Kommentar
09:22 Uhr, 18.07.2018

Das Inflationshoch ist erreicht

Die Inflation geht gerade durch die Decke. In den USA steht sie bei knapp 3%. Auch in der Eurozone ging es innerhalb von 5 Monaten von 1,1% auf 2% nach oben. Und jetzt? Jetzt geht es wieder nach unten.

Anleger entwickeln aufgrund der ansteigenden Inflation schon gewisse Fantasien. Dazu gehört auch eine Notenbank, die die Zinsen schneller anhebt. In den USA erwartet die Mehrheit der Anlegern inzwischen mindestens 4 Zinsschritte (Grafik 1).

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Die Wahrscheinlichkeit steigt seit Monaten kontinuierlich an, wird aber immer wieder von der Politik (Handelskonflikt) beeinflusst. Blickt man durch diese kurzfristigen Einflussfaktoren hindurch, ist eigentlich klar, dass es in diesem Jahr noch zwei Zinsschritte geben wird.

Für die Notenbank ist es ein Segen, dass sich Anleger mit dieser Perspektive anfreunden. Wird die Wahrscheinlichkeit als zu gering eingestuft, kann die Fed die Zinsen praktisch nicht erhöhen. Tut sie es dennoch, ist es eine negative Überraschung, die für heftige Ausschläge sorgen kann. Aktuell hat die Notenbank freie Hand.

Diese sollte sie auch nutzen. Die Wahrscheinlichkeit wird maßgeblich von der Inflation bestimmt. Diese wiederum wird stark vom Ölpreis beeinflusst (Grafik 2). Die sinkende Inflation von 2010 bis 2015 fiel nicht nur zufällig mit sinkendem Ölpreis zusammen.

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Öl und Ölprodukte machen 10 % des Warenkorbs aus. Indirekt ist das Gewicht sogar noch höher. Konsumgüter, die auf den ersten Blick wenig mit Öl zu tun haben, z.B. ein Teddybär, müssen auch transportiert werden. Die Transportkosten steigen, wenn der Ölpreis steigt.

Aktuell steigt der Ölpreis gegenüber dem Vorjahreswert deutlich an. Das unterstützt die Teuerungsrate. Am deutlichsten reagieren dabei die Produzentenpreise. Sie müssen höhere Rohstoffpreise bezahlen. Bei Konsumgütern ist das anders. Verkäufer können ihre Produkte nicht von heute auf morgen um 10 % teurer machen. Sie absorbieren einen Teil der Kostensteigerung zulasten ihrer Marge.

Beide Preisindizes bleiben am Ende aber vom Ölpreis bestimmt. Hier zeigt der Pfeil klar nach oben. Nun steht der Ölpreis allerdings bereits auf einem Mehrjahreshoch. Geht man davon aus, dass sich der Ölpreis nicht noch einmal 20 Dollar nach oben schiebt, sondern auf dem aktuellen Niveau verharrt, lässt der Preisdruck nach.

Bleibt der Ölpreis dort, wo er derzeit ist, fällt der Preisanstieg von Öl gegenüber dem Vorjahreswert innerhalb der kommenden Monate deutlich. Bereits Ende 2018 lässt der Preisdruck durch Öl dann komplett nach. Das Aufwärtsmomentum der Inflation ist spätestens dann gestoppt. Aber auch die nachlassende, positive Veränderung gegenüber dem Vorjahr nimmt Aufwärtsdruck weg.

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Vorausgesetzt wir erleben nicht einen zweiten Ölpreisanstieg im Sommer und Herbst sollte die Inflationsrate jetzt ihr Hoch erreichen und danach wieder zurückgehen. In den USA dürfte sie dann wieder Richtung 2 % fallen und in der Eurozone Richtung 1,5 %. Weder Notenbank noch Anleger sollten bei dem Anstieg in den letzten Monaten nervös werden.


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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