DAX mit der Kraft der drei Herzen
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Das zweite Quartal verlief an den Kapitalmärkten nahezu spiegelverkehrt zum ersten. Verbuchten zu Jahresbeginn noch nahezu alle Vermögensklassen, insbesondere Aktien und Rohstoffe, durch die Liquidität der Europäischen Zentralbank dicke Gewinne, dominierten im zweiten Quartal wieder die Angst um die Eurozone sowie weltweite Konjunktursorgen. Die meisten Aktienmärkte gaben ihre Gewinne nahezu vollständig wieder ab. Der EuroStoxx50, der auch die Länder Südeuropas und Frankreich umfasst, rutschte sogar über 10 Prozent in die Verlustzone. Zum Halbjahresende verbuchten der DAX und die US-Indices rund 10 Prozent Plus, der EuroStoxx50 hingegen lag 3 Prozent im Minus. Vor allem Rohstoffe verloren kräftig um rund 7 Prozent in der Summe. In der Spitze verloren jedoch Rohöl rund 30 Prozent, das wichtige Industriemetall Kupfer 15 Prozent und sogar Gold schwächte sich um 10 Prozent ab.
Zweites Halbjahr wird besser als befürchtet
Die Hauptsorgen der Marktteilnehmer beruhen auf einer weiteren Abschwächung der Konjunktur in Europa, USA und China und damit verbundenen Gewinneinbrüchen der Unternehmen, vor allem aus der Export- und zyklischen Industrie – womit wir beim DAX wären, der sehr stark von solchen Branchen dominiert wird.
Was die Makro-Seite betrifft, so sind alle Notenbanken der Welt auf expansive Geldpolitik umgeschwenkt. Vor 12 Monaten waren noch 50 Prozent restriktiv. Selbst die chinesische Notenbank hat nach der jüngsten Konjunkturschwäche erstmalig seit der Finanzkrise vor vier Jahren den Leitzins sowie die Mindestreservesätze gesenkt, was sich auch weiterhin fortsetzen wird. Die Auswirkungen dieser Geldpolitik werden wir erst in den nächsten Quartalen spüren. Weiteren Spielraum für die Geldpolitik lassen auch die zurückgehenden Inflationserwartungen.
In den USA stabilisiert sich der Immobilienmarkt, welcher für die Vermögenssituation und für den privaten Konsum eine wesentliche Rolle spielt, ebenfalls das erste Mal seit 2007. Darüber hinaus stützen die gefallenen Rohstoff- und Benzinpreise den privaten Konsum und entlasten die Kostenbilanz der Unternehmen. Dieser Zusammenhang gilt auch für deutsche Unternehmen der produzierenden Industrie, deren Hauptkostenfaktor die Rohstoffpreise sind. Dem exportlastigen DAX hilft auch der schwächer werdende Euro. In Ergänzung mit historisch günstigen Finanzierungskosten (Zinsen) und einer vorsichtigen Produktion auf Lager, erweitert sich der Spielraum für Unternehmensgewinne auch bei fortschreitender (moderater) Konjunkturschwäche. Auf jeden Fall hat sich die Schere zwischen der vom Markt implizit unterstellten Gewinne und der von Analysten prognostizierten Gewinne über die nächsten zwölf Monate weit geöffnet. Normal ist aber ein enger Gleichlauf. Dies bedeutet, der DAX hat in der Kursentwicklung bereits einen 20 prozentigen Gewinneinbruch vorweggenommen. Wir gehen jedoch von einem weiteren moderaten Gewinnanstieg aus, was dem DAX ein signifikantes Erholungspotenzial eröffnet. Immerhin wird der DAX für die 2012er Gewinne mit einem KGV von unter 10 und für 2013 von unter 9 (!) bewertet.
Schlechte Stimmung stabilisiert
Die kurzfristige Stimmung der Anleger für deutsche Aktien (sentix) hat sich nach den EU-Gipfel-Beschlüssen leicht aufgehellt, die mittelfristigen Erwartungen trüben sich jedoch weiter ein. Was in der Regel ein schlechtes Zeichen für die weitere Entwicklung ist, schätzen wir ausnahmsweise als stabilisierend ein. Im Kontext mit der Marktentwicklung im Juli/August 2010 und 2011 sind viele Anleger vorsichtig positioniert bzw. haben Absicherungsmaßnahmen für die Sommermonate getroffen. Ein heftiger Einbruch wie im letzten Jahr sollte diesmal ausbleiben – Schwankungen nicht ausgeschlossen. Außerdem spricht nahezu niemand von einer „Sommerrallye“ an den Aktienmärkten. Was sich nach den Erfahrungen der letzten Jahre kaum einer vorstellen kann, war in früheren Zeiten durchaus üblich. Ein Kontra-Indikator!
Charttechnisch hellt sich das Bild auf
Nach der dreimonatigen Korrektur des fulminanten Jahresstarts erreichte der DAX am 05.06. sein bisheriges Jahrestief bei rd. 5.900 Punkten. Der EU-Gipfel am vergangenen Freitag hat dann, durch einen weiteren Schritt in die Haftungsunion – (der ESM darf direkt Banken retten) – eine heftige Rallye ausgelöst, die den DAX nach einem Eröffnungs-Gap in eine dynamische Aufwärtsbewegung führte. Dabei wurden die 200- und die 250-Tage-Linie sowie die mittelfristigen Abwärtstrends geknackt. Aktuell hängt der Index an seiner 90-Tage-Linie bei knapp 6.600. Wir erwarten nach einer Konsolidierung des Anstiegs, in der Tendenz weiter steigende Kurse.
Im Vorfeld der Quartalsberichtssaison sollten Anleger also eine signifikante Aktienquote anstreben, um auch für steigende Kurse gewappnet zu sein. Es ist jedoch ratsam sich bei steigenden Kursen auch immer wieder antizyklisch mit Put-Optionen partiell abzusichern, um nicht prognostizierbare politische Unwetter besser zu überstehen.
Quelle: GECAM
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