Analyse
08:35 Uhr, 21.09.2021

DAX® - Die volle Breitseite

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  • DAX
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    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

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Die volle Breitseite

„Freitag als game changer“, mit dieser Überschrift haben wir beim DAX® zu Wochenbeginn absolut ins Schwarze getroffen. Apropos Prognosetreffer: Zuletzt warnten wir mehrfach vor dem saisonalen Belastungsfaktor „Indexanpassung“. Mit dem Kursabschlag von -2,3 % war die gestrige Erweiterung der 1. deutschen Börsenliga aber nur der drittschlechteste Anpassungstermin der DAX®-Historie – noch schwächer entwickelten sich die deutschen „blue chips“ nach den Indexveränderungen vom 23.9.2002 (-4,94 %) bzw. 22.09.2003 (-3,42 %). Charttechnisch sorgt das erneute Abwärtsgap (15.456 zu 15.263 Punkte) für einen weiteren Schlag ins Kontor. Gleichzeitig sorgt der schwache Wochenauftakt für einen Rutsch unter das untere Bollinger Band (auf Wochenbasis akt. bei 15.252 Punkten). Da sich die Begrenzungen des Volatilitätsindikators zuvor extrem stark zusammengezogen hatten, drängt sich somit die Frage auf, ob sich die aufgestaute Bewegungsdynamik nun tatsächlich nach Süden entlädt. Das Julitief (15.049 Punkte) sowie die 200-Tages-Linie (akt. bei 14.911 Punkte) markieren dabei die nächsten Unterstützungen. Um das angeschlagene Chartbild zu stabilisieren, ist dagegen ein Schließen der o. g. Kurslücke vonnöten.

DAX® (Weekly)

Chart DAX®

Quelle: Refinitiv, tradesignal²

5-Jahreschart DAX®

Chart DAX®

Quelle: Refinitiv, tradesignal²

Dieser Rückschlag ist anders

Die Drawdowns im bisherigen Jahresverlauf 2021 fielen bei den amerikanischen Standardwerten allesamt sehr mild aus. Dank dieses Verhaltensmusters haben Investoren gelernt, dass jeder Rückschlag an die 50-Tages-Linie (akt. bei 4.436 Punkten) eine „buy the dip“-Opportunität darstellt. Doch der aktuelle Rückschlag könnte die Spielregeln verändern: Im immer noch korrekturanfälligen 3. Quartal musste der S&P 500® zu Wochenbeginn die angeführte Glättungslinie preisgeben. Für zusätzlichen Stress sorgt dabei, dass die negative Weichenstellung mit einem Abwärtsgap bei 4.428/4.403 Punkten vollzogen wurde. Auf der Indikatorenseite mahnen die Topbildung im Verlauf des wöchentlichen RSI sowie das Ausstiegssignal beim Wochen-MACD zur zusätzlichen Vorsicht. Neben dem gestrigen Tagestief (4.306 Punkte) definieren die horizontalen Marken bei rund 4.230 Punkten (u. a. Juli-Tief) nun den nächsten Rückzugsbereich. Die zuletzt genannte Marke wird dabei sogar noch durch die 23,6 %-Korrektur des Hausseimpulses seit November 2020 (4.236 Punkte) verstärkt. In Sachen Risikomanagement ist die obere Gapkante der angeführten Kurslücke als Absicherung prädestiniert.

S&P 500® (Daily)

Chart S&P 500®

Quelle: Refinitiv, tradesignal²

5-Jahreschart S&P 500®

Chart S&P 500®

Quelle: Refinitiv, tradesignal²

S-K-S-Formation – zum Zweiten!

