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12:58 Uhr, 19.02.2015

DAX: Athener Hilfeersuchen beflügelt nur zeitweise

Die neue Regierung in Athen hat endlich den seit Dienstagabend erwarteten Antrag für die Verlängerung der Kredithilfen abgeschickt. Am deutschen Aktienmarkt kam die Reaktion prompt und fiel eindeutig aus. Der Dax schüttelte seine bis dato angefallenen Verluste ab und marschiert nun wieder in Richtung Allzeithoch.

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Die US-Notenbank signalisiert eine spätere Zinswende, was die weltweiten Börsen außerhalb Europas jubilieren lässt. Angesichts neuer wirtschaftlicher Risiken stimmten viele Mitglieder des Offenmarktausschusses darin überein, den Leitzins noch „für eine längere Zeit“ zwischen null bis 0,25 Prozent zu halten, da eine verfrühte Zinsanhebung die Erholung der US-Wirtschaft gefährden könnte. Der Markt rechnet mit einer ersten Zinsanhebung nun frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2015. In der Folge erreichten die Nasdaq und der Nikkei 225 gestern Mehrjahreshoch. Hierzulande wirkte die Unsicherheit um Griechenland heute zunächst wie ein Hemmschuh. Der deutsche Leitindex begann träge, legte nach Bekanntwerden des Hilfeersuchens aus Athen dann aber spürbar zu. Nachdem die Details zu dem Antrag publik wurden, tritt der Dax auf der Stelle. Zuletzt notierte der Leitindex mit 0,08 Prozent im Plus bei 10.970 Punkten.

Charttechnik

Das Überschreiten des gestrigen Tageshochs gibt den Käufern im Dax weitere Sicherheit. Oberhalb von 10.874 Punkten ist die Kaufwelle intakt, was jetzt ein neues Allzeithoch und Gewinne bis auf 11.025/50 Punkte mit sich bringen könnte. Der Bereich bis hin zu 11.013 Punkte kann jedoch noch als Widerstand gesehen werden, so dass temporäre Konsolidierungsphasen zumindest eingeplant werden müssen.

Thema des Tages

Griechenland hat eine Verlängerung des Hilfsprogramms um sechs Monate beantragt. Ein entsprechender Brief an die Eurogruppe sei abgeschickt worden, teilte ein Regierungssprecher in Athen mit. Morgen wollen sich die Finanzminister der Eurogruppe treffen, um über den Antrag zu beraten. Das derzeitige Hilfspaket für Griechenland endet am 28. Februar. Offen bleibt zunächst weiter die Frage, ob die Athener Regierung bereit ist, im Gegenzug für Hilfskredite die Auflagen der internationalen Geldgeber zu akzeptieren. Ohne ein Einlenken sind die Europartner nicht offenbar nicht gewillt, weitere Zugeständnisse zu machen.

Am Mittwochabend gewährte die Europäische Notenbank den griechischen Banken noch einmal eine Verlängerung des Notkreditprogramms (ELA) und weitete die Mittel auf 68,3 Milliarden Euro aus. ifo-Präsident Hans-Werner Sinn kritisierte den Schritt vehement. Die Währungshüter wollten glauben machen, dass für die Notkredite allein die Zentralbank in Athen haften würde. Das sei aber eine Fiktion, sagte Sinn. Das Haftungspotenzial der griechischen Zentralbank liege bei 42 Milliarden Euro, nun seien 26,4 Milliarden Euro ungedeckt: „So gesehen betreibt die EZB in Griechenland bereits eine Konkursverschleppung zulasten der Steuerzahler der Eurozone“.

Aktien im Blick

Die Aktie der Deutschen Börse steht nach den Zahlen vom Vorabend unter Druck (akt. -0,81 %). Für das laufende Jahr zeigt sich der Vorstand trotz eines starken Handels im Januar sehr vorsichtig.

Laut dem manager-magazin will Adidas die operative Umsatzrendite bis 2020 auf mindestens 10 % und den Umsatz bis auf 20 Milliarden Euro steigern. Am Markt werden die Wachstumsziele positiv aufgenommen (+5,24 %).

Rheinmetall ist nach Zahlen gefragt. Aktuell verteuert sich die Aktie um 7,36 %.

Konjunktur

Die EZB hielt Jahresende 2014 Staatsanleihen von Euro-Krisenländern im Wert von 144,3 Milliarden Euro. Davon entfallen 73,9 Mrd. auf Italien, 28,6 Mrd. auf Spanien, 18,1 Mrd. auf Griechenland, 14,3 Mrd. auf Portugal und 9,3 Mrd .auf Irland.

Der Überschuss in der Leistungsbilanz des Euroraums ist im Dezember auf 17,8 Milliarden Euro, nach revidiert 19,9 Milliarden Euro im Vormonat, gesunken. Der Überschuss in der Handelsbilanz legte zu, während er in der Dienstleistungsbilanz sank.

Währungen

Der US-Dollar erholt sich am Donnerstag von seinen Verlusten infolge des eher zinspessimistischen Sitzungsprotokolls des letzten US-Notenbanktreffens. EUR/USD fällt von seinem Zweiwochenhoch bei 1,1450 bis bislang 1,1380 im Tief zurück. GBP/USD erreichte bislang zutiefst 1,5425, nachdem „Cable“ am Mittwoch ein Sechswochenhoch bei 1,5480 erreicht hatte.

USD/CHF setzt hingegen nach starken Handelsbilanzdaten aus der Schweiz seien Anstieg fort. Das Währungspaar erreichte mit 0,9461 den höchsten Stand seit dem 15. Januar, dem Tag der Aufhebung der Franken-Bindung an den Euro. USD/JPY legt nach starken Exportdaten aus Japan ebenfalls zu und notierte bislang bei 119,19 im Hoch.

Rohstoffe

Der Goldpreis, der gestern bis auf 1.200 Dollar gefallen ist, profitiert am Donnerstag von der gestiegenen Aussicht auf eine spätere Zinswende in den USA und stieg zuletzt bis auf knapp 1.220 Dollar.

Beim Ölpreis zeigt sich eine erhöhte Volatilität. WTI testet aktuell die 50-Dollar-Marke. Heute Nachmittag stehen die wöchentlichen Rohölbestände in den USA auf der Agenda.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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