Kommentar
19:00 Uhr, 12.10.2008

DAX - Geht es hoch? - Die Sparkassen sind sicher …

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

…haben wir das nicht schon einmal über die Rente gehört? In diesen Tagen wird viel über Vertrauen, vertrauensbildende Maßnahmen und nicht zuletzt Misstrauen zu jedem und allem gesprochen. Die Politik versucht händeringend die Anleger bei der Stange zu halten. Und das ist auch gut so. Wenn es nämlich so weit kommt, dass viele Menschen ihre Gelder von den so genannten Geschäftsbanken abziehen und zu den ach so sicheren Sparkassen bringen, was glauben Sie wohl wird dann passieren? Klar, das System würde gänzlich zusammenbrechen. Da glaubte ich immer die Spitze des Eisbergs an Unwissenheit stünde an der Spitze der Deutschen Bank. Jetzt bin ich eines besseren belehrt worden. Ja was für ein Kleingeist kommt denn nun tatsächlich auf die Idee mit aggressiver Werbung die Geschäftsbankenwelt so zu attackieren? Glaubt der oder die denn tatsächlich, dass sie die Insel der Glückseeligen darstellen, nur weil Frau Merkel die Einlagen (übrigens auch für Geschäftsbankkunden) als sicher erklärt hat? In Krisenzeiten zeigt sich eben doch, wer Profi ist und wer eher in der Kreisliga kickt. Zumindest der Ideen-Geber und der verantwortliche Marketingvorstand der Sparkassen, die sich dieser völlig daneben liegenden Werbung hingegeben haben, sollten sich schleunigst um einen neuen Job bemühen. Diesen machen sie jedenfalls mehr als amateurhaft und schädigend für den deutschen Staat obendrein.

Der Crash ist also nun da und kann nicht mehr schön geredet werden. Der Ernst der Lage ist bei allen angekommen. Nun vielleicht noch nicht wirklich bei allen, vielen Bekannte von mir, die nichts mit der Börse zu tun haben, glauben immer noch, dass sie das alles nicht betrifft, aber zumindest in der Politik ist es angekommen. Deshalb sitzen die wichtigsten Politiker nun an diesem Wochenende zusammen und beraten über die Möglichkeiten, was getan werden kann, um das System zu retten. Ich sage Ihnen, ich lege keinen Wert darauf, bei diesem Treffen dabei zu sein. Ich hätte auch keine Lösung parat. Die Verantwortlichen sind wirklich nicht zu beneiden. Man hört, dass jedes Land wohl seinen eigenen Weg gehen soll, da die Finanzsysteme so unterschiedlich seien. Nur das eine gemeinsame Ziel sei klar: Die systemrelevanten Banken dürfen nicht Pleite gehen. So wird offen über eine Teilverstaatlichung gesprochen. Damit würde zumindest ein Kollaps verhindert werden. Jetzt, kurzfristig, und was ist in eins zwei Jahren? Ich begrüße es ausdrücklich, dass etwas getan wird. Nur ob es reicht und die Wirkung erzielt, die wir alle so sehr herbeisehnen? Das Grundübel bleibt bestehen. Die Maßnahmen die jetzt ergriffen werden, sind gut und wichtig und werden in der Zukunft verhindern helfen, dass allzu leichtfertig unbesicherte Kredite herausgegeben werden. Auch die hochgelobte Zertifikate-Branche (ich war schon immer skeptisch obwohl ich auch mit diesen Instrumenten gehandelt habe) wird den Gürtel nicht nur enger schnallen, sondern die Macher werden auch einmal von ihrem hohen, arroganten Roß herunter kommen und wieder wesentlich kleinere Brötchen backen müssen. Übrigens Brötchen: Glauben Sie, für ein Zertifikat auf Gold, gleich welches Emittenten, bekommen Sie im Notfall bei irgendeinem Bäcker ein Brot oder Brötchen? Für ein Stück Gold ganz sicher!

Neben der Finanzkrise ist mir in der letzten Woche eine Meldung aufgefallen, über die zur Zeit kaum noch einer spricht und die bei den ganzen Turbulenzen auch irgendwie in den Hintergrund tritt. Der Klimawandel schreitet wesentlich schneller voran, als es die letzten Hochrechnungen ohnehin schon angedroht haben. Vielleicht sollten wir in Kühlschränke investieren. Zum einen damit die alten FCKW-Schleudern endlich nicht mehr das Klima aufheizen und vielleicht sollten wir die Türen dieser Schränke offen stehen lassen, damit die Gletscher nicht so schnell abschmelzen. Spaß beiseite, (jetzt hat mich auch schon der Galgenhumor einiger Börsianer der letzten Woche erfasst) wenn die Sache mit dem Klima sich jetzt auch noch so extrem zuspitzt, dann ist nicht auszuschließen, dass sich die Finanzkrise noch weiter verschärft. Dann werden nämlich Überschwemmungen zunehmen, Menschen umgesiedelt werden müssen, Hilfsgelder bereitgestellt werden müssen und Investitionen in Wehranlagen und Wiederaufbau getätigt werden. Viel zu lange haben wir der Natur mit unseren ungezügelten Abgasen auf der Nase herumgetanzt. Jetzt können wir präventiv nichts mehr tun. Das Geld für diese Maßnahmen wird wieder einmal vom Steuerzahler und nicht zuletzt aus der Notenpresse kommen. Das heizt erneut die Inflation an und damit wird das Geldsystem wieder belastet. Nicht heute und vielleicht auch nicht sofort morgen, aber was ist in einem Jahr oder in zwei Jahren.

