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15:18 Uhr, 26.07.2022

DAX bricht nach Gewinnwarnung von Walmart ein – Investoren warten auf Fed-Sitzung, sowie Zahlen von Apple, Amazon, Microsoft, Alphabet und Meta Platforms

Nachdem der DAX am Montag in den ersten Handelsstunden nach oben geschossen war, hat er anschließend einen Großteil der Gewinne wieder abgegeben. Heute Morgen gibt der Index dann deutlich nach. In den USA zeigen die Aussagen von Walmart und des Grillherstellers Weber, wie gut es den US-Konsumenten tatsächlich geht.

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    Kursstand: 13.097,31 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Umso gespannter warten Investoren auf die Fed-Sitzung am Mittwochabend, sowie die Quartalszahlen wichtiger US-Techfirmen.

Die Erholung beim DAX der vergangenen Tage stand auf sehr wackeligen Beinen. Für Verunsicherung bei Investoren hat am gestrigen Montag gegen 16.30 Uhr die Meldung gesorgt, dass Gazprom ab dem morgigen Mittwoch, 27. Juli die Gaslieferungen auf nur noch 20 Prozent drosseln wird. Dass der Index auf die Meldung hin kaum 80 Punkte nachgegeben hat zeigt, dass viele Investoren immer noch die Augen vor einer schnell heraufziehenden Rezession in Deutschland und der Euro-Zone verschließen und auf ein Wunder hoffen. Ich fürchte allerdings, dass es nicht kommen wird.

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In den USA haben die Technologiewerte, wie Tesla , NVIDIA , Apple, Advanced Micro Devices, Amazon.com und Microsoft nachgegeben. Dabei hat die Meldung der Nachrichtenagentur Bloomberg, demnach Apple in China die Preise für iPhones senken will auf die Stimmung im gesamten Tech-Sektor gedrückt.

In dem Umfeld sind die Nachrichten des US-Grillherstellers Weber etwas untergegangen, wenngleich die Aktie kräftig eingebrochen ist. Zwar lag der vorläufige Umsatz für das zweite Quartal mit 525 bis 530 Mio. Dollar nur leicht unter den Schätzungen der Analysten. Umso schlimmer hörten sich die Gründe für die schwache Geschäftsentwicklung an: schwächer Nachfrage von Verbraucher, sowohl in Geschäften als auch per Online-Handel, in allen Märkten. Gründe seien die steigende Inflation, hohe Spritpreise und die geopolitische Unsicherheit. Der setzt der Konzern die Prognose für Umsatz und bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) für das Gesamtjahr ebenso aus wie die Quartalsdividende. Abgesehen davon ist die US-Wirtschaft aber „stark“, na klar!

Die Gewinnwarnung von Walmart gestern nach Börsenschluss in den USA sollte zwar eigentlich niemanden überraschen, hat aber dennoch für einen Kursrutsch beim DAX gesorgt. Der US-Einzelhandelsriese hat gesagt, dass die Amerikaner mehr Geld für Nahrungsmittel und Benzin ausgeben müssten, weshalb sie weniger Geld für andere Sachen hätten. Daher hat der Konzern die Gewinnprognose für das im Juli endende zweite Quartal des Fiskaljahres 2022/23 ebenso gesenkt wie für das Gesamtjahr. Eine schwache US-Wirtschaft bedeutet nichts Gutes für die Weltwirtschaft und damit für viele stark exportabhängige DAX-Unternehmen.

Kleiner Hinweis: In der Sendung „Euer Egmond“ werde ich am heutigen Dienstagabend, 26. Juli analysieren, wie es bei S&P500 und DAX, Euro-Dollar, Gold , Tesla , Twitter , Netflix , Volkswagen , SAP , Continental , HelloFresh , Delivery Hero, Uniper und ASML Holding weitergeht. Die Sendung vom vergangenen Dienstag, 19. Juli finden Sie hier und die Kurz-Analyse zur EZB-Sitzung hier.


Warten auf Fed-Sitzung

Während die Sorgen der Investoren vor einer US-Rezession nach einer Serie miserabler Konjunkturdaten rapide zunimmt, warten die Investoren gespannt auf die Fed-Sitzung. Für viele Investoren ist eine Erhöhung um 75 Basispunkte (0,75 Prozentpunkte) auf 2,25 bis 2,50 Prozent ausgemachte Sache.

