Kommentar
15:24 Uhr, 18.11.2007

DAX - Die Bahn fährt so gut sie kann

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Seit Wochen hält der Bahnstreik Pendler und Reisende in ihrem Bann. Der Streik ist inzwischen zu einem Streit zwischen den Führungspersonen eskaliert und wenn man die Interviews der beiden Parteien hört, erwächst der Eindruck dass es sich mehr um einen Beziehungskonflikt ähnlich einer alten Ehe, als um die Sache an sich handelt. Es wird nicht mehr miteinander geredet, geschweige denn verhandelt. So lange das „nur“ auf dem Rücken der Pendler ausgetragen wurde, war alles halb so schlimm. Jedenfalls für die Wirtschaft. Jeder kam irgendwann, irgendwie schon zu seinem Arbeitsplatz und die Croissants und Trinkpäckchen an den verschiedenen Bahnhöfen, haben die Reisenden von den allergrößten Unmutsäusserungen abgehalten. Jetzt wird es aber langsam ungemütlich für die Wirtschaft. Haben wir in den vergangenen Wochen immer von der Angst gesprochen, dass die US-Immobilienkrise auf die Wirtschaft überschwappt, so ist bei einem anhaltenden Streik der Bahn die Wirtschaft in Deutschland unmittelbar betroffen. Es ist nicht möglich, in kürzester Zeit alle Waren der Zulieferer von der Schiene auf die Straße zu verlagern. Wie dann die Straßen aussähen will ich mir gar nicht vorstellen. Ich will und kann für keine der beiden Seiten Partei ergreifen. Ich verstehe die Argumente, wenn denn überhaupt noch welche im Meer der Polemik vorgebracht werden, beider Seiten sehr gut. Im Sinne der deutschen Wirtschaft appelliere ich jedoch, sich endlich wieder an einen Tisch zu setzen und zu reden, so wie es die meisten alten Eheleute auch tun. Eine Scheidung ist in diesem Fall ohnehin ausgeschlossen. Also reden Sie, damit unsere Wirtschaft nicht noch mehr Probleme bekommt als sie ohnehin schon hat.

Wieso hat unsere Wirtschaft Probleme? Es läuft doch alles bestens. Tut es das wirklich? In dieser Woche kam die IKB – Bank erneut mit der Aussage, noch mehr Abschreibungsbedarf aus der Immobilienkrise zu habe als bisher bekannt war. Das ist aber nicht so schlimm, weil es ja keine allzu große Bank ist, musste ich mir diese Woche wieder anhören.

Die Börse beginnt nun so langsam nachzugeben. Noch nicht so kräftig wie es in den USA der Fall ist, aber die ersten Unterstützungen sind bereits gebrochen worden. Wir wissen ja, dass die Börse, wirtschaftliche Ereignisse meist vorweg nimmt. So scheint es nur folgerichtig, wenn der Markt in den kommenden Wochen weitere Trendlinien brechen wird und damit die ersten zaghaften Aussagen von Analysten bestätigt, die da sagen, dass sich das Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr zumindest abschwächen wird.

Wenn nun die ersten Erklärungsversuche zu hören sein werden, warum die Märkte jetzt plötzlich und eigentlich völlig unerwartet fallen, werden auch die Bullen langsam nervös. Dies könnte zur Folge haben, dass sich der Druck auf die Aktien verstärkt. Von Jahresendrallye spricht aktuell jedenfalls kaum noch einer.

In den vergangenen Woche habe ich immer wieder darauf hingewiesen, dass jeder Anlauf die alten Tops zu übersteigen, gescheitert ist. Letzte Woche konnte dann die Unterstützung bei 7.800 Punkten endgültig nicht mehr halten. Mit dem Bruch der Unterstützung ging auch der seit Februar bestehende Aufwärtstrend verloren. Bei 7.600 Punkten konnte sich der Markt am Freitag dann stabilisieren. Allerdings wurde ein Doji (Eröffnung- und Schlusskurse befinden sich auf etwa einem Niveau) hinterlassen. Das ist immer ein Zeichen von anhaltender Unsicherheit im Markt.

Ich rechne für die kommende Woche mit einer kurzen Erholungsbewegung bevor der Markt die nächste Unterstützungslinie bei knapp unter 7.400 Punkten in Angriff nimmt.

Auch wenn es immer wieder nicht so gerne gehört wird, ich bleibe dabei, es ist noch nichts ausgestanden und Sie sollten am Ball bleiben und Ihr Vermögen sichern.

Bis zur nächsten Woche

Ihr

Martin Marquardt

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