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13:32 Uhr, 22.02.2016

DAX: Käufer melden sich eindrucksvoll zurück

Der DAX macht zu Wochenbeginn deutlich an Boden gut. Ist dies nun der Auftakt für die lang ersehnte Trendwende? Für Entwarnung sei es noch zu früh, mahnen Experten.

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Zu Wochenbeginn präsentieren sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt ausgeruht und voller Tagendrang. Der Deutsche Aktienindex legte in den ersten zwei Handelsstunden eine Intradayrally von knapp 200 Punkten auf 9.580 Zähler aufs Parkett und hielt dieses Niveau auch bis Mittag. Zuletzt ließ die Dynamik etwas nach, der DAX notierte gegen 13 Uhr bei ca. 9.550 Punkten (+1,94 %). Gute Vorgaben aus Asien und ein festerer Ölpreis lockten neue Käufer an. Damit trotzen die Anleger auch den rückläufigen Einkaufsmanagerindizes aus der Eurozone, die am Vormittag veröffentlicht wurden. Ist die neue Kauflust nun der Auftakt für die lang ersehnte Trendwende am deutschen Aktienmarkt? Für Entwarnung sei es noch zu früh, glauben die Experten von Feingold Research. Bisher handele es sich nur um eine technische Erholung, ein Mix aus Schnäppchenjägern und Short-Eindeckungen, die den DAX antreiben würden.

Charttechnik

Gleich zu Wochenbeginn kann der DAX nach nur einem Korrekturtag am vergangenen Freitag die Erholung wieder aufnehmen und auf ein neues Hoch klettern. Innerhalb der Aufwärtsbewegung, in der in den nächsten Tagen auch 9.905 Punkte möglich scheinen, haben Käufer jetzt bei ca. 9.475 Punkten und 9.320 Punkten die ersten wichtigen Unterstützungen.

Thema des Tages

Die Stimmung der Unternehmen im Euroraum hat sich im Februar überraschend verschlechtert. Der vorläufige Wert für den Gesamteinkaufsmanagerindex (Composite) ist von 53,6 auf 52,7 Punkte zurückgegangen und fällt damit auf den tiefsten Stand seit 13 Monaten, wie das Forschungsinstitut Markt am Montag mitteilte. Ökonomen hatten lediglich einen leichten Rückgang auf 53,3 Punkte erwartet. Der Rückgang des Gesamtindex für den Euroraum beruht sowohl auf einer Verschlechterung des Teilindex für die Dienstleister (-0,6 auf 53,0 Punkte), als auch des Verarbeitenden Gewerbes (-1,3 auf 51,0 Punkte).

Die Schwellenländerschwäche, die Konjunktursorgen um die USA und die Finanzmarktturbulenzen scheinen nun auch die Unternehmensstimmung im Euroraum zu erreichen. „Ein Wachstumsabbruch im Euroraum lässt sich aus den Einkaufsmanagerindizes nicht herauslesen, aber es ist ein klares Warnsignal. Der Euroraum ist nicht immun gegenüber der konjunkturellen Schwäche im internationalen Umfeld“, kommentierte die Deka Bank.

Markit-Chefökonom Chris Williamson ist der Meinung, dass mit den enttäuschenden Umfragewerten die Wahrscheinlichkeit für "aggressive Anreize" der Europäischen Zentralbank (EZB) auf der nächsten Zinssitzung im März enorm gestiegen sei. „Frankreich tritt auf der Stelle, Deutschlands Wirtschaft leidet unter der schwachen weltweiten Nachfrage nach Industrieerzeugnissen. Und die übrigen Länder der Eurozone verzeichnen aktuell das niedrigste Wirtschaftswachstum seit Anfang letzten Jahres.“

Aktien im Blick

Nach der Talfahrt am Freitag geht es am Montag bei den Versorgeraktien wieder steil aufwärts. E.ON gewinnen 4,93 %, RWE verteuern sich um akt. 4,47 %. Grund ist ein Bericht der Deutschen Presse-Agentur, demzufolge die von der Regierung eingesetzte Expertenkommission den Stromkonzernen eine Art „Atom-Entsorgungs-Finanzpakt“ vorschlagen wolle. Danach blieben die Unternehmen für den Rückbau der Atommeiler sowie die Atommüll-Behälter zwar in der Verantwortung. Die Energiekonzerne sollen aber einen Teil ihrer Milliarden-Rückstellungen in einen Fonds einzahlen und dafür ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr die End- und Zwischenlagerung abgebrannter Brennelemente finanzieren müssen. Das Risiko möglicher Mehrkosten für die Endlagerung würde dann den Staat treffen.

Leoni verlieren bis Mittag in der Spitze rund 10 % (akt. -6,22 %). Der Autozulieferer kappt seine Umsatz- und Ergebnisprognosen für 2016, weil er von „eingetrübten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“ ausgeht. Damit knüpfe das Management an die Enttäuschung durch die Zielsenkung im Oktober an, hieß es am Markt.

Konjunktur

EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici zufolge hat die EU-Kommission keinen Plan B falls es zu einem EU-Austritt Großbritanniens kommt. „Ich habe nur einen Plan. Großbritannien bleibt in der EU", so Moscovici gegenüber dem Sender France 5.

Die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer haben laut dem Branchenverband VDMA das Exportvolumen 2015 um 2,6 Prozent auf mehr als 155 Milliarden Euro gesteigert und damit einen neuen Bestwert erreicht. Die USA haben China als wichtigsten Exportmarkt für deutsche Maschinen wieder abgelöst.

Währungen

Der US-Dollar ist im Umfeld eines stärkeren Ölpreises und freundlicher Aktienmärkte fester in die neue Handelswoche gestartet. EUR/USD notierte nach schwachen Konjunkturdaten aus der Eurozone bislang bei 1,1032 im Tief. GBP/USD wurde bislang zutiefst bei 1,4109 gehandelt, während USD/JPY nach einem enttäuschenden japanischen Einkaufsmanagerindex bislang bis zuhöchst 113,05 zulegte.

USD/CHF notierte nach schwachen schweizerischen Erzeuger- und Importpreisen bislang bei 0,9974 im Hoch. NZD/USD legt im Verbund mit anderen Rohstoffwährungen zu und erreichte bislang bei 0,6680 im Hoch. Dabei profitiert der „Kiwi“ neben dem gestiegenen Ölpreis auch von den im Januar deutlich gestiegenen Kreditkartenausgaben.

Rohstoffe

Die Ölpreise zeigen am Montag eine beachtliche Gegenbewegung. Am Mittag kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent 34,28 US-Dollar. Das waren 1,26 US-Dollar mehr als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI stieg um 1,33 US-Dollar auf 33,08 US-Dollar. Neue Hoffnungen auf eine Begrenzung der Ölschwemme nährten die Tagesrally. Der russische Energieminister Nowak hatte sich in einem Interview optimistisch gezeigt, dass wichtige OPEC-Förderstaaten und Russland eine Begrenzung der Fördermengen umsetzen können. Laut Nowak sollen die Gespräche mit den Ölproduzentenländern bis zum 1. März fortgesetzt werden.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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