Kommentar
12:50 Uhr, 07.06.2016

Das Quantitative Easing der EZB wirkt nicht

Sparer jammern, dass die Zinsen wegen der Geldpolitik der EZB so niedrig sind, doch stimmt das überhaupt? Welche Instrumente können hierbei ihre Wirkung entfalten?

Erwähnte Instrumente

Die EZB hat derzeit zwei Instrumente, um die Zinsen zu beeinflussen. Das eine Instrument ist altbekannt. Es geht dabei um die Zinssätze, die die EZB einfach festlegen kann. Die EZB legt den Zins fest, zu dem sich Banken bei ihr Geld leihen können (Leitzins). Sie legt auch fest, wie viel Banken zahlen müssen, wenn sie bei der EZB Geld parken (Einlagensatz).

Durch die Festlegung dieser Zinssätze beeinflusst die EZB die kurzfristigen Zinsen im Bankenmarkt. Unter den derzeit sehr niedrigen Zinssätzen leidet der klassische Sparer mit seinem Sparbuch. Zinsen gibt es de facto nicht mehr.

Die EZB kann durch traditionelle Instrumente vor allem den kurzfristigen Zinssatz beeinflussen. Die langfristigen Zinsen – gemessen anhand der Rendite von Staatsanleihen – kann sie nicht einfach so steuern. Um dennoch Einfluss zu nehmen hat die EZB mit Quantitative Easing begonnen.

Schon vor Beginn von QE fielen die Renditen von Staatsanleihen. Die EZB sieht das eindeutig als Erfolg, doch ganz so eindeutig ist die Sache nicht. Der Effekt von QE ist in der Praxis kaum wahrnehmbar.

Messen kann man den Effekt, indem man die Anleihen eines Staates vergleicht. In der Grafik ist ein solcher Vergleich dargestellt. Verglichen werden Anleihen in Euro mit Anleihen in anderen Währungen. Da die EZB nur in Euro ausgegebenen Anleihen kauft, sind Fremdwährungsanleihen nicht durch die EZB Käufe manipuliert.

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Man kann die Rendite von Euro- und Fremdwährungsanleihen nicht einfach eins zu eins vergleichen. Die Rendite von Anleihen wird von mehreren Faktoren bestimmt. Die kurzfristigen Zinsen spielen dabei eine Rolle. Würden Anleger für Anleihen weniger Rendite bekommen als für Bargeld bzw. als die kurzfristigen Zinsen, dann macht eine Anlage wenig Sinn.

In der Eurozone notieren viele Anleihen im negativen Bereich. Das wird möglich, da Investoren kaum Alternativen haben. Die meisten Anleihen notieren trotz negativer Renditen immer noch höher als der Einlagensatz der EZB. Sonderfaktoren können Renditen auch unter diesen Satz drücken. Für die gesamte Eurozone spielen diese Sonderfaktoren jedoch keine Rolle.

Vergleicht man eine Euroanleihe, z.B. eine portugiesische Anleihe mit 8 Jahren Laufzeit (siehe Grafik) und eine Dollaranleihe der gleichen Laufzeit, dann erhält man eine hohe Renditedifferenz. Die portugiesische Dollaranleihe hat eine Rendite von 5.17 %. Die Euroanleihe mit gleicher Laufzeit hat rentiert zu 2.89 %. Die Renditedifferenz liegt bei 2.28 %.

Intuitiv möchte man nun annehmen, dass durch das QE-Programm die Renditen für Euroanleihen für Portugal mit acht Jahren Laufzeit um 2.28 % niedriger stehen als ohne QE. Das ist so nicht ganz richtig, denn zwischen der Eurozone und den USA herrscht eine Zinsdifferenz. Der Leitzins steht in den USA 0.5 % höher als hierzulande. Diese Differenz muss man herausrechnen, sodass die Renditedifferenz auf 1.78 % zusammenschrumpft.

1.78 % sind noch immer nicht der Effekt von QE, denn die Rendite von Anleihen bemisst sich auch an der Inflationsrate. Je schneller Geld entwertet, desto höher ist die Rendite, um die Geldentwertung zu kompensieren. Die Inflationsdifferenz zwischen der Eurozone und den USA beträgt derzeit 1.2 %. Rechnet man diese Differenz aus der Rendite heraus, dann beträgt der Effekt von QE 0.58 %.

Die Rechnung ist zweifelsohne grob, doch sie gibt einen Eindruck davon, wie gut QE wirkt. QE hat eine Wirkung, sie ist aber nicht übertrieben groß. Je kürzer die Anleihelaufzeit ist, desto geringer ist der Effekt. Man kann zusätzlich sagen, dass der Effekt umso kleiner ist, je schlechter das Bonitätsrating eines Landes ist.

Die Staaten, die am dringendsten Zinserleichterungen brauchen, haben am wenigsten von QE. Immerhin ist QE nicht vollkommen vergebens. Der Vergleich zeigt jedoch, dass der größte Hebel, den die EZB hat, der kurzfristige Zinssatz ist. Die Inflationsrate kann die EZB ja nicht wirklich beeinflussen.

Will die EZB ihre Geldpolitik wirkungsvoller gestalten, dann müsste sie die Zinsen weiter senken. Das wirkt relativ schnell auf den Markt. QE entfaltet seine Wirkung erst mit zeitlicher Verzögerung. Zudem kommt es darauf an, ob Investoren die Anleihen eines Staates überhaupt halten wollen. Stoßen Anleger ihre portugiesischen Anleihen ab, dann reicht QE nicht, um einen Zinsanstieg zu verhindern. Die EZB müsste schon so viele Anleihen kaufen, dass es kaum noch portugiesische Anleihen auf dem freien Markt gibt. Erst wenn große Knappheit herrscht, sinken auch die Renditen von Ländern mit niedrigerem Rating.

QE ist nicht wirkungslos. Wenn sich Sparer jedoch über das allgemein niedrige Zinsniveau beklagen, dann nützt der Fingerzeig auf QE wenig. Der Leitzins und der Einlagensatz sind die wahren Übeltäter, wenn man so will.

Lars Gottwik
Partner & COO JFD Brokers
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