„Wiederholt sich die charttechnische Geschichte von 2018“? Diese Frage warfen wir in unserer letzten Analyse des europäischen Automobilsektors auf. Damals bildete der Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts eine Schulter-Kopf-Schulter-Formation aus, welche eine deutliche Kurskorrektur nach sich zog. Das äquivalente obere Umkehrmuster – definiert durch die Hochs bei 669/694/665 Punkten – droht nun wieder (siehe Chart). Erschwerend kommt hinzu, dass sich die potenzielle Topbildung in unmittelbarer Schlagdistanz des ultimativen charttechnischen Deckels in Form der Hochpunkte von 2015 und 2018 bei knapp 700 Punkten ausbildet. Der gestern per Abwärtsgap (613 zu 611 Punkte) erfolgte Bruch der Nackenlinie der S-K-S-Formation (akt. bei 607 Punkten) versetzt dem Sektorindex somit einen echten charttechnischen Nackenschlag. Die Hochs bei rund 550 Punkten markieren nun den nächsten Rückzugsbereich. Der ebenfalls zur Vorsicht mahnende MACD signalisiert, dass der Druck auf die europäischen Autotitel hoch bleiben sollte. Auch relativ, d. h. im Vergleich zum Stoxx Europe 600® – präsentiert sich der Sektor aufgrund eines vorliegenden Doppeltops ebenfalls angeschlagen.

STOXX® Europe 600 Automobile & Parts (Weekly)

Chart STOXX® Europe 600 Automobile & Parts

Quelle: Refinitiv, tradesignal²

5-Jahreschart STOXX® Europe 600 Automobile & Parts

Chart STOXX® Europe 600 Automobile & Parts

Quelle: Refinitiv, tradesignal²

Charttechnische Vollbremsung

Das Unterschreiten der 200-Tages-Linie (akt. bei 197,25 EUR) sorgte bei der VW-Aktie zuletzt bereits für ein deutliches Warnsignal. Mit dem Bruch der Schlüsselhaltezone bei knapp 190 EUR kommt nun ein weiteres hinzu, zumal diese negative Weichenstellung mit einer Abwärtskurslücke (187,38 EUR zu 185,30 EUR) vollzogen wurde. Übergeordnet muss die Kursentwicklung seit März darüber hinaus als Topbildung interpretiert werden. Aus deren Höhe ergibt sich ein Kursziel im Bereich von rund 150 EUR. Das aufgestaute Bewegungspotential – angezeigt durch einen sehr geringen Abstand der Bollinger Bänder – droht sich somit auf der Unterseite zu entladen. Auf dem Weg zum Ausschöpfen des diskutierten Abschlagspotentials definieren das Hoch vom Januar bei 170,58 EUR bzw. die 200-Wochen-Linie (akt. bei 160,54 EUR) wichtige Etappenziele. Aber auch unter Risikogesichtspunkten liefert der aktuelle Chartverlauf Investoren eine wichtige Orientierungshilfe. Um den größten Druck von der Aktie zu nehmen und das Chartbild zu stabilisieren, ist dagegen ein Schließen der o. g. Kurslücke sowie eine Rückeroberung der Marke von 190 EUR notwendig.

VW Vz. (Daily)

Chart VW Vz.

Quelle: Refinitiv, tradesignal²

5-Jahreschart VW Vz.

Chart VW Vz.

Quelle: Refinitiv, tradesignal²

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Autor: Jörg Scherer

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Über den Experten

Jörg Scherer
Jörg Scherer
Leiter Technische Analyse bei HSBC Deutschland

Jörg Scherer, Diplom-Kaufmann und Certified Financial Technician (CFTe), ist Gewinner des 2007er Awards der „Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands“ (VTAD) und der Verfasser des kostenfreien täglichen Newsletter HSBC Daily Trading, einem der meist gelesenen Trading-Newsletter Deutschlands. Ebenfalls analysiert Jörg Scherer auf mehreren Terminen im Jahr auf Seminaren in ganz Deutschland und in Webinaren für Privatanleger und institutionellen Investoren den nationalen und internationalen Aktienmarkt, die Rentenseite, Währungspaare und Rohstoffe.

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