Analyse
15:05 Uhr, 20.10.2019

DAX - Big Picture ...oder warum Bullen den Bären die meiste Zeit überlegen sind und Bottom-Fishing eigentlich DAS Mittel zum Zweck ist

Seit Jahrzehnten war "Bottom-Fishing" im Dax in der Summe -in Sachen Effizienz und Ertrag- der Suche nach einem Top deutlich überlegen. In den letzten Jahrzehnten hatte der Börsen-Bär stets nur eine temporäre Lebensberechtigung, die meisten (zeitlich) und ausgedehntesten Chart-Phasen (preislich) gehörten den Bullen.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 12.633,60 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 12.633,60 Pkt (XETRA)

DAX - Kursstand bei Erstellung der Analyse = 12.633,60

Einleitung: Die hier vorliegende BIG PICTURE-Analyse beschränkt sich auf die "großen Marken" im Chartbild und basiert ausschließlich auf dem beigefügten Monats-Chart. Bei dieser Analyse-Form werden die Schwankungen im Tages-Chart weitestgehend ignoriert und es wird sich auf die großen "Bruch-Marken" und Anlauf-Zonen im mittel- bis langfristigen Zeitfenster konzentriert.

Allgemeines übergeordnetes Chartbild und charttechnische Grund-Zusammenhänge:

  • Auf Sicht von Jahren und Jahrzehnten kannte und kennt der Index prinzipiell nur eine Hauptrichtung: Norden!
  • Diese Haupt-Richtung wird und wurde in den letzten Jahrzehnten immer mal wieder für den Zeitraum von ca. 0,5-3 Jahren unterbrochen, um Platz für charttechnisch notwendige Rückläufe zu bekommen und Übertreibungen des Marktes nach oben zu korrigieren, hierbei kam/kommt es zumeist dann auch zu Übertreibungen nach unten, bis früher oder später die eigentliche bereits seit Dekaden laufende Hauptbewegung wieder aufgenommen wird.
  • Seit den Tiefs des Jahres 1991 hat der Index insgesamt vier große Bewegungen nach oben vollzogen und möglicher Weise läuft bereits die fünfte in Folge. Diese Bewegungen haben die charttechnische Tatsache gemeinsam, dass sie zwar allesamt durch starke Korrekturen unterbrochen oder gar abgewürgt worden sind, sich nach diesen Korrekturen aber stets so genannte "higher lows" ausgebildet haben. Dies bestätigt zum einen den Trend selbst als solchen als auch zum anderen eine zusammen gehörende, seit Jahrzehnten stattfindende und noch intakte Trendbewegung insgesamt.
  • Die großen Bewegungs-Abschnitte nach oben machten in der Vergangenheit mehrfach mehrere hundert Prozent am Stück aus, bevor es dann zu den oben erwähnten notwendigen Rücksetzern kam. Die darauf folgenden Rücklaufbewegungen waren aber ebenfalls sehr kraftvoll und dynamisch. Es entspringt aber der mathematischen Logik, dass diese sich eben nicht von ihren Hochs um mehrere hundert Prozent ausdehnen konnten, denn ab 100 % Kursverlust notiert ein Wert auf der Null-Marke. Somit sind die Rückläufe zwar recht sportlich gewesen, bewegten sich aber zumeist in einem mittleren zweistelligen Rahmen zwischen ca. grob 20-70 %, gemessen am jeweils letzten Hoch zuvor.
  • Somit kann ein Index zwar theoretisch unendlich häufig über 100 oder gar 200,300-500 % steigen aber nur maximal um 100 % fallen. Es bietet sich von daher an, wenn man schon Vergleiche zwischen den Aufwärts- und Abwärtsbewegungen ziehen möchte, diese in relativen Punkten zu machen. Aber auch hier liegen die Bullen vorne allerdings nicht mehr so dramatisch um den Faktor 5-10 oder höher, wie es beim rein prozentuellen Vergleich sein würde.
  • Seit dem Jahr 1991 hätte man an jedem übergeordneten Major Low einsteigen und/oder seine Long-Positionen aufstocken können und dort einen SL setzen bzw. anheben können. Man wäre bis heute in allen Positionen drin geblieben. Die Major Tops hingegen werden/wurden sichtlich alle paar Jahre wieder übertroffen.
  • Bis also nicht das charttechnische Gegenteil bewiesen wurde (dazu bedarf es eines lower Lows zwecks möglicher Trendbeendigung) ist es sinnvoller, bei Rückläufen nach einem Major Low zu schauen als bei Rallye-Bewegungen nach einem Major Top zu suchen, denn die Erfahrung der letzten Jahrzehnte zeigt unbestreitbar auf, dass das Bottomfishing sich letztlich als die lukrativste Art des Handelns erwiesen hat. Zwar konnte man auch mit dem Ausmachen von Major Tops über etliche Perioden der Vergangenheit gutes Geld verdienen, wenn man die Süd-Richtung in der Folge gehandelt hat, doch diese Abwärtsbewegungen hatten stets zum einen das Manko, sich eben nicht so stark wie die vorherigen Aufwärtsstrecken auszudehnen und zum anderen den Makel oftmals zeitlich deutlich schneller und somit kürzere Zeit unterwegs zu sein. Dies bedeutet im Umkehrschluss, die Perioden seit den frühen Neunziger Jahren, in denen die Kurse gen Norden tendierten mach(t)en zeitlich gegenüber den Down-Strecken einen Großteil der Kursbewegungen aus!
  • Die logische Konsequenz daraus ist die, dass es in großen Aufwärtstrends zwangsläufig die logisch bessere Wahl ist, zur Gattung der Bullen zu gehören als zu der der Bären, sofern man sich denn für ein Lager entscheiden muss. Kippt ein Trend, sieht das anders aus aber das hat es seit Jahrzehnten eben nicht gegeben, sondern lediglich Trend-Unterbrechungen.

