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09:05 Uhr, 21.09.2015

DAX: Die Woche beginnt tiefrot

Die Talfahrt im DAX vom Freitag dürfte sich zum Wochenstart fortsetzen. Die Unsicherheit über die Geldpolitik der Fed, der Wahlausgang in Griechenland und der Skandal über manipulierte Abgasverwerte von Volkswagen belasten die Marktstimmung.

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Zu Beginn der neuen Handelswoche häufen sich wieder die Belastungsfaktoren: Die anhaltenden Unsicherheit über die Geldpolitik der US-Notenbank, der Wahlsieg der linken Syriza in Griechenland und die drohenden Milliardenstrafen für Volkswagen schlagen den Marktteilnehmern schwer aufs Gemüt. Der DAX startet heute deutlich schwächer. In den ersten Handelsminuten liegt der deutsche Leitindex mit 0,67 Prozent tiefer bei 9.850 Punkten. In der Vorwoche hatte er gut 2 Prozent verloren. Zu beachten ist heute: Der Immobilienkonzern Vonovia feiert im DAX sein Debüt und ersetzt die Aktien von Lanxess.

Der Euro konnte zum US-Dollar am Freitag nicht an seine Zuwächse vom Vortag anknüpfen, die er im Anschluss an die Entscheidung der US-Notenbank verzeichnet hatte, den Leitzins unverändert zu belassen. Vielmehr fiel die Einheitswährung wieder unter die Marke von 1,14 Dollar zurück und stoppte seine Talfahrt erst im Bereich von rund 1,13 Dollar. Bei dünner Datenlage dürfte die Einheitswährung heute um diese Marke mäandern.

Griechenland: Syriza gewinnt die Wahlen deutlich

Bei der Parlamentswahl in Griechenland konnte die linksgerichtete Syriza-Partei von Alexis Tsipras 35,5 Prozent der Stimmen auf sich vereinen, die „Unabhängigen Griechen“ lagen knapp über der Drei-Prozent-Hürde. Zusammen kommen sie dadurch auf rund 155 der 300 Sitze im Plenum. Zweitstärkste Kraft ist mit 28,1 Prozent die Nea Dimokratia. „Die Wähler haben uns "ein klares Mandat gegeben, für den Stolz unseres Volkes zu kämpfen“, sagte der alte und wohl auch neue Premier Tsipras. Um aus der Krise zu kommen, gebe es aber keine „magischen" Lösungen. Tsipras war im August als Ministerpräsident zurückgetreten, nachdem ihm im Streit um die Auflagen der internationalen Geldgeber ein Teil der Abgeordneten des Linksbündnisses die Gefolgschaft verweigert hatte.

IW-Chef Michael Hüther ist zuversichtlich, dass Griechenland nach der Wahl aus der Krise herauskommt. Die Verhandlungen wurden von Tsipras geführt und er werde kaum einen Anlass finden, das infrage zu stellen“.

Volkswagen räumt Manipulationen von Abgastests bei Diesel-Fahrzeugen in den USA ein

„Die Manipulation an der eingesetzten Software hat es gegeben“, bestätigte ein Sprecher des Konzerns am Sonntag. Die US-Umweltbehörde EPA beschuldigt VW, mit Hilfe einer Software die Resultate von Abgasuntersuchungen bei Diesel-Autos geschönt haben. Laut EPA soll das Programm ermöglichen, das Abgas-Kontrollsystem nur bei offiziellen Emissionstests zu aktivieren. Im schlimmsten Fall drohen nun Strafen von bis zu 37.500 Dollar pro Auto. Da bisher rund 482.000 Fahrzeuge betroffen sind, summieren sich die Bußgelder auf theoretisch mehr als 18 Milliarden Dollar. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer erwartet mit Blick auf die manipulierten Abgastests in den USA personelle Konsequenzen bei Volkswagen. Diese könnten Vorstandschef Martin Winterkorn betreffen.

Füchtlingskrise: Kein Ende in Sicht

Nach Schätzungen der EU-Grenzschutzbehörde Frontex warten allein an der türkischen Westküste derzeit bis zu 500.000 Flüchtlinge darauf, die Überfahrt nach Griechenland anzugehen, wie „Die Welt“ berichtet. Frontex forderte nun mehr Unterstützung von den Mitgliedsstaaten. Insbesondere mehr personelle Hilfe sei nötig, sagte Frontex-Chef Leggeri der „Welt“. Die Flüchtlingskrise zeige aber auch, dass man dringend zu einem einheitlichen europäischen Grenzmanagement finden müsse. Vor allem die systematische Erfassung der nach Europa kommenden Migranten wolle Frontex verbessern.

