Kommentar
11:37 Uhr, 02.03.2017

Das war es mit der Deflation!

Eine Welle der Inflation rollt durch die Welt. Deflation ist vorerst Geschichte und trotzdem sind viele unzufrieden.

Die Eurozone hat es endlich geschafft. Nach mehreren Jahren Deflation ist die Inflation zurĂŒck. Der bisher grĂ¶ĂŸte PreisrĂŒckgang in den Jahren nach 2009 war im Januar 2015 zu verzeichnen als die Inflationsrate -0,6 % erreichte. Der absolute Rekordwert wurde im Juli 2009 mit -0,65 % verzeichnet.

Die Eurozone, die derzeit 19 Mitglieder zĂ€hlt, ist natĂŒrlich sehr divers. Die Inflationsrate der Eurozone selbst sagt wenig ĂŒber den Zustand der einzelnen LĂ€nder aus. Grafik 1 zeigt die Inflationsrate der gesamten Eurozone sowie die Anzahl an LĂ€ndern mit Inflation bzw. Deflation in der heutigen Zusammensetzung der WĂ€hrungsunion.

Mit einer Teuerungsrate von fast 2 % befinden sich inzwischen alle LĂ€nder wieder im positiven Bereich. Noch im Dezember verzeichnete ein Land negative Teuerungsraten (Irland). Im November waren es gleich noch vier LĂ€nder (Irland, Zypern, Slowakei, Griechenland). Die Aufholjagd war absolut bemerkenswert.

Der Umschwung kam nun relativ schnell. Vor zwei Jahren befanden sich noch 17 von 19 LĂ€ndern in der Deflation. Heute ist es kein einziges mehr. Interessant ist dabei auch, dass selbst das Krisenjahr schlechthin, 2009, weniger dramatisch war. Damals befanden sich „nur“ 13 LĂ€nder in der Deflation.

FĂŒr den Moment ist die Eurozone wieder im Normalzustand angekommen. Im Normalzustand befinden sich mindestens 18 LĂ€nder im Bereich positiver Inflationsraten. Wie lange der Normalzustand nun anhĂ€lt, kann man freilich nicht sagen. Die Chancen stehen jedoch gut, dass es vorerst dabei bleibt. Das liegt nicht nur an den gestiegenen Rohstoffpreisen, sondern auch an einer insgesamt besseren Wirtschaftslage. Das Klima hat sich deutlich verbessert.

Bemerkenswert ist auch die HomogenitĂ€t in der Eurozone. Grafik 2 zeigt die jeweils niedrigste und höchste Inflationsrate sowie die Differenz der beiden (Spread). Der Spread ist seit einigen Monaten so niedrig wie noch nie. Politiker und Notenbanker streben nach Konvergenz, nun ist sie da. Leider sagt das wenig ĂŒber den tatsĂ€chlichen Zustand der Eurozone aus. Die Konvergenz ist mehr zufĂ€llig entstanden, denn durch wirtschaftliche AnnĂ€herung.

Die RĂŒckkehr der Inflation wird von einigen gefeiert. Die deutsche Notenbankerin Sabine LautenschlĂ€ger freute sich öffentlich ĂŒber die RĂŒckkehr der Inflation. In Deutschland war sie damit sofort isoliert. Keiner will Inflation – zu Recht. Ein rascher Anstieg der Inflation schadet vor allem unteren Einkommensschichten.

LautenschlĂ€ger ist auch innerhalb der EZB mit ihrer Feierlaune isoliert. Die EZB will die höhere Inflation am besten gar nicht erwĂ€hnen. Andernfalls mĂŒsste sie den Zusammenhang zu ihrem Mandat (knapp 2 % Inflation) herstellen. Das Ziel ist erreicht. Da lassen sich QE und negative Zinsen kaum weiter rechtfertigen. Am liebsten kehrt man die Inflation in diesen Tagen unter den Teppich.

LautenschlÀger feiert vermutlich deswegen öffentlich, weil sie die EZB dazu drÀngen will, die Inflation anzuerkennen und bei der gelpolitischen Lockerung auf die Bremse zu steigen. Gelingen wird ihr das vermutlich vorerst nicht. Es besteht zwar eine gewisse Uneinigkeit zwischen den Notenbankern, doch die Mehrheit will weiter lockern, was die Notenpresse hergibt.

Clemens Schmale

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4 Kommentare

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  • bembes
    bembes

    Schwachsinn !!! Inflation kommt !!!

    13:49 Uhr, 03.03.2017
  • Löwe30
    Löwe30

    Normalzustand in einer Marktwirtschaft wĂ€re es, wenn die Preise fĂŒr bestehende GĂŒter stĂ€ndig sinken, denn das ist die Folge der Steigerung der ProduktivitĂ€t, wie sie fĂŒr eine Marktwirtschaft typisch ist. Zentralbanker, Politiker und viele Ökonomen sind der Illusion verfallen, dass man Wohlstand drucken kann. Dass das nicht möglich ist, hat Chris Martenson hier http://www.goldseiten.de/artikel/320524--Die-Mutte... ausgezeichnet beschrieben.

    17:52 Uhr, 02.03.2017
  • netzadler
    netzadler

    "Die EZB will die höhere Inflation am besten gar nicht erwĂ€hnen. Andernfalls mĂŒsste sie den Zusammenhang zu ihrem Mandat (knapp 2 % Inflation) herstellen. Das Ziel ist erreicht. Da lassen sich QE und negative Zinsen kaum weiter rechtfertigen. Am liebsten kehrt man die Inflation in diesen Tagen unter den Teppich."

    Es arbeiten halt eine ganze Menge mit alternativen Fakten, und das nicht erst seit kurzem

    14:34 Uhr, 02.03.2017