Analyse
19:30 Uhr, 02.04.2020

DAX – Die großen Crash-Ziele aus Fibonacci-Sicht

Es gibt nichts zu beschönigen: Wir erleben beim DAX einen epochalen Crash, der die Zugewinne des vergangenen Jahrzehnts pulverisiert. Nach dem Motto „hope for the best and prepare for the worst“ widmet sich dieser Artikel den nächsten großen Abwärtszielen des historischen Einbruchs.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 9.473,79 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 9.473,79 Pkt (XETRA)

Vorab sei gesagt, dass dieser Artikel den Fall beschreibt, dass der DAX in eine weitere große Abwärtsbewegung übergeht, die das bisherige Jahrestief bei 8.257 Punkten deutlich unterschreitet. Erholungsziele oder Szenarien für eine Fortsetzung der jüngsten Aufwärtsbewegung bleiben bewusst außen vor. Für diese wird in den kommenden Tagen und Wochen in regulären Analysen hinreichend Platz sein. Für die Ermittlung der potenziellen Ziele auf der Unterseite - und das ist der Lichtblick – und somit auch der potenziellen Endpunkte des Einbruchs bzw. langfristiger Kaufniveaus, werden sowohl die Potenziale der laufenden Abwärtsbewegung, als auch langfristige Unterstützungszonen herausgearbeitet. Beides erfolgt in einer Kombination aus klassischer Charttechnik und Fibonacci-Analyse. Und wer weiß, vielleicht ist das Ende schon näher als gedacht…

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DAX Fibonacci-Analyse (Monatschart)

Keyfacts:

  • Eine Fortsetzung des Abverkaufs beim DAX trifft im Bereich von 8.122 bis 8.151 Punkte auf die nächste kurzfristige Unterstützung
  • Darunter liegen weitere nahe Ziel- und Trendwendezonen bei 7.785 und 7.487 bis 7.665 Punkten
  • Abgaben unter 7.487 Punkte können einen zügigen Einbruch auf 6.536 bis 6.747 Punkte auslösen
  • für sukzessive Investments bietet sich der Bereich 7.487 - 8.151 Punkte an, diese sollten jedoch mit engen Stops gesichert werden
  • tiefere potenzielle Zielregionen werden am Ende des Artikels zusammengefasst und übersichtlich aufbereitet

DAX – Die Unterstützungen im großen Bild

Die erste naheliegende klassische Unterstützung sind natürlich die Hochpunkte der großen Seitwärtsphase der 00er-Jahre bei 8.136 (Jahr 2000) und 8.151 Punkten (2007), die der Index am 16. und 19. März fast erreicht hat und im außerbörslichen Handel sogar schon temporär unterschritt.

Aus Fibonacci-Sicht sind die 61,8 %- Retracementlevel der großen Rallyphasen seit 2009 relevant: Zum einen die 8.338 Punkte-Marke für den Aufwärtstrend der 2011 bei 4.965 Punkten begann. Zum anderen die 7.487 Punkte-Marke, die einer 61,8 %- Korrektur der Rally von 3.588 Punkten bis zum Allzeithoch bei 13.795 Punkten entspricht. Zu diesen beiden gesellen sich bei 7.991 Punkten das 50 %-Retracement der Aufwärtsphase seit 2003 und das markante Verlaufshoch des Jahres 2011 bei 7.600 Punkten.

Zu ergänzen ist noch das „ewige“ 50 %-Retracement bei 6.897 Punkten. Hierbei startet man schlicht und einfach am rechnerischen, absoluten Nullpunkt des Index oder geht von einer Halbierung des Kursstandes seit dem Rekordhoch aus. In unmittelbarer Nähe dieser „virtuellen“ Marke liegt bei 6.622 Punkten das 61,8 %-Retracement der Aufwärtsbewegung seit 2003.

