise sind am Montag wieder auf Talfahrt. Am Mittag kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent 33,38 US-Dollar. Das waren 68 Cent weniger als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI stieg um 52 Cent auf 30,37 Dollar. Nach wie vor belasten die Aussicht auf stärkere Ölexporte aus dem Iran nach dem Ende der Wirtschaftssanktionen und rekordhohe Ölreserven in den USA die Ölpreise.

Gold gilt weltweit als Krisenwährung. Entsprechend steigt der Preis angesichts der wachsenden Konjunktursorgen an den Börsen weiter an. Gold legt um ein halbes Prozent auf 1.177 US-Dollar/ je Feinunze zu.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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