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13:07 Uhr, 16.12.2015

DAX: Läutet die Fed heute die Weihnachtsrally ein?

Mit großer Wahrscheinlichkeit wird die US-Notenbank heute Abend verkünden, die Fed Funds Target Rate anzuheben. Mit Spannung wartet der Markt auch darauf, welche Hinweise Fed-Chefin Yellen auf das Tempo der Leitzinsanhebungen geben wird. Trifft sie die richtigen Töne, könnte es am Markt heiß hergehen.

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Heute Abend entscheidet sich, ob der deutsche Aktienindex nach den jüngsten Rückschlägen das Jahr doch noch zufriedenstellend abschließen kann oder nicht. Die Fed tritt zum Highlight-Termin am Jahresende zusammen und könnte zum ersten Mal seit knapp zehn Jahren an der Zinsschraube gen Norden drehen. Mit Spannung wartet der Markt neben der wahrscheinlichen Zinsanhebung auch darauf, welche Hinweise Fed-Chefin Janet Yellen auf das Tempo der Leitzinsanhebungen geben wird. „Maßgeblich wird sein, wie diese mittlerweile hochstilisierte Zinswende in den USA von der Notenbank „verkauft“ wird“, heißt es von der NordLB. Wie wird der Tenor des FOMC-Statement lauten und mit welchen Worten wird Janet Yellen auf die Maßnahme begründen? „Sollte die Fed stärker und womöglich schneller an der Zinsschraube drehen als bisher gedacht, könnte die Börse noch einmal stark schwanken“, erwartet ein Experte von Kliegel & Hafner. Sollte Yellen aber nur einen behutsamen und moderaten Zinspfad in Aussicht stellen, also verbal die richtigen Töne treffen, könnte dies andererseits auch der Auftakt für eine Weihnachtsrally sein. "Janet Yellen und ihr Kollege William Dudley haben angedeutet, dass die Zinswende als Zeichen des Vertrauens in die Fassung der Ökonomie zu verstehen ist. Daher dürfte die erwartete Zinsanhebung Aktien und die Schätzungen zu den Unternehmensgewinnen bis zum Jahresende und ins Jahr 2016 stützen", zitiert Dow Jones Newswires den Chefmarktstrategen Colin Cieszynski von CMC Markets. Im Vorfeld des Termins hielten sich die Anleger lange bedeckt, zuletzt kam aber etwas Kaufstimmung auf.

Charttechnik

Die gestern begonnene Kaufwelle im DAX kann heute, wenn auch mit deutlich angezogener Handbremse, weiter fortgesetzt werden. Oberhalb von 10.410 Punkten ist die Aufwärtsbewegung intakt, so dass im Tagesverlauf neue Hochs erklommen werden könnten. Eine gewisse Ruhe verwundert angesichts der heute anstehenden Zinsentscheidung in den USA aber nicht. Ein nächster Widerstand lauert aktuell um 10.570 Punkte, gefolgt von 10.665/700 Punkten.

Thema des Tages

Mit großer Wahrscheinlichkeit wird die US-Notenbank heute Abend verkünden, die Fed Funds Target Rate um 25 Basispunkte auf 0,50 Prozent anzuheben. Dieser Schritt ist von den Mitgliedern des Offenmarktausschusses der Fed gut vorbereitet worden und steht im Einklang mit der wirtschaftlichen Belebung, insbesondere auf dem US-Arbeitsmarkt, so dass der erste Zinsschritt seit 2006 keine Überraschung darstellen würde. „Da sich der US-Arbeitsmarkt zuletzt weiter verbessert hat, gibt es keinen Grund, die Zinserhöhung aufzuschieben", sagt Viola Julien, Analystin bei der Helaba. Für die meisten Experten ist die Zinserhöhung auch richtig. Denn eine zu aggressive lockere Geldpolitik kann gefährliche Nebenwirkungen haben und etwa Unternehmen zu riskanten Geschäften verleiten.

Aber andererseits weiß niemand, wie die Märkte auf den Abschied von der Nullzinspolitik reagieren werden. Es gibt natürlich auch Risiken eines solchen Schritts. „Es ist zweifellos ratsam, sich anzuschnallen", sagt Ulrich Leuchtmann, Analyst bei der Commerzbank. Die robuste US-Wirtschaft insgesamt dürfte eine Zinsanhebung allerdings recht gut verkraften. Anders sieht es bei Schwellenländern aus, von denen einige wirtschaftlich angeschlagen sind. „In diesen Ländern kam es gemessen am Bruttoinlandsprodukt seit 2007 zu einer annähernden Verdoppelung der Kredite an Haushalte", sagen Ökonomen vom Kieler Institut für Weltwirtschaft. Auch die Unternehmensverschuldung sei zum Teil stark ausgeweitet worden. Die Aussicht auf die Zinswende lässt schon jetzt Geld aus den Schwellenländern abfließen, wodurch deren Währungen zum großen Teil zum US-Dollar abstürzen.

Aktien im Blick

Neuen Ärger für VW: Das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) ermittelt gegen den VW-Konzern. Laut Medien interessiert die Behörde die Frage, ob VW EU-Mittel für Forschung und Entwicklung zweckentfremdet und damit möglicherweise rechtswidrig eingesetzt habe. Die Aktie leidet unter den Nachrichten und gibt derzeit 0,90 % ab.

Analysten loben die Auftragsentwicklung zum Jahresende und den Dividendenvorschlag des Medizintechnik-Herstellers Carl Zeiss Meditec. Die Zahlen und der Ausblick sorgen für ein Kursfeuerwerk von 6,50 %.

Konjunktur

Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor in der Eurozone fiel im Dezember um 0,2 Punkte auf 54,0 Zähler, wie das Forschungsinstitut Markit mitteilte. Volkswirte hatten mit einer Stagnation gerechnet. Der Indikator weiterhin deutlich über der Wachstumsgrenze von 50 Punkten.

Die chinesische Zentralbank (PBoC) rechnet mit einem Wirtschaftswachstum von 6,9 Prozent in diesem Jahr und 6,8 Prozent im kommenden Jahr.

Der neuesten Konjunkturprognose des DIW Berlin zufolge dürfte das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland nach einem Anstieg um 1,7 Prozent in diesem Jahr auch im kommenden Jahr um diesen Wert wachsen. Für das Jahr 2017 erwarten die Forscher ein Plus von 1,5 Prozent.

Währungen

Der US-Dollar profitiert weiterhin von der Aussicht auf die US-Zinsanhebung am heutigen Mittwoch. EUR/USD notierte bislang bei 1,0913 im Tief. GBP/USD erreichte nach einem gemischten britischen Arbeitsmarktbericht bislang zutiefst 1,4986. In UK lag die Arbeitslosenquote im Oktober bei 5,2 Prozent.

USD/JPY notierte unterstützt von einem leichten Anstieg des japanischen Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe bislang bei 122,11 im Hoch. USD/CHF fällt nach Veröffentlichung eines starken schweizerischen ZEW-Index hingegen bis bislang 0,9862 im Tief zurück.

Rohstoffe

Die Ölpreise stehen heut erneut unter Druck und geben ihre gestrigen Gewinne wieder ab. Es belastet die Perspektive, dass Anfang 2016 zusätzliches Öl aus den USA und dem Iran an den Markt gelangen könnte. Der US-Kongress hat sich in der Nacht auf die Abschaffung des seit 40 Jahre geltenden Exportverbots für US-Rohöl verständigt. Die Abstimmung darüber soll morgen stattfinden. Danach muss US-Präsident Obama das Gesetz noch unterzeichnen

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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