Zuletzt bleiben noch die Startpunkte der großen Rallyphasen als potenzielle Unterstützungen zu nennen:

5.914 Punkte, ein Zwischentief aus 2012, 4.965 Punkte aus dem Jahr 2011, das auch mit dem 76,4 %-Retracement der Hausse seit 2003 zusammenfällt, 3.588 Punkte aus dem Jahr 2009 und 2.188 Punkte, das Tief des Jahres 2003.

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DAX Fibonacci-Analyse (Tageschart)

Die Kursziele des Abverkaufs

Zunächst völlig unabhängig von den großen Unterstützungsniveaus lassen sich insbesondere aus den Abwärtsbewegungen des Einbruchs seit dem Rekordhoch selbst Potenziale für eine weitere Abwärtsbewegung ableiten. Im Wesentlichen lässt sich der Einbruch derzeit in zwei große Abwärtsstrecken einteilen, die durch die aktuelle Erholung unterbrochen wurden:

Zunächst der Einbruch von 13.789 Punkten bis 11.624 Punkten am 02. März (im Chart blau markiert) und zum zweiten die anschließende Verkaufswelle von 12.207 Punkten am 05. März bis zum Jahrestief bei 8.257 Punkten (im Chart grün markiert).

Die Extensionen des Kurseinbruchs

Auf Basis der Länge der ersten Strecke lassen sich Extensionen ermitteln, von denen die 261,8 %-Extension mit 8.123 Punkten schon in unmittelbarer Nähe des tatsächlichen bisherigen Tiefs liegt (im Chart blau).

Eine weitere Extension (300 %) ergibt einen potenziellen Zielwert von 7.300 Punkten (nicht im Chart eingetragen). Die 361,8 %-Extension des ersten Einbruchs liegt bei 5.958 Punkten und die 423,6 %-Extension liegt bei 4.620 Punkten.

Auch für die zweite Abwärtsstrecke lassen sich entsprechende Extensionen ermitteln: das 138,2 %-Extensionsniveau liegt bei 6.747 Punkten, das 161,8 %-Niveau bei 5.815 Punkten. Trägt man die volle Strecke des Abverkaufs von 12.207 bis 8.257 Punkten an dieses Tief ab, gelang man zur 4.305 Punkte-Marke (200 %-Extension).

Und auch für die gesamte bisherige Crashphase lassen sich Extensionen bei 6.139 Punkten (138,2 %), 4.831 Punkten (161,8 %) und 2.713 Punkten (200 %) ermitteln.

Die Projektionen des Kurseinbruchs

Zu guter Letzt ermittelt man noch die Projektionsniveaus der Abwärtsbewegung. Hierbei werden die Längen der Teilstrecken an den Startpunkt der jeweils folgenden Abwärtsbewegung abgetragen.

Für die erste Abwärtsbewegung 13.789 bis 11.624 Punkte liegen die Projektionslevel unterhalb des aktuellen Tiefs bei 7.875 Punkten (200 %-Projektion) und 6.536 Punkten (261,8 %-Projektion).

Da die große Erholung seit Mitte März noch nicht als abgeschlossen betrachtet werden kann, werden wir ihr bisheriges Hoch bei 10.096 Punkten nur pro forma in die Analyse aufnehmen. Je höher die Erholung künftig laufen würde, umso weiter muss entsprechend auch der potenzielle Startpunkt für die Berechnung dieser Projektionen nach oben hin angepasst werden. Daher ist die 10.096 Punkte-Marke und die entsprechenden Ergebnisse also unter Vorbehalt in dieser Analyse zu sehen. Aktuell liegen sie bei 7.655 Punkten (61,8 %-Projektion), 6.146 Punkten (100 %-Projektion), 4.637 Punkten (138,2 %-Projektion), 3.704 Punkte (161,8 %) und 2.195 Punkte (200 %) für die letzte Teilstrecke seit 12.207 Punkten.