Ich bin nach wie vor sicher, dass da eine globale, geschichtliche und kaum zu steuernde Änderung auf uns zukommt. Die Verantwortlichen tun jetzt (immerhin endlich jetzt) was sie können. Wenn sie es jetzt auch noch schaffen würden jegliches Lobbyistendenken über Bord zu werfen (was können wir tun um keinem auf den Fuß zu treten oder den kleinsten gemeinsamen Nenner finden), dann und nur dann haben wir eine reelle Chance diese historische Krise zu meistern. Eines sollte uns aber allen klar sein: Die Finanzwelt wird nicht mehr so sein, wie wir sie bisher kannten.

Was kann man also jetzt sinnvoller Weise tun?

Wenn in den Aktienmarkt investieren, dann ganz sicher nur in allererste Qualität. Die großen soliden Werte mit einem Geschäftsmodell das auch die Krise überdauern wird.

Auf gar keinen Fall in Panik verfallen, so wie es die Sparkassenmanager gerne hätten.

Reden Sie mit Bekannten und Freunden darüber, auch wenn, oder gerade weil diese es nicht hören wollen. Es soll später schließlich niemand sagen, er hätte von all dem nichts gewusst. Das hatte in anderem Zusammenhang schon einmal fatale Folgen.

Lassen Sie sich nicht erzählen, es sei alles in Ordnung, man habe alles im Griff und in einigen Wochen ist der Spuk vorbei. Ich glaube nicht, dass es so kommen wird.

Kaufen Sie sich Gold, nicht als Zertifikat, Optionsschein oder sonstigen Rechten. Kaufen Sie es physisch. Auch oder gerade wenn Sie davor gewarnt werden. Klar schwanken die Währungen gegen das Gold (nicht etwa das Gold schwankt). Aber es bietet eine Währung, die auf der ganzen Welt (vielleicht sogar im ganzen Universum, aber so weit sind wir ja noch nicht) anerkannt wird.

Und nicht zuletzt: Werfen Sie weder sich noch Ihren Computer aus dem Fenster. Es wird weitergehen, ganz sicher, wie auch immer und in welcher Form auch immer. Bewahren Sie ruhig Blut, behalten Sie die Nerven und auf keinen Fall, auf gar keinen Fall machen Sie irgendwelche schnellen unüberdachten Handlungen.

Was war denn da in der letzten Woche wirklich los und vor allem, was bedeutet das nun von der technischen Seite?

Der DAX ist aus einer Keilformation nach unten ausgebrochen. Alle bislang erhofften Unterstützungslinien wurden gerissen. Es wurde nur noch blind verkauft. Da kann man mit Charttechnik nichts mehr machen. Wirklich nicht? In der Situation selbst sicher nicht. Aber angedeutet hat es sich ja schon seit langem, wenn auch nicht in dieser Heftigkeit. Eine Unterstützungslinie aus vergangenen Jahren heran zu ziehen ist ebenfalls nicht seriös, da die damals aufgebauten Positionen längst geschlossen sind und damit kein Anlegerverhalten mehr generiert werden kann. Allerdings kann der Markt die Intensität, die er aktuell an den Tag legt nicht mehr lange durchhalten. Auch wenn ich nicht von dem herbeigesehnten finalen Ausverkauf ausgehe (alleine die Umsätze sprechen eher dagegen), rechne ich in der kommenden Woche mit einer kräftigen Gegenbewegung. Den Optimismus für den Wochenstart ziehe ich aus mehreren Überlegungen. Zum einen dürfte das G7 Treffen vom Wochenende für eine gewisse, wenn auch nur temporäre, Beruhigung sorgen. Von der technischen Seite, hat der DAX ein kräftiges Intraday-Reversal hinterlassen. Auch wenn dieses nicht als reinrassiger Hammer zu werten ist, sollte es einen ähnlichen Effekt geben, also eine Gegenbewegung. Wie weit kann der DAX nun steigen? Dafür habe ich einmal die Fibonacci-Technik herangezogen. Danach liegt das 38,2% Retracement (auf die vorherige Abwärtsbewegung) bei knapp über 5.000 Punkten. Das halte ich als Reaktionsziel durchaus für möglich. Wenn es ganz gut kommt, ist auch das 50% Retracement bei gut 5.200 Punkten denkbar. Beide Linien habe ich ihnen im Chart verstärkt dargestellt. Und wie geht es dann weiter? Ich glaube nach wie vor, dass noch nichts ausgestanden ist und der finale Sell-off noch vor uns liegt. Deshalb werde ich die Anstiegsbewegung (wenn sie denn hoffentlich kommt) nutzen um noch einmal eine short-Spekulation zu öffnen. Dies in der Hoffnung, dass es dann endlich den finalen Ausverkauf gibt. Ach ja, und ich werde außerdem den wieder etwas günstigeren Gold-Preis nutzen, um meine Goldbestände noch einmal aufzustocken.

Sie sollten ebenfalls am Ball bleiben, auch an dem unserer deutschen Jungs, die nach dem knappen aber verdienten Sieg am Samstag noch ein schweres Spiel am Mittwoch vor sich haben, und ihr Vermögen sichern.

herzlichst bis zur nächsten Woche

Ihr Martin Marquardt

Anmerkung der Redaktion: Bei dem Namen "Martin Marquardt" handelt es sich um ein Pseudonym. Unter diesem Pseudonym schreibt ein charttechnischer Analyst eines größeren Bankhauses, der anonym bleiben möchte.

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen