Fundamentale Nachricht
13:26 Uhr, 06.01.2016

DAX: Erholung am deutschen Aktienmarkt war nur ein Strohfeuer

Am deutschen Aktienmarkt haben die Anleger am Mittwoch den Rückwärtsgang eingeschaltet. Abermals maue Konjunkturdaten aus China und eine Serie beunruhigender geopolitischer Nachrichten drücken auf die Stimmung.

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Mehrere beunruhigende Nachrichten verstören die Anleger am deutschen Aktienmarkt, die in der Folge Abstand von neuen Positionen nehmen. Das Marktbarometer DAX ist am Vormittag unter die Marke von 10.200 Punkten gekracht und notiert aktuell bei 10.170 Stellen — eine Minus von knapp 1,4 Prozent. Anhaltende Sorgen um die Entwicklung in China und das globale Wirtschaftswachstum sowie die Ungewissheit über die weiteren Zinsschritte der US-Notenbank Fed belasten das Sentiment am Markt. Hinzu treten die Spannungen zwischen den beiden wichtigen Ölförderländern Iran und Saudi-Arabien sowie der eskalierende Atomstreit mit Nordkorea.

Charttechnik

Den dritten Tag in Folge müssen Marktteilnehmer im DAX Verluste hinnehmen, womit nun die 10.120iger Unterstützung erreicht wurde. Das Sentiment im DAX bleibt zwar bärisch, aber die Unterstützung könnte zusammen mit den Mustern der letzten beiden Tage eine Erholung initiieren. Zu viel sollte jedoch nicht erwartet werden, denn von einer Trendwende ist derzeit selbst im Stundenchart nichts zu sehen. Wichtige Widerstände liegen bei 10.340 – 10.400 Punkten. Platz für gewisse Gegenbewegungen ohne Trendumkehr wäre also vorhanden.

Thema des Tages

Der vom Wirtschaftsmagazin Caixin erhobene Einkaufsmanagerindex für den chinesischen Dienstleistungsunternehmen ist im Dezember von 51,2 auf 50,2 Punkte zurückgegangen. Der gesamte Einkaufsmanagerindex für die Industrie und den Service Sektor (Composite) fiel unter die Schwelle von 50 Punkten auf 49,4 Punkte und signalisiert damit eine Kontraktion der Wirtschaft Chinas. „Diesem Stimmungsbarometer zufolge haben sich die Wachstumsaussichten für China eindeutig eingetrübt", kommentierte Hao Zhou, Analyst bei der Commerzbank.

Der PMI-Index basiert auf Befragungen unter anderem über Auftragseingang, Produktion und Beschäftigung und misst die aktuelle Stimmung in den Unternehmen. Die ist in Chinas Service-Gewerbe aber noch immer vergleichsweise gut. Der Dienstleistungsbereich, der im dritten Quartal 2015 mehr als die Hälfte der gesamten Wirtschaftsleistung im Reich der Mitte erzielte, verzeichnete zuletzt noch eine Zuwachsrate von 8,6 Prozent. Auch die Detailergebnisse zur Geschäfts- und zur Beschäftigungsentwicklung beim Dezember-Indikator signalisieren weiteres Wachstum im Sektor und eine landesweit robuste Nachfrage nach Dienstleistungsprodukten.

Experten erwarten in den kommenden Monaten weitere geld- und fiskalpolitische Lockerungen der politischen Führung in Peking. Dabei rechnet die Bank HSBC Trinkaus mit Senkungen des Eckzinses um weitere 0,5 Prozentpunkte sowie der Reservesätze um insgesamt 400 Prozentpunkte durch die Notenbank, sowie mit Steuererleichterungen und weiteren Maßnahmen zur Stabilisierung des Immobilienmarktes seitens der Regierung. Die Pekinger Wirtschaftsplaner haben innerhalb eines Jahres bereits sechs Mal die Zinsen gesenkt, um der Bau- und Exportwirtschaft wieder auf die Sprünge zu helfen.

Aktien im Blick

Nach den schwachen US-Absatzzahlen vom Vorabend reagieren die Autowerte im DAX heute mit Abschlägen. BMW verzeichnen aktuell 2,94 % Verluste. Die Verkäufe der Münchener waren im Dezember am stärksten eingebrochen. Daimler-Aktien verlieren 2,89 %.

Die Vorzüge von Volkswagen verbilligen sich aktuell nur um vergleichsweise bescheidene 1,07 %. Nachdem die US-Regierung gestern die Klageeinreichung wegen der Abgasmanipulationen öffentlich gemacht hatte, brach der Aktienkurs von VW stark ein.

Infineon lassen nach einer gestrichenen Kaufempfehlung des US-Analysehauses Bernstein um 4,97 % Federn.

Apple wolle die Produktion der neuesten iPhone-Modelle 6S und 6S Plus deutlich reduzieren, schrieb die Wirtschaftszeitung Nikkei. Diese Nachricht belastet den Zulieferer Dialog Semiconductor deutlich, die Aktie geht mit fast 6 % auf Tauchstation.

Konjunktur

Der Einkaufsmanagerindex für den Industrie- und Dienstleistungsbereich in der Eurozone kletterte im Dezember leicht um 0,1 auf 54,3 Punkte, wie das Forschungsinstitut Markit nach finaler Datenlage mitteilte. In einer ersten Runde war noch ein Rückgang auf 54,0 Punkte ausgewiesen worden.

Die Erzeugerpreise in der Eurozone fallen im November zum Vormonat wie erwartet um 0,2 Prozent, nach einem Rückgang um 0,3 Prozent im Oktober. Im Jahresvergleich fielen die Herstellerpreise im November um 3,2 Prozent.

EZB-Chefvolkswirt Peter Praet versicherte, dass die aktuelle Geldpolitik der Notenbank bis mindestens März 2017 beibehalten wird.

Währungen

Der US-Dollar bleibt auf breiter Basis gefragt. EUR/USD notierte bei 1,0717 im Tief. GBP/USD fiel mit 1,4617 auf den niedrigsten Stand seit April 2015, nachdem der Einkaufsmanagerindex für den britischen Dienstleistungsindex schlechter als erwartet ausgefallen ist.

USD/CAD setzt nach schwachen kanadischen Erzeugerpreisen seine Rally fort und kletterte auf ein Zwölfjahreshoch bei bislang 1,4102. USD/SEK notierte heute bei 8,6091 in der Spitze, nachdem das Cross gestern bei 8,4897 ein Vierwochenhoch erreicht hatte. Die Riksbank hatte am Dienstag beschlossen, nötigenfalls gegen die Stärke der heimischen Währung am Devisenmarkt zu intervenieren.

Rohstoffe

Heute Morgen rutschte der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent auf den tiefsten Stand seit Juli 2004 und unterschritt damit auch die Tiefs aus dem Dezember. Der Preis fiel am Mittag zwischenzeitlich bis auf 34,83 US-Dollar. Zuletzt lag der Preis bei 35,51 Dollar (-4,14 %). „Ein festerer US-Dollar, Nachfragesorgen und das reichliche Angebot lasten stark auf den Preisen", kommentierte Eugen Weinberg, Rohstoffexperte bei der Commerzbank. Zudem würden die Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran die Preise drücken. Ein Abbau des Überangebots werde damit immer unwahrscheinlicher.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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