Für die gesamte Abwärtsbewegung seit dem Allzeithoch abgetragen an das aktuelle Erholungshoch sind die wichtigsten Ziele bei 6.680 Punkten (61,8 %-Projektion), 4.568 Punkte (100 %-Projektion) und 2.456 Punkte (138,2 %-Projektion).

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Zusammenfassung und Fazit:

Für den Fall, dass der DAX seine laufende Erholung in den kommenden Tagen und Wochen beendet und deutlich an bzw. später unter das bisherige Tief einbricht, lassen sich folgende Bereiche aus dem Chart ableiten, an denen es zu einem temporären Gegenbewegung oder gar einer kompletten mittel- bis langfristigen Bodenbildung und Trendwende kommen kann:

  1. Supportzone: bei 8.338 Punkten und dem aktuellen Jahrestief bei 8.257 Punkten
  2. Supportzone: 8.122 bis 8.151 Punkte
  3. Supportzone: 7.875 Punkte
  4. Supportzone: 7.487 bis 7.665 Punkte
  5. Supportzone: 6.536 bis 6.747 Punkte
  6. Supportzone: 5.815 bis 6.162 Punkte
  7. Supportzone: 4.831 bis 4.965 Punkte
  8. Supportzone: 4.305 bis 4.659 Punkte
  9. Supportzone: 3.588 bis 3.731 Punkte
  10. Supportzone: 2.188 bis 2.456 Punkte

Im Umkehrschluss sind diese Bereiche allerdings auch dahingehend relevant, als ihr Unterschreiten sofort weiteres Abwärtspotenzial bis zur jeweils nächsttieferen Kurszone generiert.

Für den mittel- bis langfristigen Investor dürfte relevant und auffällig sein, dass die ersten Unterstützungs- bzw Zielzonen zwischen 7.487 und 8.151 Punkten noch relativ nahe beisammen liegen. Eine mittelfristige Trendwende in dieser großen Clusterzone ist nicht nur möglich, sondern ihr Erreichen kann auch für den sukzessiven Aufbau langfristiger Investments genutzt werden.

Darunter werden die Abstände doch sprunghaft größer und entsprechend steigt das Investitionsrisiko. Daher sollte man bei einem Bruch der 7.487 Punkte-Marke umgehend mit dem Schlimmsten rechnen bzw. entsprechende Positionen engmaschig betreuen und mit Stops arbeiten. Alternativ kann man prozyklische Signale abwarten, um nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden und sich nur wenig später mehrere hundert Punkte tiefer wiederzufinden.

Die weitere konkrete Entwicklung werde ich an dieser Stelle wieder regelmäßig aus Sicht der Fibonacci-Analyse begleiten und wünsche Ihnen bis dahin gute Trades und erfolgreiche Investments!

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1 Kommentar

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  • D-land armes Land
    D-land armes Land

    Die Analyse und die Darstellung habe ich gerne gelesen. Danke.

    19:06 Uhr, 02.04.2020

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Über den Experten

Thomas May
Thomas May
Experte für Fibonacci-Analyse

Thomas May entdeckte Ende der 1990er Jahre die Leidenschaft für die Börse. Zu Beginn fundamental orientiert, war er bald von der Charttechnischen Analyse begeistert und befasste sich intensiv mit klassischer Charttechnik, Elliott Wellen, Fibonacci- und Zyklenanalyse. Seit 2010 im Team der stock3 AG war er von 2012 bis 2016 Chefredakteur von GodmodeTrader.de, ist Autor der DVDs „Charttechnik für Einsteiger“ und „Fibonacci-Trading“, Mitherausgeber des ersten Teils von „Das große GodmodeTrader-Handbuch“ sowie einer der Autoren im zweiten Teil der Buchserie. Auf stock3 liegt sein Schwerpunkt auf charttechnischen Edelmetall-, Aktien- und Indexanalysen. Auf dem stock3 Terminal betreut der leidenschaftliche Swing-Trader seinen eigenen Desktop für Chartanalysen und Trading-Setups.

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