CDU-Europa-Politiker Elmar Brok spricht sich in diesem Zusammenhang für eine Registrierung von Flüchtlingen schon vor ihrer Ankunft in der EU aus. „Die Europäische Union sollte die Registrierungszentren für Flüchtlinge nicht nur in Italien und Griechenland einrichten, sondern auch in Transitstaaten wie der Türkei, Jordanien, dem Libanon, Ägypten und Serbien", so Brok zur "Welt am Sonntag“.

Bundeskanzlerin Merkel hat derweil die Staaten der EU aufgerufen, Deutschland bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise nicht allein zu lassen. Die Bundesrepublik könne diese Aufgabe nicht alleine schultern, sagte die Kanzlerin am Sonntag. Sie hoffe, dass der EU-Gipfel am kommenden Mittwoch den Weg für ein gemeinsames Handeln ebne. Hier gehe es auch um die Zukunftsfähigkeit Europas. Die Ergebnisse des Treffens der Staats- und Regierungschefs in dieser Woche werden „viel aussagen über die Zukunftsfähigkeit dieses Europas“, so Merkel.

Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph E. Stiglitz hat an die US-Regierung appelliert und zu mehr Engagement in der europäischen Flüchtlingskrise aufgefordert. „Wenn sie sich schon nicht an der Aufnahme von Flüchtlingen beteiligen, sollten sie wenigstens einen signifikanten Teil der monetären Kosten tragen", sagte der ehemalige Chefvolkswirt der Weltbank dem „Tagesspiegel“.

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) erwartet vor dem Hintergrund des Flüchtlingszustroms in Deutschland mit deutlich steigender Arbeitslosigkeit im kommenden Jahr. „Ich rechne auch damit, dass die Arbeitslosenzahlen steigen“, so Nahles im Deutschlandfunk.

Schaeffler plant IPO

Der Autozulieferer Schaeffler will an die Börse gehen und bis zu 166 Millionen Aktien platzieren. Künftig sollen rund 25 Prozent der Anteile am Familienunternehmen frei gehandelt werden, wie der Konzern am Montag mitteilte. Der Erlös soll die Kapitalstruktur stärken und zum Schuldenabbau eingesetzt werden.

Der Fiskus erfreut sich weiter hoher Steuereinnahmen

Der Zuwachs bei den Steuereinnahmen von Bund, Ländern und Kommunen setzt sich ungebremst fort. Im August stieg das Aufkommen zum Vorjahr um 6,9 Prozent, wie aus dem Monatsbericht des Bundesfinanzministeriums hervorgeht. In den ersten acht Monaten des Jahres betragen die Einnahmen insgesamt 394 Milliarden Euro. Damit sind sie schon jetzt stärker gestiegen als für das gesamte Jahr erwartet worden war.

Tom Tailor senkt Renditeziel für 2015

Die Modekette Tom Tailor muss beim Gewinnziel kleinere Brötchen backen. Die Profitabilität werde im laufenden Jahr nicht auf dem 2014er-Niveau bleiben, sondern sinken, teilte das Unternehmen am Montag mit. Beim um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wird nun ein Wert von 75 bis 80 (2014: 87,2) Millionen Euro erwartet. Grund sind Probleme beim Start eines Logistiklagers und hohe Marketingkosten.

Leoni senkt Umsatzprognose

Der Kabelspezialist Leoni will seine Marktposition in China ausbauen und hat dafür ein neues Joint Venture in der Volksrepublik geschlossen. Die Verträge mit dem chinesischen Partner Beijing Hainachuan Automotive Parts (BHAP) seien heute unterzeichnet worden und die zuständigen Behörden hätten bereits zugestimmt, teilte Leoni am Freitag mit. Wegen des Joint Ventures müsse Leoni aufgrund von Rechnunglegungsvorschriften nun seine Prognose für das kommende Jahr korrigieren. 2016 rechnet Leoni demnach mit einem Umsatz von etwa 4,8 Milliarden Euro (bisher 5 Milliarden.)

ElringKlinger: Opfer seines eigenen Erfolgs

Der Autozulieferer ElringKlinger muss wegen einer unverändert hohen Nachfrage und einer damit verbundenen extrem hohen Auslastung im laufenden dritten Quartal die Prognose für das Geschäftsjahr kürzen. Der Konzern erwarte nun ein bereinigtes Ebit in Höhe von 135 bis 145 Millionen Euro (bislang rund 165 Millionen Euro). Um dem Kundenansturm gerecht zu werden, würden hohe Zusatzkosten etwa für Sonderschichten anfallen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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