Analyse:

1) Die pauschal wichtigsten Major-Lows der ca. letzten zehn Jahre liegen bei jeweils: 3.588,89 / 4.965,80 und 5.914,43 und somit aktuell viel zu weit weg, um irgendwelche Gedanken daran zu verschwenden, ob sie denn angelaufen werden oder gar brechen könnten.
2) Etwas mehr Relevanz haben da schon die beiden Marken 8.699,29 und 8.354,97 (insbesondere aber die Erstgenannte!) aber auch diese sind aktuell um die 4.000 Punkte entfernt und somit nichts, mit dem man sich charttechnisch zur Zeit belasten müsste.
3) Die wichtigste charttechnische Frage, die sich im übergeordneten Bild stellt, ist die, ob das Hoch von Januar 2018 zu einer eher über- oder untergeordneten Bewegung gehört? Sprich: wurden Bewegungsstränge ab 2009 oder 2011 damit korrigiert oder eher welche aus 2014/2016? Je nach Antwort wären die charttechnischen Optionen daraus unten im Sektor von ca. 11.050/8.750 und oben im Bereich von ca. 13.020/14.900 zu sehen.
4) Aus Sicht eines vernünftigen mittel- bis langfristigen Chance-Risiko-Verhältnisses bewegt sich der Dax deshalb seit ca. März/April 2019 in keiner so angenehmen Zone, denn übergeordnet sind und waren zumeist oben wie unten ca. 20 % Bewegung als Maximal-Option anzusehen, die Zahlen schwank(t)en zwar in 2019 immer mal wieder (mal zu Gunsten der Bullen mal der Bären) hin und her aber die meiste Zeit waren und blieben Chancen wie Risiken im übergeordneten Zeitfenster gleichwertig. So ein CRV von 1 lockte somit seit Frühjahr 2019 weder zu übergeordneten großen Short- noch Long-Aktionen einen Hund hinter dem Ofen her.
4) Solange 10.279,20 nicht unterschritten werden, gilt pauschal zunächst die Annahme als statthaft, dass Ende 2018 ein größerer Bewegungsstrang beendet worden ist. Die in dieser Woche erreichten Jahreshochs fanden nicht zufällig auf dem gestellten Niveau statt, denn sie stellten in etwa ziemlich exakt einen 78,6 %igen Rücklauf auf den großen Absacker des Jahres 2018 dar. Die Charttechnik -bei der es ja häufig fast nur darum geht, Wahrscheinlichkeiten abzuwägen- sieht es vor, dass alles was um deutlich mehr als um 76,4/78,60 %
zurück läuft, im Zweifel ist, als nur noch ein Rücklauf!
5) Charttechnik ist wie ein Sudoku, man hat einige wichtige Informationen vorliegen und muss mit diesen dann versuchen, die Informationen auszulesen, die zwar im Chart vorhanden sind - aber für die meisten halt nur unsichtbar! Hierbei hilft am besten das Ausschlussverfahren in Kombination mit dem Abwägen von Wahrscheinlichkeiten, um alles nach und nach und Zug um Zug immer mehr einzugrenzen.
6) Die großen Marken sind also nun benannt und bekannt aber allesamt noch tausende Punkte weit weg, somit gilt ab einem gewissen Punkt das Hauptaugenmerk den letzten gestellten wichtigen Hochs und Tiefs. Diese wären 11.869,28/11.266,48 unten sowie das in der abgelaufenen Handelswoche gestellte Jahreshoch bei 12.814,49. Aus all diesen Informationen bastelt ein versierter Charttechniker nun entsprechend Kausalsätze, die den Kern einer Technischen Analyse ausmachen, weil dort -strikt an entsprechende Bedingungen geknüpft- halbwegs konkrete Aussagen getroffen werden können. Diese Sätze sind die wichtigsten Bestandteile einer Analyse und nicht irgendwelche rein gemalten Pfeilchen, wie manch Laie evtl. glauben könnte! Darüber hinaus ist zu unterscheiden, ob es sich in den getätigten Aussagen eher um breitere Zonen/Bereiche handelt (meistens am ca./etwa zu erkennen) oder aber um Präzisions-Marken, die im Regelfall bis auf die zweite Stelle hinterm Komma (bei Währungen auch 4-5 Nachkomma-Stellen!) benannt werden.

