Kommentar
11:40 Uhr, 29.10.2008

Daumen hoch für das diesjährige „Zertifikate-Oskarchen“

Das „offizielle“ Zertifikatejahr findet auch diesmal seinen geregelten Abschluss. War es vor kurzem noch der bereits zum fünften Mal von Verbandsseite ausgetragene „Derivatetag“, der quasi den Pflichtteil erledigte, so folgt im November mit der Verleihung der Zertifikate-Awards die Kür. Dabei gibt es in diesem besonderen Jahr gerade im strukturierten Anlagesegment eigentlich wenig zu feiern, nach der bereits im Vorjahr manifestierten Verschaukelung bei der Abgeltungssteuer, der öffentlichen Brandmarkung nach der Lehman-Pleite und dem Offenbarungseid vieler Teilschutzstrukturen im Zuge des aktuellen Finanzmarktcrashs. Kaum verwunderlich, dass sich die Organisatoren, DIE WELT, WELT am Sonntag, Scoach Europa und das Zertifikate-Journal, lange beraten mussten, um den feucht-fröhlichen „Branchen-Event“ in diesem Jahr nicht erstmals ganz ins Wasser fallen zu lassen. So sind auch bei der siebten Auflage wieder „Experten“ und Normalanleger aufgerufen, die begehrten „Staubfänger“ aus Acryl-Glas ihrer rechtmäßigen Bestimmung zuzuführen. Besondere Beachtung dürfte dabei wieder das vom Anlegervolk per Online-Abstimmung gewählte „Zertifikat des Jahres“ erhalten, das heuer logischerweise wohl eher aus dem Bereich der Short-Spekulation kommen dürfte. Aber siehe da, es finden sich im Kandidatenfeld neben diversen Reverse-Produkten auch verschiedene Garantie-Strukturen, darunter erstmals auch eine entsprechende Fondsvariante der HypoVereinsbank, sowie mit dem DAX RADA Open End Papier der UBS sogar eines der in diesem Jahr relativ wenigen am Markt erfolgreichen Strategie-Zertifikate. Selbst der aktuelle Volkswagen-Exzess findet bei dem Vontobel-Vertreter seinen Niederschlag. Auf den Ausgang der Publikumswahl darf man deshalb besonders gespannt sein, wobei das letzten Endes gekürte Produkt gerade auch diesmal wohl nur eine Momentaufnahme sein dürfte, wie schon im vergangenen Jahr das vielbeachtete Vietnam-Papier der Landesbank Berlin, das seitdem ins Bodenlose fiel. Am Ende zählt eben doch nur die Rendite. Im Einzelnen stehen heuer die folgenden zwölf Zertifikate zur Auswahl:

WKN

Name

Emittent

Kurzbeschreibung

BN1V8P

Best Trigger Express

BNP

„Best-of“ Multi-Express

DR1272

Daimler Safe-Zertifikat

DRB

Autobauer mit Garantie

JPM9NR

Danone/Nestle Discount-Zert.

JPM

Nahrungsmittel-Multi-Discount

SFL22G

DAX CP 100 Reverse-Lock-In

OPP

Reverse-Garanter mit Lock-In

UB0C7S

DAX RADA Open End Zert.

UBS

Long/short/Cash alles erlaubt

UB06XQ

Telekom One Step Protect

UBS

Spezieller Bonus-Garanter

A0M7SN

ES 50 Rolling Protect Fonds

HVB

Garantie im Fondsmantel

HV5AC7

Porsche Opti-Anleihe

HVB

Deepest Porsche Bonus

BHF2BR

SAP Reverse Sprint

BHF

Doppeltes Short-Investment

DB2SRT

Short DAX Open End Zert.

DB

Klassiker für DAX-Bären

VFP43T

Volkswagen Relative Value

VON

VW St. gegen DAX Alphapapier

CS00EL

WTI Crude Oil Korridor Bonus

CS

Bonus mit zwei Schwellen

Nicht weniger interessant dürfte auch die Wahl des „Zertifikate-Hauses“ des Jahres 2008 ausfallen und hier besonders unter dem Stichwort „DWS GO SAFE“ das Abschneiden des bisherigen Nischenanbieters DWS GO nach dessen jüngstem Vorstoß in Sachen Ausschaltung des Emittentenrisikos. Sicherlich ein Thema, das wohl erst im nächsten Jahr so richtig auf die Tagesordnung treten dürfte, wenn es die ersten Nachahmer auf dem Markt geben und sich die Finanzmarktkrise noch weiter verschärfen sollte.

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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