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13:42 Uhr, 22.01.2016

DAX: Chancen für eine starke Aktienerholung

Am deutschen Aktienmarkt bleibt am Freitag die Kauflaune der Anleger hoch. Nach den zuletzt starken Kursrückgängen zeigt das Börsenbarometer nun endlich die erhoffte Reaktion nach oben.

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    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

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Seit gestern herrscht fast am Aktienmarkt fast schon wieder so etwas wie Party-Laune, angeheizt durch Spekulationen, dass die Europäische Zentralbank ihre Geldpolitik eventuell schon im März weiter lockert. Der DAX knüpft an seine gestern gestartete Erholungsbewegung an und liegt am Mittag mit weiteren 2,14 Prozent im Plus. Eine Trendwende am Aktienmarkt sehen Analysten aber noch nicht. Der DAX hat in einem verpatzten Jahresstart rund 12 Prozent verloren, sagt Marktanalyst Frank Geilfuß vom Berliner Bankhaus Löbbecke. Nach diesem starken Kursrückgang habe das Börsenbarometer aber gleichwohl nun endlich die erhoffte Reaktion nach oben gezeigt.

Auch das Brokerhaus CMC Markets warnt: „EZB-Präsident Mario Draghi hat den geldpolitischen Joker ausgespielt und die Märkte kaufen ihm den Bluff erneut ab“, so Analyst Jochen Stanzl. Auf weitere Geldgeschenke der EZB zu hoffen, bevor sie beschlossen wurden, sei aber gefährlich. „Das ist ein Risiko – die Enttäuschung könnte groß sein“.

Der steigende Ölpreise sorgt hingegen wieder für eine allgemein bessere Stimmung an den Märkten. Trotz einiger preisbelastender Nachrichten legen die Notierungen bei Brent und WTI zu. Als ein Grund für die Gegenbewegung könnten die auf einen fallenden Ölpreis setzenden Spekulanten an der Terminbörse in Chicago spielen. Deren Short-Engagements haben gerade erst einen Höchststand erreicht. Experten sehen dann eine Situation, die häufig auf eine Korrektur in die andere Richtung hindeutet.

Chartttechnik

Mit einem Sprung erreicht der DAX die nächste wichtige Widerstandsmarke bei 9.756/810 Punkten im Rahmen der laufenden Erholung. Eine gewisse Konsolidierung und ein nochmaliges Abtauchen in das heutige Aufwärtsgap hinein muss eingeplant werden. Zudem besteht eine erhöhte Gefahr von hier an bis hin zu 9.885 Punkten die Erholung zu beenden. Umkehrmuster gibt es bis dato aber noch nicht, so dass noch von einer intakten Erholung mit entsprechend weiteren Chancen ausgegangen wird.

Thema des Tages

Die Ratsmitglieder der EZB waren am Donnerstag laut Notenbankchef Mario Draghi einstimmig der Meinung, die geldpolitischen Rahmenbedingungen bereits im Rahmen der Sitzung am 10. März zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Sorgen bereitet Draghi insbesondere die schwache Teuerungsrate. Die Inflation dürfte im laufenden Jahr signifikant geringer sein, als zuletzt angenommen, sagte der EZB-Chef. Eine Preis-Abwärtsspirale müsse vermieden werden. Draghi sieht auch Risiken bezüglich des Wirtschaftswachstums, wenn sich auch die Erholung in der Eurozone fortgesetzt habe. Die Abwärtsrisiken für die Konjunktur seien auch wegen der Situation in China zuletzt weiter gestiegen, sagte er.

Bei möglichen weiteren Lockerungen der EZB-Geldpolitik dürften laut vielen Experten vor allem der Einlagensatz im Fokus stehen. „Da die Eurozone realwirtschaftlich an ihrer leichten Erholung festhält und zuletzt nicht alle geldpolitischen Entscheidungsträger offen gegenüber weiteren Expansivmaßnahmen waren, gehen wir jedoch nicht von einer Ausdehnung des Anleihenkaufprogramms im Rahmen der nächsten Sitzung aus“, heißt es bei HSBC Trinkaus. Auch das Bankhaus Sal. Oppenheim hält nach Draghis Äußerungen eine Senkung des Einlagensatzes im März für sehr wahrscheinlich. „Positive Effekte wie die Verbesserung auf der Kreditseite werden nicht so hoch bewertet, wie die Risiken auf der Inflationsseite“.

Aktien im Blick

Immobilienwerte profitieren besonders von der Aussicht auf weiter niedrige oder sogar fallende Zinsen im Euroraum. So steigen Vonovia um akt. 5,76 %.

ThyssenKrupp kommt im Rennen um einen milliardenschweren U-Boot-Auftrag aus Australien vermutlich nicht zum Zug. Es zeichne sich ein Zweikampf zwischen einem japanischen Konsortium um Mitsubishi Heavy Industries und Kawazaki Heavy Industries sowie dem französischen Schiffbaukonzern DCNS ab, berichtet Reuters. Die Aktie des Industriekonzerns tendiert aktuell um 0,8 % fester.

Der starke Schlussspurt des vergangenen Jahres macht SAP optimistischer für die Geschäfte über das laufende Jahr hinaus. Die Aktie legt schwächer als der Markt um 0,69 % zu.

Konjunktur

Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone ist im Dezember um 0,8 Punkte auf 53,5 Zähler zurückgegangen, wie das Forschungsinstitut Markit mitteilte. Volkswirte hatten nur mit einem leichteren Rückgang gerechnet. Der Indikator notiert aber weiterhin deutlich über der Wachstumsgrenze von 50 Punkten.

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann bleibt gegenüber einer europäischen Transferunion skeptisch: „Entscheidungen würden vor allem auf nationaler Ebene getroffen, während die Konsequenzen dieser Entscheidungen über die gesamte Eurozone verteilt würde", sagte Weidmann am Freitag in München.

Bundesfinanzminister Schäuble sieht Probleme im Zusammenhang mit dem niedrigen Zinsniveau . „Etwas höhere Zinsen wären mir sogar lieber“, sagte er zu Spiegel Online. Auf dem jetzigen niedrigen Niveau erfülle der Zins seine ökonomische Funktion nicht mehr. Dies führe zu extremen Schwankungen.

Währungen

Der US-Dollar legt zum Wochenschluss auf breiter Front (mit Ausnahme des britischen Pfunds) zu. EUR/USD hat seit dem gestrigen EZB-Zinsentscheid den Bereich um die 1,09er-Marke verlassen und notierte zum Wochenschluss im Tief bei 1,0811.

USD/JPY legte bislang bis 118,31 im Hoch zu, nachdem der japanische Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe entgegen den Erwartungen gesunken ist. GBP/USD erholt sich nach gemischten britischen Wirtschaftsdaten von seinem am Donnerstag bei 1,4076 erreichten knappen Siebenjahrestief bislang bis 1,4305 im Hoch. Positiv ins Gewicht fällt, dass der Finanzierungsbedarf des öffentlichen Haushalts deutlich geringer ausgefallen ist als erwartet.

Rohstoffe

Zum Wochenausklang sorgen ein steigender Ölpreis und die Hoffnung auf weitere Liquiditätshilfen seitens der EZB auch auf den Basismetallmärkten für höhere Preise. So kann sich Aluminium auf knapp unter 1.500 US-Dollar je Tonne erholen. Das Jahrestief bei Aluminium lag bei 1.450 US-Dollar, während die Notierung Ende November des vergangenen Jahres noch bei 1.543 US-Dollar/Tonne lagen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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