DAX: Der Aktienmarkt hängt am Tropf der Notenbanken
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Erwähnte Instrumente
DAX
Die Aussicht auf weiteres Billiggeld der Europäischen Zentralbank hat dem Deutschen Leitindex zuletzt kräftig Rückenwind verliehen. Von Unternehmens- und Konjunkturseite kamen hingegen kaum Impulse. Ein erwartungsgemäßes deutsches Wirtschaftswachstum im Sommerquartal, die jüngste Berichtssaison, die neben Licht auch einiges an Schatten präsentierte - all das lockte nur wenige Aktienkäufer hinter dem Ofen hervor. Im Gegenteil: Wie heute exemplarisch zu beobachten ist, setzen Unternehmens- und Makrodaten eher negative Kräfte frei. So hat sich die Stimmung in Chinas Industrie im November weiter eingetrübt, was bei den Anlegern die Sorgen vor einer weltweiten Konjunkturabkühlung verstärkt haben dürfte. Dazu kommen geopolitische Bedenken, die zuletzt beim Thema IS und Syrien wieder zunahmen. Den negativen Höhepunkt setzte heute aber Linde. Der Gasehersteller kappt die mittelfristigen Ergebnis-Ziele, was der Aktie einen Einbruch im zweistelligen Bereich einbrockt. Sollte die EZB diese Woche nicht den Wünschen der Anleger entsprechend auftreten, wäre die Marktreaktion wohl verheerend.
Charttechnik
Der DAX lotete bisher den Preisbereich von gestern Nachmittag aus, was sowohl mit einem Test der Widerstandszone bei 11.430 Punkten als auch der Unterstützung bis hin zu 11.354 Punkten einherging. Aus Sicht der Bullen im Stundenchart nicht der schönste Verlauf. Unter 11.327 Punkte darf der Index jetzt nicht mehr fallen, da sonst Verkäufe bis auf 11.245 Punkte folgen können. Bleibt der Index oberhalb von 11.327 Punkten, könnte ein weiterer Ausbruchsversuch bei 11.430 Punkten anstehen.
Thema des Tages
Die Industrie in China gibt ein uneinheitliches Bild ab. Während der offizielle Indikator für die Geschäftsstimmung bei den chinesischen Industrieunternehmen im November auf ein Dreijahrestief gefallen ist, zeigt das Pendant des Wirtschaftsmagazin Caixin Stabilität. So gab der CFLP-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe im Reich der Mitte überraschend auf 49,6 Punkte nach. Der Caixin PMI konnte hingegen um 0,3 auf 48,6 Punkte anziehen. Werte über der Schwelle von 50 Punkten deuten auf eine positive Stimmung in der Wirtschaft hin, während darunter von einem Abschwung auszugehen ist.
Bei den Subindizes werden die gegenläufigen Trends deutlich offengelegt. Während die „Export Orders“ beim offiziellen, auf Staatsbetriebe ausgerichteten Index spürbar nachgaben, ist beim Caixin-Einkaufsmanagerindex für den Privatsektor ein aufwärtsgerichteter Trend zu beobachten. Auch bei der Subkomponente „Employment“ bildet der Caixin PMI eine freundlichere Entwicklung ab. Laut den Ökonomen der NordlB zeichnen Chinas Einkaufsmanager im November ein recht diffuses Bild der konjunkturellen Lage in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft
Eindeutig stellt sich die Lage hingegen im Dienstleistungssektor dar. Der offizielle Index für das Servicesegment im Reich der Mitte kletterte auf 53,6 Punkte. Experten bleiben aber skeptisch, ob die Zugewinne der Dienstleister die Rückgänge in der Industrie kompensieren können. Laut Analysten von der australischen ANZ Bank haben die erneut schwachen Industriedaten gezeigt, dass Peking weitere Konjunkturhilfen beschließen müsse. Nur so könne „einer Verlangsamung der Wirtschaft 2016 entgegengewirkt werden“.