Fazit:

  • Zunächst für oben: Man darf aus charttechnischer behaupten, dass es im Zweifel weiter steigen wird, solange 11.878,98 und wichtiger noch 11.869,28 nicht mehr unterschritten werden.
  • Oben ist zwischen ca. 12.800/13.400 ein letzter stärkerer charttechnischer Widerstandsbereich, welcher Ausdehnungen nach oben zunächst auf in etwa folgende Anlauf-Bereiche limitieren dürfte, je ca.: 13.020/13.285/13.350. Bei Erreichen jeder dieser Zonen kann es zu Problemen mit dem Weiterkommen kommen, was ab dem Moment des Erreichens erhöhte Aufmerksamkeit erfordert.
  • Setzen sich die Kurse irgendwann über ca. 13.400 hin nach oben ab, so setzt später das Überschreiten von 13.596,90 vermeintliches weiteres Potenzial nach oben frei, dieses läge bei je ca.: 13.810/13.850/13.900. Bei Erreichen jeder dieser Zonen kann es zu Problemen mit dem Weiterkommen kommen, was ab dem Moment des Erreichens erhöhte Aufmerksamkeit erfordert.
  • Die deckelnden Trendlinien von langjährigen Supertrends zeigen diesen im Regelfall "natürliche charttechnische Grenzen" nach oben wie unten auf. Oben liegen diese derzeit bei je ca.: 14.670/14.765/14.850/14.900 Punkten, was auch zum Teil davon abhängig ist, wie lange es auf der Zeitachse dauert, bis diese Niveaus erreicht werden können. Bei Erreichen jeder dieser Zonen kann es nicht nur zu Problemen mit dem Weiterkommen kommen, was ab dem Moment des Erreichens erhöhte Aufmerksamkeit erfordert, sondern gar zum Ausbilden des nächsten Major Tops!
  • Nun für unten: Man darf aus charttechnischer behaupten, dass der Bruch von 11.878,98 und wichtiger noch 11.869,28 schwerere charttechnische Konsequenzen zur Folge haben könnte, die zumindest eine Rückkehr zu den Augusttiefs von 2019 oder tiefer mit sich bringen könnten. Etwaige Kursziele ließen sich bei je ca.: 11.300/11.050 sowie im Sektor 10.950/975 benennen. Bei Erreichen jeder dieser Zonen (insbesondere der um die 11.000er-Marke!) kann es zu Problemen mit dem Weiterkommen kommen, was ab dem Moment des Erreichens erhöhte Aufmerksamkeit erfordert.
  • Hält die Zone um 11.000 letztlich den Attacken nicht stand, liegt ein weiterer probater Anlaufbereich bei ca. 10.650/730 Punkten. Alles was darunter fällt ermöglicht evtl. auch noch Kurse unter den Jahrestiefs von 2018 bis hin an etwa 9.850 Punkte. Bei Erreichen jeder dieser Zonen kann es zu Problemen mit dem Weiterkommen kommen, was ab dem Moment des Erreichens erhöhte Aufmerksamkeit erfordert.
  • "Worst case-Szenarien" sehen später auch noch Kursniveaus rund um 9.150 oder auch im Bereich von ca. 8.750/8.850/8.900 vor zu mehr nach unten fehlt derzeit jegliche charttechnische Fantasie

