DAX hängt an Putins Rockzipfel – EZB-Sitzung mit viel Erklärungsbedarf
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Erwähnte Instrumente
Der Deutsche Aktienindex hängt am Rockzipfel der russischen Energiepolitik. Das Hü und Hott aus Moskau in der zukünftigen Gasversorgung löst bereits seit gestern ein Wildes Auf und Ab am deutschen Aktienmarkt aus. Und es ist fast vorhersehbar, dass dieses Hin und Her auch in den nächsten Tagen und Wochen andauern wird.
Der DAX hat einen Boden ausgebildet, der auf den Gaslieferungen aus Russland fusst. Das ist im Zweifel ein ziemlich zerbrechliches Fundament. Jetzt fließt zwar wieder etwas Gas durch Nord Stream 1. Das wird helfen, die Lagerbestände aufzufüllen, bis der Bedarf Ende August wieder zunimmt. Ab dann werden diese aber vermutlich ziemlich schnell sinken – etwas steiler noch, als im moderaten Szenario der Bundesregierung einer Absenkung auf 40 Prozent der Lieferkapazität prognostiziert wurde. Entwarnung für den Winter kann nicht gegeben werden. Sollten am Ende doch nur 30 Prozent geliefert werden, könnten die Lagerbestände schon zum Ende des Jahres bei nahe Null angelangt sein, selbst wenn Deutschland seinen Verbrauch um ein Fünftel reduziert. Heute werden die Anleger deshalb gebannt auf die Berichte zu den Füllständen von Nord Stream 1 achten.
In Sachen Europäische Zentralbank gibt es heute einen neuen Zeitplan. Gemeldet wird der Entscheid um 14:15 Uhr, um 14:45 Uhr folgt die Pressekonferenz mit Christine Lagarde. Und Erklärungsbedarf gibt es viel, einerseits zur Vehemenz, mit der die Inflation bekämpft werden soll, andererseits zur Vereinheitlichung des Zinsgefüges innerhalb der Eurozone. Einige erhoffen sich eine Dynamik in der Geldpolitik wie in Washington. Die italienischen Zinsen auf Sicht von zehn Jahren liegen zwar schon auf amerikanischem Niveau. Das liegt aber nicht an einer mit den USA vergleichbaren Dynamik der italienischen Wirtschaft, sondern an der hohen Staatsverschuldung und an der Regierungskrise, die dort gerade für viel Unwägbarkeiten sorgt. Potenzielle Neuwahlen kommen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt.