Kommentar
09:25 Uhr, 04.04.2012

Das Sterben der Solarbranche in Deutschland

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In der Solarbranche hat das große Sterben begonnen. Solar Millennium, Solarhybrid, nun Q-Cells. Conergy steht auch nicht sonderlich gut da. Abgesehen von Management-Fehlern kommen die deutschen Hersteller von zwei Seiten unter Druck.

Erstens ist der Markt inzwischen dominiert von chinesischen Unternehmen, die ganz simpel gesprochen deutlich günstiger produzieren können als ihre deutschen Wettbewerber, während sie auch technologisch inzwischen aufgeschlossen haben. Zweitens hat die deutsche Politik einen viel zu späten, dafür aber umso rabiateren Cut in der ausgeuferten Förderung durch das EEG (Erneuerbare Energien Gesetz) beschlossen.

Was hat die viele Jahre erzwungene massive Subventionierung durch die Stromkunden gebracht, außer aktuell rund 3-4% Photovoltaik-Anteil an der deutschen Stromerzeugung? Es wurden Multimillionäre gemacht, wie Solarworld-Chef Frank Asbeck. Die Unternehmen konnten über lange Zeiträume hinweg ungerechtfertigte Renditen erzielen und ihre Aktionäre beglücken. Ungerechtfertigt deshalb, weil der Markt diese Renditen gar nicht hergegeben hätte. Viele Eigenheimbesitzer haben jetzt einen netten Stromproduzenten auf dem Dach, mit garantierter Einspeisung über 20 Jahre hinweg.

Gezahlt haben es die gewöhnlichen Bürger, die sich der EEG-Umlage nicht entziehen konnten, und in der Mehrheit auch nicht über das nötige Eigenheim in sonnigen Gebieten verfügen, um ebenfalls in den Genuss der Förderung zu kommen.

Obwohl das EEG weltweit häufig kopiert wurde (anschließend aber auch oft genug wieder kassiert) und fälschlicherweise als Erfolgsmodell bezeichnet wird ist es ein Paradebeispiel dafür, wie ungerecht und falsch chronische Subventionspolitik ist. Das heißt nicht, dass Förderung per se schlecht sein muss – bei den Erneuerbaren Energien war vielleicht ein Schubser am Anfang nötig – aber man sollte sich dabei auf Grundlagenforschung und Aufbau von Infrastrukturen beschränken. Alles andere muss der Markt regeln, auch wenn man für diesen Satz heutzutage schon fast an die Wand gestellt wird. Die Energiebranche verfügt über riesige Mittel, kann und muss die marktreife Entwicklung von Energielieferanten selber finanzieren.

Das gleiche gilt für die Automobilbranche im Hinblick auf die Elektromobilität. Die deutschen Hersteller erzielen Rekordgewinne. Wenn der Staat etwas fördern sollte, dann ist es die Etablierung einer funktionierenden Infrastruktur. Aber direkte Zuschüsse, wie sie im Gespräch sind? Was bedeutet das denn? Dass Menschen, die sich ein teures modernes Auto eben nicht leisten können, über ihre Abgabenlast denjenigen den Kauf eines Elektroautos mitfinanzieren, die offenbar das nötige Kleingeld dafür haben. Es wäre die gleiche Ungerechtigkeit wie beim EEG.
Es ist ein Jammer, dass der Glaube an die Kraft des Marktes so beschädigt ist. Er ist so viel weiser als eine Regierung es je sein könnte.

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Daniel Kühn
Daniel Kühn
Chefredakteur

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der vielseitig interessierte Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Seit 2012 leitet Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader)
Besondere Interessenschwerpunkte des überzeugten Liberalen sind politische und ökonomische Fragen und Zusammenhänge, Geldpolitik, Aktien, Hebelprodukte, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie generell neuere technologische Entwicklungen.

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