Das Potenzial grüner Anleihen
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Letzte Woche gab das britische Amt für Schuldenmanagement bekannt, dass ab dem 20. September die erste grüne Staatsanleihe des Vereinigten Königreichs aufgelegt wird. Für die Anleihe mit Laufzeit bis zum 21. Juli 2033 wird eine enorm hohe Nachfrage erwartet. Die britische Regierung hat sich verpflichtet, in diesem Jahr zwei grüne Staatsanleihen mit einem Emissionsvolumen von mindestens 15 Milliarden Pfund auszugeben. Den Erwartungen zufolge wird sich die erste Anleihe in der Größenordnung von acht bis zehn Milliarden Pfund bewegen, mit einem Kupon von etwa 0,75 Prozent. Zuvor hatte Spanien bereits in dieser Woche eine grüne Anleihe emittiert und fünf Milliarden Euro für eine (etwas über) 20-jährige Anleihe mit einem Kupon von einem Prozent aufgenommen. Diese Emission war mehr als zwölffach überzeichnet. Der Markt für grüne Staatsanleihen ist somit eröffnet.
Anleihen als Herzstück grüner Finanzierung
Auf dem Weg zur Kohlenstofffreiheit kommt den Anleihemärkten eine entscheidende Rolle bei der Aktivierung von globalen Ersparnissen zu. Die Aktienmärkte könnten Unternehmen belohnen, die zum technologischen Wandel beitragen und die diversen ESG-Faktoren bestmöglich implementieren. Anleihen beschaffen zugleich Geld für neue Investitionen, insbesondere Staatsanleihen können dies in großem Umfang tun. Durch den Kauf von 4.000 elektrisch oder mit Wasserstoff betriebenen Bussen wird die britische Regierung kohlenstoffarme Technologien finanzieren, die das Potenzial für Wachstum haben und zusätzlich zur Finanzierung der Entwicklung neuer Projekte zur Kohlenstoffreduzierung beitragen. Denkt man dies auf internationale Ebene weiter, besteht ein enormes Potenzial für Gelder, die in grüne Investitionen fließen könnten.
Niedrige Renditen fördern langfristige Anleihen
Spaniens grüne Anleihe wurde mit einem Kupon von einem Prozent emittiert, der Kupon des Vereinigten Königreichs dürfte unter diesem Wert liegen. Alle drei deutschen grünen Anleihen haben einen Kupon von null Prozent. Die Gegebenheiten auf den Anleihemärkten machen es sehr attraktiv, langfristige Schuldtitel zur Finanzierung des Klimaschutzes zu emittieren. Zwar wird immer wieder behauptet, dass es zu viele Schulden auf der Welt gäbe, weshalb Zinsen nicht steigen könnten und Inflation und finanzielle Instabilität in der Folge zunehmen müssten. Jedoch ist das Gegenteil der Fall: Das Problem ist nicht zu viel Verschuldung, sondern zu wenig. Wenn wir uns Sorgen um das Verhältnis von Schulden und BIP machen, müssen wir uns auf den gemeinsamen Nenner konzentrieren. Sollten die Maßnahmen gegen den Klimawandel nicht ausreichen, wird das Wachstum des BIP zurückgehen. Ausgaben jetzt und in den kommenden Jahren werden das Wachstum ankurbeln und das Potenzial schaffen, langfristige Produktivitätsrückgänge umzukehren und externe Kosten und Risiken zu verringern.
Keine Zeit zum Sparen
Die Pandemie hat zu einer Erhöhung staatlicher Kreditaufnahmen in vielen Ländern geführt und die Debatten über die zukünftige Finanzpolitik sind im vollen Gange. Die anstehende Bundestagswahl und der mögliche Linksruck einer neuen Regierung in Deutschland könnten diese Debatten noch weiter intensivieren. Dabei müssen Ausgaben für den Klimawandel als Ergänzung zur normalen Geschäftstätigkeit betrachtet werden, darüber hinaus ist aus unserer Sicht eine größere Flexibilität beim Defizit- und Schuldenmanagement erforderlich. Die in dieser Woche angekündigte Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge zur Finanzierung höherer Ausgaben für die Gesundheits- und Sozialfürsorge im Vereinigten Königreich werden zwar als fiskalisch neutral betrachtet, tragen allerdings dennoch zu einer Erhöhung der Gesamtsteuerlast und zu einem von vielen als negativ empfundenen fiskalischen Impuls bei. Europa hingegen erfährt besonders durch die beschleunigte Finanzierung des europäischen Wiederaufbaufonds (NGEU) einen positiven fiskalischen Impuls. Auf Basis dieser Hintergründe ist es daher denkbar, dass sich der Euro/Sterling zu einem Kurs von 0,90 Pfund pro Euro bewegt. Die grünen Ausgaben im Vereinigten Königreich könnten durch potenzielle Multiplikatoreffekte einen gewissen Ausgleich für die fiskalische Verknappung bieten.
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