Mögliche Interessenkonflikte: Der DAX-Index und der DAX-Future sind meine am häufigsten kommentierten und analysierten Assets. Aus diesem Grunde (und um mir eine möglichst hohe analytische Neutralität bewahren zu können) handele ich den Index nur noch sehr selten und nur temporär aktiv und bin generell bei Erstellung einer DAX- Analyse nicht im besprochenen Index investiert.

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6 Kommentare

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  • G3ckOoo
    G3ckOoo

    Die Märkte befinden sich bereits seit dot com real im Sinkflug.

    13:05 Uhr, 21.10. 2019
  • Joey-the-bee
    Joey-the-bee

    Danke endlich befasst sich ein Autor mit langfristigen Zeitfenstern. Das sind die wirklich interessanten Charts. Natürlich kann man nicht jeden Tag erneut darüber schreiben aber ihr Beitrag ergänzt gut die sonst immer behandelten Zeitebenen

    08:30 Uhr, 21.10. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • wizardmw
    wizardmw

    Die sich immer verstärkenden Bullenphasen sind vor allem der Schuldenexpansion in Kombination mit einer immer mehr ausufernden Geldschwemme geschuldet. Ich glaube nicht, daß die vergangenen Zyklen überhaupt noch irgendeinen Wert für künftige Prognosen haben werden, da das bestehende Finanzsystem vor einer schweren Anpassungsbewegung steht. Auch die sogenannten populistischen Bewegungen sind eine Folge immer ungleicheren Vermögensverteilung in diesem sterbenden System. Wir stehen wohl eher vor der großen unvorstellbaren Trendumkehr. Kurze Aufwärtsphasen, lange Niedergangsphasen......

    15:15 Uhr, 20.10. 2019

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Michael Borgmann
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Technischer Analyst und Trader
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Als "Kind des Neuen Marktes" kann Michael Borgmann inzwischen auf über 25 Jahre Börsenerfahrung zurückblicken und hat dabei schon früh die Anwendung der Technischen Analyse (Charttechnik) als "Mittel zum Zweck" für sich ausgemacht. Bei seinen Analysen beschränkt er sich nicht nicht auf einzelne wenige Aspekte der Materie, sondern verfolgt einen ganzheitlichen analytischen Ansatz, indem er Candlesticks, Elliott-Wellen, Fibonaccis, die Ichimoku-Methodik und diverse andere charttechnische Hilfsmittel miteinander kombiniert. In der Summe sieht er dadurch die Technische Analyse gegenüber der Fundamental-Analyse im Vorteil, da sie tagesaktuelle Chartdaten auswerten kann und somit einen deutlichen zeitlichen Vorsprung gegenüber der Auswertung zum Beispiel veralteter Quartalszahlen hat. Seit Juli 2015 betreut Michael Borgmann den Premium-Service „Centre Court Börse” (CCB) im stock3 Terminal (vormals: Guidants).

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