DAX - Eigentlich müsste man ihm Ignoranz vorwerfen, ...
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aber da der Markt nun einmal über jeden Zweifel erhaben ist, kann man ihm auch keine Ignoranz vorwerfen. Der Markt hat immer recht, selbst wenn er die Fakten ignoriert. Sie haben uns erzählt es sei alles in Ordnung. Sie haben uns erzählt es läuft alles bestens. Sie haben uns gesagt, es gäbe keine Probleme. Sie haben uns auch gesagt, Sie halten an ihren Prognosen fest. Nein, ich spreche nicht von den diversen deutschen Bank-Häusern mit schweizerischen oder deutschen Vorstandsvorsitzenden, ich spreche auch nicht von Enron vor einigen Jahren, von denen wir bewusst belogen wurden. Auch die Märkte in den Crash-Phasen 1987 oder früher sind nicht gemeint. Auch wage ich keine Vorausschau für die aktuelle Marktsituation. Ich spreche von einer Aktie die ihren eigenen Crash am letzten Freitag erlebt hat. Zugegeben, Conergy ist nicht der Nabel der Börsenwelt, aber wenn ein Wert aus einer Branche mit unbestritten großem Zukunftspotenzial (Solarenergie) eine Gewinnwarnung herausgibt und daraufhin über 30% einbricht, dann ist das schon eine Erwähnung wert. Man hat sich schlicht übernommen. Was mich dabei aber viel mehr erschreckt, ist die Tatsache, dass das Management noch vor einigen Wochen alle in Sicherheit wiegte. Na gut, der Finanzchef musste gehen, das hatte aber andere Gründe, so hat man zumindest erklärt. Alles das erinnert gefährlich daran, was schon bei einigen anderen Unternehmen und nicht zuletzt an Märkten abgelaufen ist. Alles scheint bestens und die Experten erklären, dass es auch so sei. Dann kommt noch der Satz dazu, dass dieses Mal ja alles anders sei als damals.
Ich hatte in der vergangenen Woche die Gelegenheit mit einem befreundeten Fondsmanager zu sprechen. Ich teilte ihm meine Bedenken mit, worauf er mir zunächst Recht gab, dann aber auch auf die völlig veränderte Situation an den Märkten hinwies. Die Bewertungen sind nicht so hoch wie früher und die Notenbank versorgt die Märkte mit Liquidität. So viel Liquidität hatten die Märkte noch nie zur Verfügung. Meinen Hinweis auf die damit aufkommende Inflation lässt er zwar gelten, fügt aber an, dass die Märkte diese Gefahr ja ignorieren. Also doch ignorant? Der Freund verabschiedet sich mit den Worten, es sei ja wirklich verblüffend wie widerstandsfähig die Märkte seien und dass er auch durchaus etwas unschlüssig sei.
Aha.
Es geht also trotz aller Unkenrufe weiter nach oben. Jetzt ist der DAX wieder im Bereich von 8.000 Punkten, was den Weg eröffnet, die alten Tops erneut zu testen. Auch die nun beginnende Jahresendrallye, zumindest sehen einige Kollegen diese jetzt kommen, tut ihr übriges für sorgenfreies Börsenfeeling.
Der Markt will wohl erst alle Schwarzmaler, einschließlich Martin Marquardt, abschütteln bevor er zugibt, dass er die Gefahren unterschätzt hat. Dann, liebe Leser, die Sie mich nun schon seit einigen Wochen begleiten, dann wird er ohne Vorankündigung viele, viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischen. Ich hoffe, dass Sie nicht dazu gehören werden, auch wenn Sie jetzt eine gute Performance verpassen. Um jedoch keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, wenn sich die Lage rundherum wieder verbessern sollte, die Märkte mit hohen Volumen die Jahrestops brechen, die Zinsen nicht ins unendliche fallen und der Bahnstreik endlich aufhört (das gehört natürlich nicht hierher, wollte ich aber auch mal gesagt haben), dann liebe Leser, dann bin auch ich nicht so ignorant und werde ins Bullenlager wechseln. Solange das aber nicht der Fall ist, und ich sehe da aktuell keinen Silberstreif am Horizont, rate ich Ihnen am Ball zu bleiben und Ihr Vermögen so gut es geht zu sichern.
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Bis zur nächsten Woche
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Ihr
Martin Marquardt
Anmerkung der Redaktion: Bei dem Namen "Martin Marquardt" handelt es sich um ein Pseudonym. Unter diesem Pseudonym schreibt ein charttechnischer Analyst eines größeren Bankhauses, der anonym bleiben möchte.
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