Aktien im Blick
Am Aktienmarkt sorgte die Linde-Gewinnwarnung am Dienstag für ein Beben: Linde-Aktien brechen im Mittagshandel um 13,95 % ein. Das operative Konzernergebnis werde 2017 nur noch bei 4,2 bis 4,5 Milliarden Euro liegen, teilte der Konzern am Montagabend mit. Zuvor hatte Linde 4,5 bis 4,7 Milliarden Euro angepeilt. Als Gründe nannten Linde die abkühlende Weltwirtschaft, anhaltend niedrige Ölpreise und Einsparungen im US-Gesundheitswesen.
RWE hat soeben seine Aufspaltungspläne bekannt gegeben. Demnach sollen die Geschäftsfelder Erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb im In- und Ausland in einer neuen Tochtergesellschaft gebündelt und rund 10 % der neuen Gesellschaft voraussichtlich Ende 2016 im Wege eines Börsengangs im Zusammenhang mit einer Kapitalerhöhung platziert werden. Die Aktie reagiert auf die Meldung mit einem Sprung nach oben, aktuell notiert das Papier um 4,5 % im Plus.
Konjunktur
Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im November um 16.000 auf 2,633 Millionen gesunken. Das sind 84.000 Erwerbslose weniger als vor einem Jahr, wie die Bundesagentur für Arbeit mitteilte. Die Arbeitslosenquote verharrte bei 6,0 Prozent.
Der Umsatzrückgang im deutschen Großhandel ist nach Einschätzung des Branchenverbandes BGA „kein gutes Zeichen für das Wirtschaftswachstum“ im vierten Quartal. Das Minus im Handel mit Investitionsgütern und Rohstoffen deute darauf hin, dass die Konjunktur derzeit eher auf der Stelle trete, sagte BGA-Chef Börner. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes haben die Unternehmen des Großhandels im dritten Quartal 2015 real (preisbereinigt) 1,3 Prozent und nominal 2,4 Prozent weniger umgesetzt als im Vorjahreszeitraum.
Die Stimmung in den Industrieunternehmen der Eurozone ist im November auf 52,8 Zähler gestiegen, nach 51,7 im Vormonat, wie das Forschungsinstitut Markit mitteilte. Das ist der höchste Stand seit April 2014.
In der Eurozone ist die Arbeitslosenquote im Oktober auf den niedrigsten Stand seit knapp drei Jahren zurückgegangen. Die Arbeitslosenquote sei um 0,1 auf 10,7 Prozent gesunken, teilte das europäische Statistikamt Eurostat mit.
Währungen
Der US-Dollar hat nach seinem jüngsten Siegeszug am Dienstag eine Verschnaufpause eingelegt. EUR/USD erholte sich von seinem Siebenmonatstief bei 1,0556 bislang bis 1,0619 im Hoch. GBP/USD erreichte bislang 1,5125 in der Spitze, obwohl der britische Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im November mit einem Rückgang auf 52,7 Punkte enttäuschte.
USD/JPY notierte nach einem Anstieg des japanischen Einkaufsmanagerindex im Tief bei 122,62. Gegenüber dem Schweizer Franken gibt der Greenback trotz auf ganzer Linie enttäuschender schweizerischer Wirtschaftsdaten ebenfalls nach. Im Tief notierte USD/CHF bislang bei 1,0251. AUD/USD setzt seine jüngste Erholung nach dem unveränderten Zinsentscheid der RBA fort und hat bei bislang 0,7299 ein frisches Sechswochenhoch erreicht.
Rohstoffe
Die Ölpreise sind am Dienstag leicht gestiegen. Gegen Mittag kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent 44,65 US-Dollar. Das waren 3 Cent mehr als am Montag. Der Preis für ein Fass der Sorte WTI stieg um 12 Cent auf 41,78 Dollar. Vor dem Treffen des Ölkartells Opec an diesem Freitag hat sich an der Lage auf dem Ölmarkt wenig geändert. Noch immer herrscht ein Überangebot, die Nachfrage bleibt wankelmütig.
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