Umso wichtiger wird was die Fed für die darauffolgende Sitzung am 21. September signalisieren wird. Viele Investoren schwanken noch, ob es eine weitere Erhöhung um 75 Basispunkte, oder möglicherweise „nur“ 50 Basispunkte geben wird. Je aggressiver sich Fed-Chef Jay Powell auf der Pressekonferenz geben sollte, umso stärker sollten die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen einbrechen und damit die zunehmenden Rezessionssorgen klar widerspiegeln. Dann müssten meiner Meinung nach die Aktien quer durch die Bank einbrechen, auch die US-Growth-Aktien, sprich die Techwerte.


US-Verkäufe neuer Häuser im Blick

Zudem warten Investoren gespannt auf eine Reihe von Konjunkturdaten, gerade aus den USA.

Am Dienstag wird um 15 Uhr der Case-Shiller-Hauspreisindex veröffentlicht. Laut den Schätzungen der Volkswirte sollen die Häuserpreise im Mai um 1,6 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen sein, nach 1,8 Prozent für April. Zudem sollen die Preise im Mai um 21,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr geklettert sein, nach 21,2 Prozent für April. Derartige Daten würden einmal mehr die Preisexplosion am US-Immobilienmarkt widerspiegeln. Nachdem die zwischenzeitlich stark gestiegenen Zinsen den Markt aber enorm belasten, sollte sich der Preisanstieg rapide verlangsamen. Werden das möglicherweise schon die Mai-Zahlen zeigen, oder dauert es vielleicht doch noch bis zu den Juni-Daten?

Um 16 Uhr folgen die US-Verkäufe neuer Häuser. Der Absatz soll im Juni auf eine Jahresrate von 664.000 zurückgegangen sein, nach 696.000 für Mai. Mich würde es nicht überraschen, wenn die Juni-Zahlen deutlich schwächer wären, während gleichzeitig jene für Mai deutlich nach unten korrigiert würden.

Ebenfalls um 16 Uhr veröffentlicht das Conference Board das US-Verbrauchervertrauen. Wir es noch stärker eingebrochen sein als auf jene 96,8 Punkte, die Volkswirte vorhersagen?

Nach Börsenschluss in den USA legen Microsoft und Alphabet die Quartalszahlen vor. Wie wird der Ausblick des Softwareriesen sein, zumal viele Verbraucher und Unternehmen in einem Rezessionsumfeld auf die Bremse bei Softwarekäufen treten sollten. Alphabet könnte bereits im vergangenen Quartal das schwache Werbeumfeld zu spüren bekommen haben sollen. Die jüngsten Zahlen von Snap und Twitter sprechen Bände, oder?


Fed-Sitzung ganz oben auf der Agenda

Am Mittwoch wird um 8 Uhr der Gfk-Konsumklimaindex für Deutschland veröffentlicht. Volkswirte sagen für August einen Rückgang von minus 27,4 auf minus 29,5 Punkte vorher. Ich würde von einem deutlich größeren Einbruch ausgehen. Gründe sind die hohe Inflation und die Sorge vor einem baldigen Gas-Stopp aus Russland, was die Inflation weiter anheizen würde.

Um 13 Uhr kommen aus den USA die Daten zu den Hypothekenanträgen. Sie sollten die zunehmende Schwäche am US-Immobilienmarkt immer stärker widerspiegeln.

Um 14.30 Uhr werden die US-Aufträge langlebiger Gebrauchsgüter bekanntgegeben. Sie sollen im Juni um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken sein, nach einem Plus von 0,8 Prozent für Mai.

Um 16 Uhr folgen die anstehenden Häuserverkäufe aus den USA. Sie sollen im Juni um 1,0 Prozent gegenüber dem Vormonat zurückgegangen sein, nach einem Plus von 0,7 Prozent für Mai.

Um 20 Uhr gibt die Fed die Ergebnisse ihrer Sitzung bekannt, um 20.30 Uhr beginnt die Pressekonferenz mit Jay Powell.

