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13:06 Uhr, 26.06.2015

DAX: Neue Deadline für Griechenland an diesem Wochenende

Der Dax dämmt am Mittag sein anfängliches Minus ein. Erstaunlich: Auf Wochensicht winkt dem Index trotz der ungelösten Griechenland-Frage ein Plus von dreieinhalb Prozent.

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Angesichts der noch immer ungelösten Griechenland-Problematik halten sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt verständlicherweise bedeckt. Was den Ausgang eines erneuten „alles entscheidenden Treffens am Wochenende“ angeht, ist nach dem gestrigen Tag wieder alles offen. Noch aber scheint es so, als würden die Marktoptimisten das Zepter in der Hand halten, die auf eine Einigung in letzter Minute setzen. Die Verluste beim Marktbarometer DAX halten sich am Mittag jedenfalls noch in Grenzen. Darüber hinaus drückt ein erneuter Kursrutsch an Chinas Börsen auf die Stimmung der Investoren hierzulande. Die Sorgen um ein Platzen der Aktienblase haben am Freitag zu einem Ausverkauf geführt. Der CSI-300 brach in der Spitze um 7,87 Prozent, der Shanghai Composite um 7,40 Prozent ein. Ansonsten steht die mögliche Übernahme des Düngemittel- und Salzherstellers K+S durch die Potash Corp. im Blickpunkt der Marktteilnehmer.

Thema des Tages

Noch einmal wurde bei den Verhandlungen mit Griechenland ein neues Treffen arrangiert. Es soll sich aber „definitiv“ um die letzte Chance für das von der Pleite bedrohte Land handeln, um mit den Geldgebern eine tragfähige Lösung zu vereinbaren. Eurogruppenchef Dijsselbloem sagte, die Entscheidung zu Griechenland müsse am Samstag fallen, sonst „ist es zu spät“. Dijsselbloem verwies darauf, dass ein Deal noch von einigen nationalen Parlamenten gebilligt werden müsse, darunter von Griechenland und Deutschland. Auf die Frage, ob eine Einigung noch möglich sei, sagte der Niederländer: „Ja, das geht noch.“ Der slowakische Finanzministers Kazimir ergänzte: „Wenn es bis Sonntag keine Einigung gibt, muss sich die Eurogruppe mit den technischen Details für den Bankrott Griechenlands befassen“.

Am kommenden Dienstag läuft das aktuelle Hilfsprogramm für Griechenland ab. Aus dem Umfeld der Regierung in Athen hieß es, Ministerpräsident Tsipras treffe an diesem Freitag in Brüssel außerplanmäßig erneut mit Merkel und dem französischen Präsidenten Hollande zusammen.

Worte des Wirtschaftsberaters der linken Syriza-Partei, Paraskevopoulos, im deutschen Fernsehen legen aber nahe, dass die Konfliktparteien vor quasi unlösbaren Aufgaben stehen. Paraskevopoulos sagte im ZDF-Morgenmagazin, Griechenland habe sehr viele Zugeständnisse gemacht in den letzten Monaten. Nun sei Schluss damit!

Aktien im Blick

Die Aktien von K+S erlebten heute ein wahres Kursfeuerwerk. Der kanadische Wettbewerber Potash hat Interesse am Kasseler Salz- und Düngemittelhersteller bekundet und ködert die Anleger laut Medienberichten mit einer dicken Übernahmeprämie. Potash habe mehr als 40 Euro je Aktie geboten, berichtete Bloomberg. Die Aktie von K+S sprang zuletzt um satte 27,88 % nach oben. Anleger spekulieren offenbar, dass Potash angesichts der Ablehnung des Angebots nachlegen bzw. dass weitere Bieter ins Rampenlicht rücken.

Der Infineon-Branchenkollege Micron Technology schreckt die Gemeinde mit einer Umsatzwarnung auf, was auch die Aktien der Münchner nach unten zieht - aktuell um -0,80 %.

Konjunktur

In Frankreich hat es einen Anschlag gegeben, bei dem mindestens ein Mensch getötet worden sein soll. Mehrere Gasbehälter einer Fabrik in der Nähe von Lyon seien explodiert. Weiteren Berichten zufolge wurden auf dem Gelände ein abgeschnittener Kopf und eine Flagge mit arabischen Inschriften gefunden.

Das Wachstum der Geldmenge M3 hat sich im Mai in der Eurozone überraschend auf plus 5,0 Prozent abgeschwächt. Im Vormonat lag die Beschleunigung noch bei plus 5,3 Prozent.

Die Kreditvergabe der Banken der Eurozone lag im Mai 0,5 Prozent höher als im Vorjahresmonat, nach keiner Veränderung im Vormonat. Die lockere Geldpolitik der EZB soll auch die schwache Kreditvergabe anschieben.

Währungen

Am Devisenmarkt stehen die Notierungen von EUR/USD vor dem Wochenende nahezu still. Die Investoren halten sich angesichts der weiteren Verhandlungen mit Griechenland am Wochenende mit neuen Positionen zurück, so dass sich EUR/USD daher in einer relativ engen Handelsspanne zwischen 1,1177 und 1,1220 bewegt.

Der Schweizer Franken ist in der Krise gefragt. USD/CHF weist mit einem Tagesminus von aktuell rund 0,40 Prozent (im Tief bei 0,9314) unter den Majors heute die größte Bewegung auf. NZD/USD konsolidiert weiterhin seine seit Ende April gemachten Verluste, die das Währungspaar am 23. Juni 2015 bei 0,6809 ein Fünfjahrestief erreichen ließen. Zum Wochenschluss konnte das Währungspaar nach Bekanntgabe überraschend positiv ausgefallener neuseeländischer Handelsbilanzdaten ein wenig Boden gutmachen und notierte bei 0,6911 im Hoch.

Rohstoffe

Die Ölpreise kamen in der laufenden Woche etwas unter Druck, nachdem der wöchentliche Lageraufbau von Benzin in den USA doppelt so hoch wie erwartet ausgefallen war. Allmählich rückt der Atomstreit mit dem Iran wieder in den Mittelpunkt: Eine wahrscheinliche Einigung am 30. Juni dürfte mittelfristig die iranischen Ölexporte beleben und das Ölangebot auf dem Weltmarkt weiterhin erhöhen. Das Barrel Brent Crude notiert aktuell knapp über 63,00 US-Dollar.

Palladium gibt vor dem Hintergrund eines unerwartet hohen südafrikanischen Minenausstoßes und Sorgen bezüglich des Autoabsatzes in China am Freitag weiter nach und fällt auf ein Zweijahrestief bei 671 Dolar/Unze. Alleine in den letzten vier Wochen fiel der Preis für das Edelmetall um fast 14 Prozent.

Das Überschreiten der Marke von 1.200 Dollar für die Feinunze Gold in der vergangenen Woche blieb ein kurzes Intermezzo, nachdem die Marktteilnehmer wieder Hoffnung auf eine Einigung mit Griechenland schöpften. Die chinesische Goldnachfrage könnte sich vor dem Hintergrund des jüngsten Einbruchs des bisherigen Anlagefavoriten „A-Shares“ jedoch bald beleben.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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