Das spätzyklische Umfeld setzt sich fort
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Die jüngsten Inflations- und Wachstumsdaten aus den USA deuten auf eine anhaltend starke Wirtschaft hin, was uns und verschiedene Institutionen wie den IWF dazu veranlasst hat, das US-Wachstum nach oben zu korrigieren. Wir gehen davon aus, dass sich die derzeitige starke Dynamik im zweiten Quartal fortsetzen wird, erwarten aber eine Verlangsamung im zweiten Halbjahr, ohne negatives Wachstum pro Quartal. Die Inflationsdaten deuten ebenfalls auf stabilere Preise hin, mit Aufwärtsrisiken durch die jüngste geopolitische Eskalation (Öl). Damit beginnt eine schwierige Phase für Zentralbanken wie die Fed, für die wir weniger Zinssenkungen, aber eine größere Unsicherheit in Bezug auf ihre geldpolitischen Maßnahmen erwarten. Darüber hinaus sollten Investoren die folgenden Faktoren bewerten:
· Die Dichotomie in der US-Wirtschaft. Die Gefährdung kleiner Unternehmen durch hohe Zinssätze gegenüber der Widerstandsfähigkeit großer Unternehmen und die Gefährdung einkommensschwacher Haushalte gegenüber einkommensstarken Verbrauchern sind die Hauptmerkmale dieses Zyklus. Längerfristig höhere Zinssätze werden diese Problematik noch verstärken. Wir glauben, dass die Fed die Zinsen immer noch senken wird, allerdings in einem langsameren Tempo mit dem kleinen Risiko, dass keine Senkung erfolgt.
· Im Vergleich zu den USA zeigt Europa ein klareres Gesamtbild, so dass die EZB früher mit Zinssenkungen beginnen könnte. Auch hier sehen wir langsamere Zinssenkungen und weisen darauf hin, dass Divergenzen bei den Maßnahmen der Zentralbanken eine genaue Beobachtung der Devisenmärkte erfordern.
· Die Schwellenländer bieten Opportunitäten, die man berücksichtigen sollte. Insbesondere die asiatischen Länder erweisen sich insgesamt als wesentlich widerstandsfähiger und autonomer bzw. werden von regionalen Kräften angetrieben. Indien bleibt ein Lichtblick und eine strukturelle Wachstumsstory.
· Die zunehmenden geopolitischen Risiken werden die Gesamtsicht des Marktes beeinflussen. Da das Inflationsrisiko im Mittelpunkt steht, wird die Geopolitik für die Ölpreise immer wichtiger, während die Nachfrage nach Gold als sicherer Hafen für die Diversifizierung das Metall stützen könnte.
Die Märkte scheinen einen Großteil der guten Nachrichten über das robuste Wachstum und die Verlangsamung der Inflation bereits eingepreist zu haben, und es gibt Risiken, die zu berücksichtigen sind. Investoren sollten sich auf jene Investments konzentrieren, die ein besseres Risiko-Ertrags-Verhältnis bieten könnten:
· Cross Asset: Wir bleiben bei einer leicht konstruktiven Haltung gegenüber Risky Assets, konzentrieren uns aber auf robuste Marktsegmente. Die US-Duration bietet Potenzial, aber wir diversifizieren weiterhin in italienische Staatsanleihen. Bei japanischen Anleihen sind wir jedoch vorsichtig. Unserer Ansicht nach sind bonitätsstarke Euro-Anleihen das attraktivste Segment bei den Unternehmensanleihen. Wir schätzen auch Schwellenländeranleihen aufgrund ihrer hohen Rendite, haben aber unsere Positionierung leicht reduziert, da die anhaltende Inflation in den Schwellenländern das Potenzial für einen weiteren Zinsrückgang verringert. Bei den Aktien sind wir positiv gegenüber Japan und jetzt auch gegenüber dem Vereinigten Königreich eingestellt. In den Schwellenländern haben wir eine Anpassung an unsere langfristigen Überzeugungen vorgenommen. Während wir für Indien, Indonesien und Südkorea positiv gestimmt sind, haben wir unsere Gewichtung zu Korea leicht reduziert, während wir für Mexiko positiv gestimmt sind.
· Fixed Income: Bei einer insgesamt aktiven Durationspolitik haben wir unsere Erwartungen in Bezug auf Zinssenkungen der Fed aufgrund des starken US-Wachstums und der Inflation reduziert. Die Volatilität der Zinssätze könnte jedoch hoch bleiben. Der kurz- bis mittelfristige Teil der US-Treasury-Kurve bietet gute Chancen. In Europa sind wir in Bezug auf die Duration neutral, in Bezug auf Großbritannien positiv und in Bezug auf Japan zurückhaltend. Bei den Unternehmensanleihen ist die Auswahl wichtig, weshalb wir sowohl in Europa als auch in den USA weiterhin Investment-Grade-Anleihen (IG) gegenüber Hochzinsanleihen (HY) bevorzugen.
· Aktien: Im Aktienbereich gibt es Signale für Rotationen innerhalb der Aktienmärkte, die einen globalen Aktienansatz begünstigen. Wir gehen davon aus, dass sich die Spitzengewinne in den USA verlangsamen werden. Das begünstigt eine Aufholjagd des restlichen Marktes, was einen ausgewogenen Ansatz unterstützen sollte. In Europa bleiben wir ausgewogen und haben unsere Gewichtung gegenüber defensiven Werten durch Versorger leicht erhöht. Insgesamt sind wir positiv gegenüber Industrie- und Konsumgütern eingestellt und vorsichtig gegenüber Technologie und zyklischen Konsumgütern (wenn auch etwas weniger stark).
· Emerging Markets: Wir sind positiv gegenüber den Schwellenländern eingestellt, müssen aber einräumen, dass die Stimmung bei den Anleihen aufgrund eines verzögerten Umschwenkens der Fed/wenigerer Zinssenkungen weniger günstig ist. Die Renditen bleiben jedoch attraktiv, ebenso wie das Wirtschaftswachstum. In Hartwährung bevorzugen wir High Yield gegenüber Investment Grade aufgrund besserer Bewertungen und höherer Rendite. Das Schwellenländer-Universum bietet auch bei Aktien viele Möglichkeiten. Wir bevorzugen Brasilien, Mexiko, Indonesien, Indien und Korea. Die geopolitischen Risiken stellen jedoch einen wesentlichen Unsicherheitsfaktor dar.
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