Nach Börsenschluss in den USA präsentiert Meta Platforms Inc (166,65 $ -1,55 %) die Ergebnisse. Der Konzern sollte das schwache Umfeld im Werbebereich klar zu spüren bekommen.

US-BIP-Zahlen im Vordergrund

Am Donnerstag werden um 8 Uhr die Inflationsdaten für Deutschland veröffentlicht. Die Verbraucherpreise sollen im Juli um 0,7 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen sein, nach plus 0,1 Prozent für Juni. Zudem sollen die Preise um 7,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr geklettert sein, und damit ebenso stark wie im Vormonat.

Um 14.30 Uhr werden alle Augen auf die US-BIP-Zahlen gerichtet sein. Die Wirtschaft soll im zweiten Quartal um annualisiert 0,5 Prozent gewachsen sein, nach einem Rückgang um annualisiert 1,6 Prozent für das erste Quartal. Ich gehe davon aus, dass die US-Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal erneut gesunken ist. Das wäre das zweite Quartal in Folge mit einem Rückgang, womit die Wirtschaft meiner Meinung nach in einer Rezession wäre – auch wenn sämtliche Fed-Mitglieder und viele „Experten“ etwas anderes behaupten würden. Der annualisierte Wert wird errechnet, indem man die Veränderung gegenüber dem Vorquartal mit vier multipliziert.

Ebenfalls um 14.30 Uhr werden die Erst- und fortgesetzten Anträge auf US-Arbeitslosenhilfe bekanntgegeben. Sie sollen die rapide Verschlechterung am Arbeitsmarkt klar widerspiegeln.

Nach Börsenschluss in den USA legen Apple und Amazon.com die Ergebnisse vor. Ich bin gespannt, wie sehr die hohe Inflation auf das Geschäft des iPhone-Herstellers durchgeschlagen hat. Wird er einmal mehr vor Lieferschwierigkeiten warnen? Oder vor der Beeinträchtigung des Geschäfts durch die schnelle und kräftige Abschwächung der Weltwirtschaft? Wie sehr wird letzteres zudem auf den Ausblick des Internethändlers durchschlagen?


BIP-Zahlen für Deutschland und Euro-Zone im Blick

Am Freitag werden um 10 Uhr die BIP-Zahlen für Deutschland veröffentlicht. Im zweiten Quartal soll die Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal gewachsen sein, nach einem Plus von 0,2 Prozent für das erste Quartal. Mich würde ein Rückgang der Wirtschaftsleistung für das zweite Quartal in keinster Weise überraschen.

Um 11 Uhr werden die BIP-Zahlen für die Euro-Zone bekanntgegeben. Die Wirtschaftsleistung soll im zweiten Quartal um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal gewachsen sein, nach einem Plus von 0,3 Prozent für das erste Quartal.

Ebenfalls um 11 Uhr werden die Inflationsdaten für die Euro-Zone veröffentlicht. Die Verbraucherpreise sollen im Juli um 8,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sein, nach 8,6 Prozent für Juni. Das wäre ein neuer Rekord seit der Euro-Einführung. Gleichzeitig soll die Kernrate der Inflation, also bereinigt um Nahrungsmittel und Industrie, im Juli auf 3,9 Prozent geklettert sein, nach 3,7 Prozent für Juni. In der Euro-Zone gibt es einen breitangelegten Inflationsanstieg.

Um 14 Uhr kommen die Daten aus den USA zu den persönlichen Einkommen und Ausgaben. Dabei schauen Investoren vor allem auf die Kernrate des PCE-Preisindex, des bevorzugten Inflationsindikators der Fed. Demnach sollen die Verbraucherpreise im Juni um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen sein, nach 0,3 Prozent für Mai. Im Jahresvergleich soll für Juni ein Anstieg um 4,7 Prozent zu Buche stehen, und damit der gleiche Wert wie für Mai.

Um 16 Uhr bilden die Daten zum US-Verbrauchervertrauen der Universität Michigan den Abschluss des Datenreigens dieser Handelswoche. Werden die endgültigen Zahlen für Juli dieselbe leichte Erholung gegenüber dem Rekordtief zeigen wie die vorläufigen?

In meiner Sendung "Euer Egmond" analysiere ich wöchentlich die Märkte!

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