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13:15 Uhr, 01.02.2016

DAX: Die "China-Angst" geht wieder um

Enttäuschende Stimmungsdaten aus Chinas Industrie schicken den Deutschen Aktienindex DAX am Montag auf Talfahrt. Einmal mehr sorgen sich die Anleger um die labile Verfassung der chinesischen Wirtschaft.

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Nach einem stabilen Auftakt heute früh verlor der Deutsche Aktienindex im Vormittagshandel schnell an Halt und rutschte ins Minus. Damit zollen die Marktteilnehmer letztlich den heute früh veröffentlichten schlechten Stimmungsdaten aus Chinas Industrieunternehmen ihren Tribut. Die wieder erstarkten Zweifel an der Gesundheit von Chinas Wirtschaft zögen die europäischen Aktienkurse nach unten, kommentierte Analyst Jasper Lawler von CMC Markets das Börsengeschehen. Gegen Mittag liegt das deutsche Marktbarometer mit fast 0,9 Prozent im Minus und setzt auf 9.713 Punkte zurück.

Versöhnlich verlief noch der Wochenausklang am Freitag. Der DAX hatte dank der überraschend angekündigten Negativzinsen in Japan noch über 1,5 Prozent hinzugewonnen und damit auf Wochensicht ein kleines Plus erzielt.

Thema des Tages

Die konjunkturelle Verfassung der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft China lässt auch im neuen Jahr zu wünschen übrig. So ist der offizielle Einkaufsmanagerindex für die Industrie im Januar auf den tiefsten Stand seit August 2012 gefallen. Er sei auf 49,4 Punkte, nach 49,7 Zählern im Dezember, gesunken, teilten die Statistikbehörde und der Handelsverband CFLP am Montag mit. Experten sprachen auch mit Blick auf die bisherigen Lockerungsschritte von Zentralbank und Zentralregierung von einer Enttäuschung.

Nahezu alle Subkomponenten zum CFLP-Index sind im Rückwärtsgang. Als überraschend stabil stellten sich nur der anhaltende Anstieg der Inputpreise sowie eine weniger schlechte Stimmung bei den Kleinunternehmen (46,1 Zähler nach 44,9 im Dezember) heraus. Der ebenfalls heute veröffentlichte CFLP PMI für den Service Sektor weist aber auf eine anhaltend hohe Dynamik im an Bedeutung gewinnenden Dienstleistungssektor hin.

Der gemeinsam mit dem Forschungsinstitut Markit erhobene Caixin PMI für das Verarbeitende Gewerbe konnte sich auf niedrigem Niveau stabilisieren. Mit 48,4 Punkten lag dieser Frühindikator aber den elften Monat in Folge unter 50 Punkten. An der Börse wurden die beiden Indikatoren negativ aufgenommen. Die chinesischen Aktienmärkte starteten mit deutlichen Verlusten in die Handelswoche. Caixin-Chefökonom He Fan warnte vor einer „harten Landung“, die Chinas Wirtschaft drohe, sollte die Führung in Peking nicht weitere Schritte einleiten, um die Industrie zu stabilisieren. Die chinesische Wirtschaft stehe angesichts anhaltender globaler Turbulenzen weiter unter Druck, sagte der Ökonom. Die Regierung müsse die Entwicklung aufmerksam verfolgen und „proaktiv feinsteuern".

Aktien im Blick

Die Linde-Aktie gehört mit -1,48 % zu den größten Verlierern im DAX. Das Unternehmen bereitet sich auf eine Rückkehr des ehemaligen CEO Wolfgang Reitzle vor.

Lufthansa-Aktien legen um akt. 2,82 % zu. Die Titel profitieren von den ölpreisbedingt niedrigeren Treibstoffkosten für die Fluggesellschaft.

Gut laufende Geschäfte vor allem mit Einwegprodukten haben dem Labor- und Pharmazulieferer Sartorius 2015 einen Ergebnissprung beschert. Die Aktionäre sind begeistert und schicken den Titel in die Lüfte (+5,96 %).

Solarworld hat seine Absatz- und Umsatzprognose für 2015 übertroffen. Für das laufende Geschäftsjahr plant Solarworld einen Umsatz von bis zu einer Milliarde Euro. Die Aktie, die im Januar erst auf ein Allzeittief von 5,00 Euro eingebrochen war, zieht heute zweistellig (akt.: 12,80 %) an.

Konjunktur

Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie in der Eurozone fiel im Januar zum Vormonat um 0,9 Punkte auf 52,3 Zähler, wie das Forschungsinstitut Markit mitteilte. Damit wurde eine erste Schätzung bestätigt. Der Indikator liegt trotz des Rückgangs weiterhin deutlich über der Marke von 50 Punkten.

Die Abgeordneten des Deutschen Bundestags können ab heute Einsicht in die Verhandlungsdokumente zum geplanten Freihandelsabkommen mit den USA (TTIP) nehmen.

Chinesische Unternehmen haben 2015 laut einer Studie von Ernst & Young 36 deutsche Firmen übernommen und damit so viele wie bereits 2014.

Währungen

Der US-Dollar gibt zu Wochenbeginn einen Teil seiner Freitagsgewinne infolge der überraschenden geldpolitischen Lockerung seitens der Bank of Japan wieder ab. EUR/USD notierte bislang bei 1,0860 im Hoch. GBP/USD erholte sich unterstützt von einem überraschenden Anstiegs des britischen Einkaufsmanagerindex (PMI) bislang bis 1,4318.

USD/JPY fiel trotz eines überraschend deutlichen Rückgang des japanischen PMI vom Sechswochenhoch vom Freitag bislang bis zutiefst 121,01 zurück. USD/CHF gibt trotz eines enttäuschenden schweizerischen PMI nach und notierte bislang bei 1,0202 im Tief. USD/SEK fällt vom Freitagshoch bei 8,6171 bislang bis zutiefst 8,5519 nach, obwohl der PMI in Schweden im Januar überraschend gefallen ist.

Rohstoffe

Die schwachen chinesischen Konjunkturdaten sorgen heute dafür, dass die Ölpreise nach einer kurzen Phase der Stabilisierung wieder nachgeben. Ein Barrel der Sorte Brent notiert gegen Mittag wieder deutlich unter der Marke von 36 US-Dollar. Die Aussicht auf eine sinkende Nachfrage nach Rohöl in China habe die Ölpreise zum Wochenauftakt belastet, hieß es aus dem Handel.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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