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13:49 Uhr, 29.01.2016

DAX: Den Käufern gehen langsam die Kräfte aus

Eine Überraschung aus Fernost hat am Freitag die Stimmung am deutschen Aktienmarkt beflügelt, auch wenn die Euphorie so langsam verpufft.

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Die Überraschung kam heute aus Fern-Ost: Die Bank of Japan führt Negativzinsen ein und handelt damit entgegen ihrer öffentlich bekundeten Einstellung noch vor gerade einmal zwei Wochen. Der Druck wurde für die Notenbanker offenbar zu groß, angesichts zäher Inflation und schwacher Konjunktur weiterhin tatenlos zuzuschauen. Die Reaktion an den asiatischen Börsen war entsprechend wohlwollen, davon ließen sich die hiesigen Anleger zunächst anstecken. Im Verlauf des Vormittagshandels ließ die Kauflaune zusehends zu wünschen übrig. Bis zur Mittagszeit bröckelten die Gewinne ab. Der Leitindex liegt aktuell noch mit 0,58 Prozent im Plus bei 9.700 Punkten.

Charttechnik

Steigen wollte der DAX in den vergangenen Tagen nicht wirklich, wie man heute sieht, hat aber auch die Gegenseite Schwierigkeiten. Dank einer starken Eröffnung steht der Index immer noch im Plus, obwohl die Kurse seit 9 Uhr tendenziell fallen. Unterhalb von 9.800 Punkten ist weiterhin ein bearishes Sentiment vorhanden, mit dem letztlich ein Test von 9.563 Punkten einzuplanen wäre. Groß ist der Vorteil der Bären aktuell aber nicht.

Thema des Tages

Im Kampf gegen eine Konjunkturabkühlung und die schwachbrüstige Inflation führt die japanische Notenbank Strafzinsen ein. Sie beschloss am Freitag nach Abschluss zweitägiger Beratungen in einer knappen Entscheidung, dass Finanzinstitute auf ihre laufenden Konten bei der Bank von Japan ab dem 16. Februar 2016 einen Zins von 0,1 Prozent zahlen müssen. „Die Notenbank wird die Zinssätze im negativen Bereich weiter senken, wenn sich dies als notwendig herausstellen sollte", heißt es in einer Erklärung.

Bei Zinsen im Minusbereich müssen Banken eine Gebühr entrichten, wenn sie ihr Geld, statt es per Kredit weiter zu reichen, bei der Zentralbank parken. Ziel der Maßnahme ist es, den Wirtschaftskreislauf anzukurbeln und mittelbar auch die Preise nach oben zu treiben.

Der Negativzins gilt allerdings nicht für sämtliche Einlagen. Es soll ein Dreikategoriensystem zum Einsatz kommen: Während die „Existing Balance“ weiterhin mit 0,1 Prozent verzinst wird, liegt der Satz für die sog. „Macro Add-on Balance“, die die Reserveanforderungen beinhaltet, bei 0,0 Prozent. Der negative Zinssatz entfällt dann auf alle weiteren Einlagen, die sog. „Policy-Rate Balance“. Die Notenbanker begründeten ihre Entscheidung auch mit dem Ölpreisverfall und möglichen Sorgen um die weitere Entwicklung an den chinesischen Finanzmärkten.

Aktien im Blick

Die Aktie der Allianz zieht aktuell um 2,63 % an und macht damit ihre massiven Verluste zu Jahresbeginn etwas wett. Die Experten von Kliegel & Hafner verwiesen auf die überraschende weitere Lockerung der Geldpolitik in Japan. Das habe den Rentenmärkten weltweit und damit auch der Allianz als einem der größten Anleiheinvestoren weiteren Schub gegeben.

ThyssenKrupp wird mit Blick auf die Prognose für das laufende Geschäftsjahr vorsichtiger. Um die Ziele zu erreichen, müssten sich die Märkte in der zweiten Geschäftsjahreshälfte deutlich verbessern, sagte Vorstandschef Hiesinger. Die Aktie gibt um knapp 2 % nach.

SMA brechen akt. um 8,32 % ein. Nachdem der Markt am Mittwoch noch begeistert auf die im vergangenen Jahr geschaffte Trendwende reagiert hatte, herrschte nun Enttäuschung über die vorgestellten Unternehmensziele für 2016.

Konjunktur

Die Inflationsrate in der Eurozone steigt im Januar laut Eurostat um 0,4 Prozent. Volkswirte hatten dies erwartet. Im Dezember hatte die Teuerungsrate nur bei 0,2 Prozent gelegen. Die Kerninflationsrate (ohne Energie, Nahrungs- und Genussmittel) legte zu und lag im Januar bei 1,0 Prozent.

Wie die Europäische Zentralbank mitteilte, erhöhte sich die breit gefasste Geldmenge M3 zum Vorjahr um 4,7 Prozent. Das ist der schwächste Wert seit vergangenen März.

Fast 40 Prozent der Deutschen fordern angesichts der Flüchtlingskrise den Rücktritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel, wie aus einer aktuellen Umfrage des Forschungsinstituts Insa hervorgeht.

Eine Kreditfinanzierung wird für deutsche Unternehmen immer einfacher. Die ifo-Kredithürde für die gewerbliche Wirtschaft sank im Januar auf 14,3 Prozent, nach 14,6 Prozent im Vormonat. Die ist ein neuer historischer Tiefstand.

Währungen

Der US-Dollar macht im Vorfeld der US-BIP-Daten Boden gut. EUR/USD fällt von seinem gestrigen Wochenhoch bei 1,0968 bislang bis 1,0882 im Tief zurück. Von dem Anstieg der Verbraucherpreise in der Eurozone konnte der Euro nicht profitieren. GBP/USD fiel bislang bis 1,4282 im Tief zurück, obwohl das britische GfK-Verbrauchervertrauen im Januar überraschend zugelegt hat.

USD/JPY kletterte auf ein Fünfwochenhoch bei 121,40, nachdem die BoJ überraschend Negativzinsen eingeführt und das Erreichen ihres Inflationsziels angesichts des Ölpreiseinbruchs weiter in die Zukunft verschoben hat. USD/RUB fällt nach den unveränderten Zinsentscheid der russischen Zentralbank von seinem am 21. Januar 2016 erreichten Rekordhoch bei 85,9768 zurück und erreichte bislang zutiefst 74,5761.

Rohstoffe

Die Möglichkeit einer Einigung wichtiger Ölexporteure auf ein Kürzung der Produktion hat die Ölpreise beflügelt. Die Notierung für ein Barrel Brent kletterte bis knapp unter 26 US-Dollar, setzt aktuell aber wieder unter die 35-Dollar-Marke zurück. Grund sind offenbar Gewinnmitnahmen. „Selbst wenn man sich auf eine beherzte Kürzung der Fördermenge einigt, müsste den Worten auch Taten folgen“, fordert die Commerzbank. Zudem seien die Anreize zur Abweichung von einer solchen Vereinbarung hoch.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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