Kommentar
06:45 Uhr, 22.10.2015

Daten zeigen: China ist wieder da!

Man kann zwar nicht behaupten, dass die chinesische Wirtschaft brummt wie eh und je, doch viele Daten lassen auf ein Ende der Abkühlung hoffen.

In der vergangenen Woche konnten Anleger aufatmen. Es sieht so aus als würde die Lockerung der Geldpolitik in der Wirtschaft ankommen und die Ausgaben des Staates die Wirtschaft beleben. Ganz besonders erfreulich ist dabei die Nachfrage nach Krediten. Wird mehr Kredit nachgefragt (und vergeben), dann lässt das auf eine höhere wirtschaftliche Dynamik schließen. Die Regierung unterstrich diese Entwicklung mit einem offiziellen Wirtschaftswachstum von 6,9% im dritten Quartal 2015. Wie nah das an der Realität dran ist weiß letztlich niemand. Das ist allerdings auch nicht wichtig. Wichtig ist, dass sich der Abschwung nicht verschärft. Darauf deuten die Daten zur Kreditvergabe hin.

Im September wurden 163 Mrd. USD an neuen Krediten vergeben. International wird dieser Wert gefeiert. Es war der höchste Septemberwert seit Beginn der Datenerhebung. Haushalte fragen vor allem Immobilienkredite nach. Unternehmen freuen sich ebenfalls über die geringeren Kosten von Fremdkapital und nehmen wie gehabt Kredite auf bis der Arzt kommt – und der Arzt wird kommen.

Die Abkühlung der chinesischen Wirtschaft war von der Regierung sicherlich nicht gewollt. Die Entwicklung war allerdings eine Chance Reformen anzupacken. Diese Chance zog nun ungenutzt vorüber. Anstatt die Wirtschaft auf ein solideres Fundament zu stellen fiel die Politik in alte Muster zurück. Die geldpolitische Lockerung und die Änderung von Gesetzen zielten allesamt auf eines ab: mehr Schulden.

Die chinesische Wirtschaft wächst vor allem seit 2008 auf Pump. Schon zuvor stiegen die Schulden überproportional, doch inzwischen ist das Ausmaß nicht mehr vertretbar. Grafik 1 zeigt den chinesischen Schuldenberg in den Jahren 2000, 2007 und 2014 nach Schuldner und im Verhältnis des Bruttoinlandsproduktes.


Die Schulden von Unternehmen machen inzwischen mehr als 100% der Wirtschaftsleistung aus. Das schaffen nicht einmal die USA, wo Unternehmen mit ungefähr 70% der Wirtschaftsleistung verschuldet sind. Haushalte und die Zentralregierung haben noch Spielraum für eine Ausweitung der Schulden. Unternehmen und Finanzinstitute sind im internationalen Vergleich bereits jetzt auf den Spitzenplätzen. Man könnte auch sagen: sie sind hoffnungslos überschuldet.

Haushalte, die noch Spielraum haben, nutzen diesen nun aus. Die Bestimmungen für den Erwerb von Wohneigentum wurden gelockert. Chinesen können nun mehrere Wohnungen besitzen ohne prohibitiv viel Eigenkapital mitbringen zu müssen. Die gelockerten Gesetze unterstützen den Immobilienmarkt. Man kann es aber auch negativ sehen und sagen: die neuen Gesetze heizen eine Immobilienblase an.

Immobilienkredite machen inzwischen mehr als 100% der Wirtschaftsleistung aus. Als in den USA der Häusermarkt zusammenbrach lag dieser Wert bei knapp 90%. Der chinesische Häusermarkt muss nicht gleich morgen in sich zusammenfallen, doch wenn es zur Abkühlung kommt, dann wird es schmerzhafter als in den USA.

Zwischen 2000 und 2007 wuchsen die Schulden Jahr um Jahr um 3,8% schneller an als die Wirtschaftsleistung. In den vergangenen 8 Jahren übertraf das Kreditwachstum das Wirtschaftswachstum um 8%. In den kommenden 12 Monaten kann dieser Wert weiter ansteigen und zweistellig werden. Geht das so weiter, dann hat China sein Limit bald erreicht.

Unternehmen und Banken haben ihr Limit de facto erreicht. Die Zentralregierung hat noch Spielraum, doch die Lokalregierungen sind schon jetzt jenseits des Limits. Die jährlichen Defizite der Lokalregierungen liegen zwischen 4 und 22% der Einnahmen. Das ist absoluter Wahnsinn.

