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18:50 Uhr, 30.07.2009

Dax: Kaufpanik

Frankfurt (BoerseGo.de) – Der Aktienmarkt scheint derzeit nur eine Richtung zu kennen: Steil nach oben. Daran konnten heute auch durchwachsen ausgefallene Zahlen von BASF, Siemens und MAN nichts ändern. Viel mehr freuten sich die Anleger über die guten Zahlen von Volkswagen, und auch die Deutsche Post hat es offenbar den meisten recht gemacht. Nach einer kurzen Verschnaufpause am Vormittag nahm der DAX nach positiven Daten zum Konjunkturklima im Euroraum wieder Fahrt auf. Obwohl die am frühen Nachmittag gemeldeten Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA ein ähnlich schlechtes Bild zeigten wie die Daten zur Arbeitslosigkeit in Deutschland, liesen sich die Börsianer die Feierlaune nicht verderben, und beschlossen kurzerhand diese positiv aufzufassen.Kurz vor 16 Uhr durchbrach der DAX dann dynamisch die Spanne von 5.304-5.325 Punkten, um im Hoch mehr als 5.390 Zähler zu erreichen.

Über die genauen Gründe für die anhaltende Rallye gehen die Meinungen auseinander. Einige Marktbeobachter sprechen von Short-Eindeckungen, andere sehen einen rein liquiditätsgetriebenen Markt. Zu viele Anleger aus dem institutionellen Lager hätten den bisherigen Aufschwung verpasst, und würden nun nach dem Bruch wichtiger charttechnischer Marken beinahe panisch in den Markt drängen. Auf fundamentaler Ebene mehren sich in den vergangenen Wochen tatsächlich die Anzeichen einer konjunkturellen Aufhellung, und auch die Berichtssaison ist bisher überwiegend positiv verlaufen, der DAX dankt es mit einem einem Plus von 1,7 Prozent auf 5.360 Punkte.

Vor allem konjunktursensible Werte können von dem aufgeflammten Optimismus profitieren, und waren heute entsprechend gesucht. So gewinnt der Stahlwert ThyssenKrupp 5,6 Prozent, Konkurrent Salzgitter muss sich mit 3,3 Prozent Plus begnügen. Freude über das Zahlenwerk von Volkswagen hievt die Aktien um 5,6 Prozent in die Höhe. Der Wolfsburger Autobauer hat das zweite Quartal dank der Abwrackprämie mit Gewinn abgeschlossen, und will seinen Marktanteil im Jahresverlauf weiter steigern. Vorfreude auf die Bilanz der Deutschen Post und freundlich aufgenommene Daten zum internationalen Frachtaufkommen machten die Anteilsscheine heute lange Zeit zum Spitzenreiter im DAX, am Ende stand ein Gewinn von 5,3 Prozent. Aufschläge von mehr als drei Prozent verzeichnen auch Bayer, Deutsche Telekom, Eon und RWE.

Die rote Laterne im DAX hielt heute den ganzen Tag über BASF nach enttäuschenden Zahlen und einem düsteren Ausblick. Allerdings konnten die Verluste im Tagesverlauf deutlich reduziert werden, die Aktie geht mit einem Minus von 1,75 Prozent aus dem elektronischen Handel. Abwärts ging es auch für den Nutzfahrzeugriesen MAN, der im zweiten Quartal nur knapp an der Verlustzone vorbei schrammte. In Verbindung mit einem negativen Ausblick war die Aktie am Morgen zunächst auf Talfahrt gegangen, schloss dann aber nur mit einem marginalen Abschlag von 0,39 Prozent. Trotz eines schlechten Geschäftsverlaufs drehten die Papiere von Siemens am Nachmittag noch mit 0,39 Prozent ins Plus, hier machten der schlechte Auftragseingang und das mögliche Verfehlen der Margenziele Sorgen.

In der zweiten Reihe machte heute die Postbank mit einem Minus von 3,53 Prozent von sich reden, während der M-DAX 2 Prozent zulegen konnte. Das Bankhaus beendete das zweite Quartal tief in den roten Zahlen, und auch einen optimistischen Ausblick wollte es nicht geben. Auch Wacker Chemie enttäuschte die Investoren mit einem hohen Verlust, und wurde deshalb mit einem Abschlag von 2,43 Prozent bedacht. Ohne neue Nachrichten setzten sich derweil Demag Cranes mit einem satten Aufschlag von 10,77 Prozent an die Indexspitze. Obwohl die Zahlen von GEA die Erwartungen leicht verfehlten, langten die Anleger zu und sorgten für einen Kursgewinn von 8,2 Prozent. Der Titel sei günstig bewertet, der Auftragseingang besser als erwartet, und ausserdem wolle das Unternehmen Stellen streichen, hieß es zur Begründung. Auch für Pfleiderer konnte man sich erwärmen, der Titel gewinnt 8,7 Prozent.

Größter Gewinner im TEC-DAX waren die Titel des RFID-Spezialisten Smartrac, die nach Zahlen um 8,9 Prozent zulegen konnten. Gefragt waren auch QSC, für die es um 8,84 Prozent nach oben ging. Eine Berg- und Talfahrt machten die Papiere von Infineon, die von einer ganzen Reihe von Meldungen durchgeschüttelt wurden. Unter anderem war zu hören, der ersehnte Apollo.Einstieg könne scheitern, da das Unternehmen bereits zu hoch bewertet sei. Zunächst verlor die Aktie daraufhin mehr als 6 Prozent, dann überlegten es sich die Anleger aber doch anders und zahlten am Schluss 4,4 Prozent mehr für die Anteile als am Vortag. Abgeschlagen am Indexende notierten heute ohne neue Nachrichten Medigene mit minus 2,6 Prozent. Unbeliebt waren auch Quiagen, die 1,6 Prozent abgaben, während der TEC-DAX insgesamt ein Plus von 2,27 Prozent verzeichnete.

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