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13:28 Uhr, 13.10.2015

DAX beendet seine mehrtägige Gewinnserie

Eine Gewinnwarnung des Autozulieferers Leoni und der starke Euro setzen den deutschen Aktienmarkt am Dienstag unter Druck. Die runde 10.000-Punkte-Marke wankt.

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DAX

Der Deutsche Leitindex dürfte heute seine Serie von sieben Gewinntagen in Folge beenden. Gegen Mittag liegt der DAX mit 1,07 Prozent im Minus bei 10.011 Punkten. Drei Hauptpunkte lassen sich für die neue Trübsal am Markt heranführen: Eine Gewinnwarnung des Autozulieferers Leoni zieht Autowerte wie die des Zulieferers Continental in Mitleidenschaft. Ein Euro über 1,14 US-Dollar erweist sich zusätzlich für den deutschen Aktienmarkt als Bremsklotz für eine Fortsetzung der Erholung. In das Bild passt, dass sich auch die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten im Oktober u. a. wegen des Volkswagen-Skandals weiter verschlechtert hatten. Nun geht es für den DAX erst einmal darum, die runde Marke von 10.000 Punkten zu verteidigen, um die Chance auf eine Stabilisierung auf diesem Niveau beizubehalten.

Thema des Tages

Die Konjunkturerwartungen für Deutschland haben im Oktober einen herben Dämpfer erlitten. Bei den vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Finanzmarktteilnehmern hält sich die Anzahl der Optimisten und Pessimisten inzwischen weitgehend die Waage. Gegenüber dem Vormonat sanken die Konjunkturerwartungen von 12,1 auf nur noch 1,9 Punkte. Dies ist der niedrigste Stand seit einem Jahr. Auch die aktuelle Lage wird nicht mehr ganz so positiv wie zuletzt bewertet, die Zeitreihe bleibt mit 55,2 Punkten jedoch klar im positiven Bereich. Für die Eurozone haben sich die Erwartungen erneut verschlechtert, jedoch blieb hier der Rückgang auf 30,1 Punkte im Rahmen der Erwartungen.

„Der Abgasskandal bei Volkswagen und die Wachstumsschwäche der Schwellenländer dämpfen die Aussichten“, kommentierte ZEW-Präsident Clemens Fuest die Daten. „Aufgrund der nach wie vor guten wirtschaftlichen Ausgangslage im Inland und der voranschreitenden konjunkturellen Erholung der Eurozone dürfte ein Abrutschen Deutschlands in die Rezession allerdings wenig wahrscheinlich sein.“

Ähnlich urteilte die VP Bank: „Der VW-Abgasskandal dürfte auf das sensible Gemüt der befragten Finanzmarktanalysten gedrückt haben", sagte Chefvolkswirt Thomas Gitzel. Zudem hätten auch enttäuschend ausgefallene Auftragseingänge für die deutsche Industrie und das turbulente Geschehen in China den Konjunkturoptimisten den Wind aus den Segeln genommen. Allerdings hätten sich in den vergangenen Jahren die Konjunkturindikatoren volatiler entwickelt als die tatsächliche Konjunkturlage. „Die Rahmenbedingungen bleiben für die deutsche Wirtschaft nach wie vor günstig“, ist der Ökonom überzeugt.

Aktien im Blick

VW legt mehr Geld für die Folgen des Abgasskandals zurück. Die Investitionen für die Marke Volkswagen würden um jährlich eine Milliarde Euro reduziert, teilte VW mit. Laut Handelsblatt blüht dem einstigen Vorzeigekonzern ein Gesamtschaden im Zuge des Skandals von 40 Milliarden Euro. Die Aktie gibt heute in einem schwachen Branchenumfeld um 1,5 % nach.

Leoni-Titel finden nach der Umsatz- und Gewinnwarnung keinen Halt. Aktuell verliert das Papier 31,37 %. Nach Unternehmensangaben bereitete die Bordnetz-Sparte Probleme. Im vierten Quartal dürfte die schwächere Entwicklung des Geschäftsbereichs das Ergebnis weiter belasten, hieß es.

Die vorläufigen Zahlen des Softwareschmiede SAP sind besser als erwartet ausgefallen. Das Papier legt aktuell leicht zu.

Hochtief zeigt sich heute deutlich schwächer. Aktuell mit -5,66 % unter den größten Verlierern im MDAX. Großaktionär Katar hat 7 Mio. Aktien zu einem Stückpreis von 77 Euro verkauft.

Konjunktur

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) will auch in den kommenden Jahren ohne neue Schulden auskommen. Entscheidend für das Erreichen dieses Ziels seien aber auch die Kosten für die Flüchtlingskrise, die derzeit nur schwer zu beziffern seien.

Der deutsche Maschinenbau geht davon aus, dass Auftragseingang, Produktion und Beschäftigung in diesem Jahr auf dem Vorjahresniveau liegen werden. 2016 rechnet der Branchenverband VDMA ebenfalls mit einem Nullwachstum.

Währungen

Der US-Dollar weitet am Dienstag seine Verluste der vergangenen Handelstage gegenüber den anderen Hauptwährungen (mit Ausnahme des Pfunds) aus. EUR/USD hat angesichts dessen trotz eines schwachen deutschen ZEW-Index bei 1,1411 ein frisches Dreiwochenhoch erreicht.

GBP/USD fiel hingegen bislang bis 1,5229 im Tief. Nachdem „Cable“ am Morgen zunächst in Richtung 1,54 zulegen konnte, stürzte das Pfund im weiteren Handelsverlauf infolge schwacher Verbraucherpreise und ausgepreisten BoE-Zinsanhebungsphantasien ab. AUD/USD fällt nach schwachen chinesischen Importdaten von seinem zu Wochenbeginn erreichten Siebenwochenhoch bei 0,7382 zurück und notierte bislang bei 0,7288 im Tief.

Rohstoffe

Der Blick der Börsianer gilt heute auch dem Ölpreis, der in den vergangenen 24 Stunden um fünf Prozent nachgab. Die Internationale Energieagentur (IEA) geht davon aus, dass die Überversorgung mit Rohöl im kommenden Jahr anhalten wird. Das Wachstum der weltweiten Ölnachfrage soll sich demnach von 1,8 Mio. Barrel pro Tag in diesem Jahr auf 1,2 Mio. Barrel im kommenden Jahr verringern.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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