China befindet sich in einer überschuldeten Welt in guter Gesellschaft, wobei sich China immer mehr vom Rest der Welt absetzt. Grafik 2 zeigt den weltweiten Schuldenberg, der mit gut 200 Billionen Dollar 250% der Weltwirtschaftsleistung erreicht. China steuert auf einen Wert von 300% zu. Damit setzt sich China nicht nur vom Rest der Welt ab, sondern gesellt sich zu Ländern wie Spanien und Griechenland. Ohne die Eindämmung des Schuldenwachstums kann sich China sogar bis 2020 zum bisherigen Spitzenreiter Japan gesellen und diesen zwei Jahre später überholen.

China greift auf altbewährte Mittel zurück, um das Wachstum auf Biegen und Brechen nahe 7% zu halten. Die Kosten dafür sind enorm. In wenigen Jahren ist die Verschuldung so hoch, dass die Zinslast allein untragbar wird. Chinas Regierung und Notenbank leiten gerade einen Crack-Up Boom ein – einen letzten Aufschwung vor dem Kollaps.

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7 Kommentare

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  • whynot
    whynot

    Die Daten können schon alleine aus dem Grund angezweifelt werden, dass ein solches Wachstum doch vom Rest der Welt (sieht man mal von Binnenwachstum ab) gekauft werden muss. Wer soll diese Nachfrage denn aktuell erzeugen? Wenn man Wachstum generiert, in dem man die x-te Geisterstadt in China hochzieht, dann ist das "Lageraufbau", aber kein reales Wachstum, welches durch eine entsprechende Nachfrage abgedeckt ist.

    12:29 Uhr, 22.10.2015
    1 Antwort anzeigen
  • Chamäleon
    Chamäleon

    Hallo hr Schmale,

    also irgendwie müssen auch Sie sich mal entscheiden.

    Ständig puplizieren Sie, dass den Daten und Zahlen - welche von China kommen - eh niemand Glauben schenken darf.

    Dann schreiben Sie genau das Gegenteil, indem Sie posiive Szenarien aufzeigen, welche eben auf chinesische Daten beruhen. Paradox.

    Ihre Artikel werden durch ihre Meinungsschwankung ebenfalls unglaubwürdig und sind dann

    - wenn Sie keinen klaren Standpunkt mehr vertreten können - nicht mehr Lesenswert.

    Bitte etwas mehr Geradlinigkeit.

    09:36 Uhr, 22.10.2015
  • FJHaydn
    FJHaydn

    So ist das heutzutage. Alle 14 Tage eine neue Langfristprognose. Dazu mehrere Alternativprognosen, darunter meist welche, die das genaue Gegenteil besagen. Siehe die unten (X__X, 7.30) erwähnte Mood's Vorhersage.

    Dese Auguren leben allesamt vom schlechten Gedächtnis der Leute und der Folgelosigkeit ihrer Prognosen. Zufallstreffer werden häufig wiederholt ("Der Mann der X korrekt vorhersagte"), die vielen Nieten verschwiegen.

    Im Grunde nutzen alle die gleichen Methoden wie die Damen mit der Glaskugel.

    09:27 Uhr, 22.10.2015
  • x__x
    x__x

    Reuters heute:

    Moody's forecast further slowdown in Chinese economy citing weakness of indicators

    07:30 Uhr, 22.10.2015
  • Marco Soda
    Marco Soda

    Guten Morgen

    Zitat :

    Die Regierung unterstrich diese Entwicklung mit einem offiziellen Wirtschaftswachstum von 6,9% im dritten Quartal 2015. Wie nah das an der Realität dran ist weiß letztlich niemand. Das ist allerdings auch nicht wichtig. Wichtig ist, dass sich der Abschwung nicht verschärft. Darauf deuten die Daten zur Kreditvergabe hin.

    Im September wurden 163 Mrd. USD an neuen Krediten vergeben. International wird dieser Wert gefeiert. Es war der höchste Septemberwert seit Beginn der Datenerhebung. Haushalte fragen vor allem Immobilienkredite nach. Unternehmen freuen sich ebenfalls über die geringeren Kosten von Fremdkapital und nehmen wie gehabt Kredite auf bis der Arzt kommt – und der Arzt wird kommen

    Einmal zweifeln Sie die daten an, das andere Mal glauben Sie die Daten !!!

    Immobilienkredite treiben die Wirtschaft an ? Eher doch erst in 2. oder 3. Linie.

    Unternehmen nehmen wie gehabt Kredite auf bis der Arzt kommt, kann sein und wird auch so sein, nur was machen die damit ?? Investieren oder eher spekulieren ??
    .

    07:08 Uhr, 22.10.2015
  • x__x
    x__x

    Chinese President Xi says that the Chinese economy does have some downward risks.

    07:08 Uhr, 22.10.2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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