DAX: Kommt es nun zum Grexit? Ökonomen sind sich uneins
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DAX
Das Ergebnis des Referendums in Griechenland war eindeutig: ein „Nein“ zu den Reformauflagen der Gläubiger. Was folgt daraus? Kommt es nun zu einem Grexit? Die Unsicherheit über die weitere politische Entwicklung in dem hoch verschuldeten Land drückt gewaltig auf die Stimmung an den Finanzmärkten. Der Rücktritt des griechischen Finanzministers Gianis Varoufakis wurde dabei von Börsianern aber als Stütze für den Markt gesehen. Der DAX notierte zuletzt nur noch 1,40 Prozent tiefer bei 10.904 Punkten. Vorbörslich war er zeitweise noch mehr als 3 Prozent unter dem Freitagsschluss gehandelt worden.
Thema des Tages
Bei der Volksabstimmung am Sonntag hatte eine klare Mehrheit der Griechen gegen die strikten Sparvorgaben der Gläubiger gestimmt. Der griechische Ministerpräsident Tspiras sieht nun seine Position gestärkt und forderte neue Zugeständnisse der Geldgeber. Die Bereitschaft, der griechischen Regierung mit einem erneuten Hilfsprogramm finanziell zur Seite zu stehen, dürfte in den meisten Ländern der Eurozone mit diesem Ergebnis gesunken sein. Einzelne Politiker haben bereits in den vergangenen Tagen durchblicken lassen, dass es keinen Referendumsrabatt geben wird. Ein Ende der Solidarität mit dem griechischen Volk ist zwar unwahrscheinlich, ein Ausschluss von Ansteckungsgefahren für die anderen Eurozone-Länder steht aber im Vordergrund.
Für etliche Ökonomen ist nun sogar die Wahrscheinlichkeit eines Austritts Griechenlands aus der Währungsunion deutlich gestiegen. Über die Konsequenz eines solchen Schrittes herrschen unterschiedliche Auffassungen: Sie reichen von lediglich kurzfristigen Verwerfungen bis hin zu der Furcht vor einer lang anhaltenden Vertrauenskrise in der Europäischen Union. „Ein Grexit ist besser als ein fauler Kompromiss in Grundsatzfragen, der die Währungsunion wirtschaftlich schwächt", sagte Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Aus Sicht der Geberländer sei dieser Weg verkraftbar. Dennis Snower, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) warnte aber, ein Grexit könne Griechenland zu einem Hort der Instabilität an der Außengrenze Europas werden lassen. Deshalb müsse es weitere Verhandlungen geben.
Aktien im Blick
Nach dem griechischen Votum stehen heute besonders Bankenwerte unter Druck. Anteilsscheine der Deutschen Bank (-2,93 %), der Commerzbank (-3,34 %) und der Aareal Bank (-2,34 %) gehörten zu den Schlusslichtern ihrer jeweiligen Indizes.
Die K+S-Aktie hat sich im schwachen Marktumfeld mit -0,19 % wacker gehalten. Dank des Übernahmeangebots des Düngerhersteller Potash bleibt die Aktie im Fokus. K+S lehnte das Angebot bisher ab. Nun könnten die Kanadier nachlegen.
Konjunktur
In der Eurozone hat sich die Stimmung von Finanzinvestoren trotz der Zuspitzung der Griechenlandkrise verbessert. Der vom Forschungsinstitut Sentix erhobene Konjunkturindex für den Währungsraum legt im Juli zum Vormonat um 1,4 Punkte auf 18,5 Punkte zu. Der Gesamtindex für Deutschland verharrte bei 26,8 Punkten, nachdem er zuvor drei Monate in Folge gefallen war.
Laut Medienberichten rechnet das griechische Finanzministerium in diesem Jahr mit einem BIP-Rückgang um 0,5 Prozent.
Währungen
Der Euro hat am Montag an Boden gutgemacht und sich von einem tiefen Sturz in der Nacht wieder erholt. EUR/USD Kurs notierte im Mittagshandel bei 1,1030 und damit um 0,46 Prozent leichter, nachdem er zuvor auf ein Wochentief von 1,0970 gefallen war. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitagmittag auf 1,1096 Dollar festgesetzt.
Der Euro verlor gegenüber dem Yen heute ebenfalls, bevor er sich wieder aufrappeln konnte. Zur Stunde notiert EUR/JPY bei 135,28 und damit um 1 Prozent fester. Die japanische Regierung und die Notenbank stehen nach eigenen Aussagen bereit, um mögliche Turbulenzen nach dem Griechenland-Referendum abzufangen.
Rohstoffe
Die Ölpreise sind am Montag stark gesunken. Nach einem deutlichen Rückgang am Morgen fiel der Kurs im Laufe des Vormittags weiter. Ein Barrel Brent kostete am Mittag 58,95 US-Dollar. Das waren 1,37 US-Dollar weniger als am Freitag. Der Preis für ein Fass WTI fiel um 2,44 Dollar auf 54,50 Dollar. Beide Ölpreise befinden sich damit auf dem tiefsten Stand seit Mitte April. Analysten der Commerzbank führen den Preisrückgang auf das "Nein" der griechischen Bevölkerung beim Referendum am Sonntag, auf das Minus an den chinesischen Aktienmärkten und auf das weiterhin bestehende Überangebot zurück.
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