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09:31 Uhr, 21.06.2017

Das "ungenutzte" Potenzial des Pairs-Tradings

Trotz einer "marktneutralen" Position kann mit der Strategie eines Pairs-Traders Rendite erzielt werden.

Im letzten Artikel “Die Portfolioverwaltung des Nobelpreisträgers” haben wir über Outperformance von Aktien gesprochen. Heute soll darauf eingegangen werden, wann es sinnvoll sein kann auf einen Wert, der relative Stärke zeigt, einen Leerverkauf zu tätigen. Beim Anblick des nachfolgenden Charts der Activision Blizzard Aktie würden Trend-Trader dies wohl keineswegs in Betracht ziehen.

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Quelle: WH SelfInvest NanoTrader

Eine geheime Strategie?

Es gibt wirklich keine Geheimnisse mehr in der Welt des Investierens und Handelns. Fast jede denkbare Strategie oder Methode ist irgendwo in einem Buch veröffentlicht worden oder steht irgendwo online im Netz. Und doch gibt es Handelsstrategien, an die beinahe kein privater Investor denkt, obwohl diese Methoden seit Jahrzehnten bekannt sind. Meist ist es lediglich der Umstand, dass viele private Investoren das Potenzial dieser Strategien noch nicht entdeckt haben.


Hedge-Fonds erfinden Pairs-Trading

Pairs-Trading zählt mit Sicherheit zu dieser Kategorie von "Geheimnissen". Es ist eine marktneutrale Strategie, die von Hedge-Fonds in den 80er Jahren entwickelt wurde und von diesen immer noch gehandelt wird. Pairs Trading wird auch Long-Short Trading genannt, da jeder Trade aus zwei Positionen besteht, einer Long- und einer Shortposition. Dabei handelt es sich entweder um zwei Aktien oder um eine Aktie und einen Index (Börsen- oder Sektorenindex).

Die Strategie basiert auf der Annahme, dass es Aktien (oder Märkte) gibt, welche die meiste Zeit parallel laufen. Man spricht in der Finanzwelt von einem Aktienpaar, dass eine hohe Korrelation besitzt. Sollte dieses Einhergehen zu einem bestimmten Zeitpunkt unterbrochen werden (ein Kurs steigt, der andere fällt oder steigt wesentlich stärker), so gehen Trader von einem temporären Phänomen aus. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die Kurse der beiden Instrumente zu einem späteren Zeitpunkt wieder zusammenlaufen. In diesem Moment ist es interessant, den steigenden Wert zu shorten, also die Aktien leerverkaufen, und den fallenden (oder den nur schwach steigenden) zu kaufen. Ein Pairs Trade basiert also auf dem Verhältnis zwischen zwei Instrumenten. Die Marktentwicklung ist dabei eher sekundär. Deshalb wird die Strategie auch Marktneutrales Trading genannt.

Die folgende Analyse wird mit Hilfe des WHS TechScans durchgeführt, welcher kostenlos im NanoTrader zur Verfügung steht (gratis Demo testen). Das folgende Beispiel zeigt ein typisches Pairs-Trading Aktienpaar. Es handelt sich um die US Technologieriesen NVIDIA und Activision Blizzard. Die Aktien dieser beiden Unternehmen liefen über einen langen Zeitraum parallel, wie man auf dem Chart der letzten 5 Jahre deutlich ablesen kann. Seit Mitte 2016 ist eine Outperformance von NVIDIA gegenüber Activision Blizzard zu erkennnen.

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Seit Februar 2017 zeigt Activision Blizzard nun relative Stärke gegenüber NVIDIA. Diesen Umstand versuchen wir nun nachfolgend auszunutzen.

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Was macht ein Pairs-Trader?

Ein guter Indikator für Pairs-Trading ist der RSI (Relative Stärke Index). In dem Beispiel können Sie sehen, dass der RSI ist in der Regel in der Mitte verläuft (der Bereich zwischen 25 und 75). Manchmal läuft der RSI in die extreme Zone, so wie Mitte April diesen Jahres. Der Indikator fiel unter den Wert von 25.

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Das ist dann der Moment, wo der Pairs-Trader zu handeln beginnt. Mitte April war NVIDIA (blaue Linie) schwächer als Activision Blizzard (rote Linie). Die Strategie basiert nun auf der Annahme, dass sich früher oder später dieses Ungleichgewicht wieder normalisiert und NVIDIA zur vorherigen Stärke zurückfindet. Der Händler kauft den schwächeren Wert, also NVIDIA und nimmt eine Shortposition auf den stärkeren Wert, also Activision Blizzard ein. Es geht also nicht darum, auf die reine Kursveränderung eines Einzelwertes zu spekulieren, so wie es bei den meisten anderen Strategien der Fall ist.

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Quelle: WH SelfInvest NanoTrader

Eine marktneutrale Strategie

Pairs-Trading ist marktneutral oder versucht zumindest, dies so weit wie möglich zu sein. Deshalb wird zur gleichen Zeit eine Long- als auch eine Shortposition eingenommen, so dass der Händler vor starken scharfen Marktschwankungen geschützt ist. Wenn der komplette Technologiesektor nun stark zurückgehen würde, geht der Händler davon aus, dass seine beiden Aktien dies auch tun. Gefährlich wird es für den Pairs-Trader erst, wenn die Tendenz der Dekorrelation weiter geht. In diesem Fall macht der Trader einen Verlust.

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Quelle: WH SelfInvest NanoTrader

Gewinn trotz neutraler Position

Wir schauen jetzt einmal, wie sich die Position entwickelt hat. Eine Long-Position wurde bei NVIDIA zu einem Preis von 96 USD erworben. Der Anteil an Activision Blizzard zu einem Preis von 48,5 USD geshortet. Nach ca. einem Monat stieg der Anteil der NVIDIA auf über 136 USD. Hier wird ein Gewinn von 40 USD pro Aktie gemacht (+ 42 %). Die Aktie von Activision Blizzard notiert nach einem Monat auf 56,5 USD. In dieser Trasaktion gab es einen Verlust in Höhe von 8 USD je Aktie (-16,5 %). Netto bleibt ein bedeutender Gewinn, obwohl der Händler eine marktneutrale Position eingenommen hatte.

Haben Sie Interesse diesen Ansatz weiter zu verfolgen und zu testen? Dann nutzen Sie ebenfalls das Tool WHS TechScan über den folgenden kostenlosen Demolink.

Risikohinweis:
Dieser Artikel ist die persönliche Meinung des Autors. Er dient lediglich als Informationen. Diese Analysen dürfen nicht als Anlage- oder Vermögensberatung interpretiert werden. Eine Investitionsentscheidung bezüglich irgendwelcher Wertpapiere oder sonstiger Finanzinstrumente benötigt das Hintergrundwissen Ihrer persönlichen Situation, welche der Autor nicht kennt. Dieser Inhalt veraltet und wird nach Veröffentlichung nicht aktualisiert.

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Über den Experten

Roland Jegen
Roland Jegen
Trading Experte

Roland Jegen ist seit über 15 Jahren an der Börse aktiv. Seit 2016 arbeitet er als Trading-Experte bei WH SelfInvest. Neben der klassischen Chartanalyse gehören Auction Market Theory und Volume/ Market Profile sowie automatisierte Handelssysteme zu seinen Steckenpferden. Er veröffentlicht regelmäßig technische Analysen zu US-Aktien für den Neobroker Freestoxx.

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