Kommentar
13:46 Uhr, 07.02.2008

Das Grundprinzip - Widerstand (Verkaufsdruck) und Unterstützung (Kaufdruck) geben die Richtung vor

Die Kursbewegungen der Märkte lassen sich einteilen in unterschiedliche Trendphasen. Dabei kommt es zur Ausbildung von Aufwärtstrends und Abwärtstrends, häufig aber auch zu seitwärts gerichteter Trendphasen ohne klare Tendenz. Die hauptsächliche Frage, die sich innerhalb aller Trendphasen stellt lautet:

Auf welchem Kursniveau bietet es sich an, eine Tradingposition zu eröffnen und auf welchem Niveau sollte die Position wieder geschlossen werden um möglichst sinnvoll Gewinne zu sichern oder Verluste zu begrenzen?

Einen Anhaltspunkt dafür bieten Unterstützungen und Widerstände sowie aus der vorherrschenden Tendenz resultierende Trendlinien.

Um Widerstände oder Unterstützungen zu identifizieren ist es sinnvoll, innerhalb des vorhandenen Kursverlaufes die markanten Wendepunkte zu betrachten. Wendepunkte, egal ob es sich um einen oberen Wendepunkt oder unteren Wendepunkt handeln, spiegeln immer wider, dass sich die Auffassung der Marktteilnehmer für die Bewertung des Marktes geändert hat. Die Gründe dafür mögen vielschichtig sein, dies ist aber für die Definition von Unterstützungen und Widerständen nicht entscheidend.

Der dargestellte Kursverlauf der Aktien von Honeywell verdeutlicht dies.

Bei Honeywell kam es ab Mitte 2006 zu einem starken Kursanstieg. Dieser ereichte bei 62 $ im Juli 2007 einen Hochpunkt. Darüber waren die Marktteilnehmer nicht mehr bereit, die Aktie zu kaufen. Die Bewertung wurde zunächst als zu Hoch eingeschätzt und Gewinne mitgenommen, was zu einem Kursrückgang geführt hat.

Bei 53 $ fingen sich die Notierungen, hier griffen die Käufer im August wieder zu. Die Aktie wurde auf diesem Niveau als interessante Einstiegsgelegenheit angesehen, die Gründe dafür spielen keine entscheidende Rolle.

Es zeigt sich jetzt aber, dass das zuerst markierte Kurshoch bei 62 $ einen Widerstand im Kursverlauf bildet. Es gelang den bullisch eingestellten Marktteilnehmern nicht, den Kurs deutlich über dieses Niveau zu bringen, im Bereich 63 $ setzen erneut Verkäufe ein. Dies kann verschiedene Gründe haben. Die Masse der Marktteilnehmer schätzt die Bewertung auf diesem Niveau wieder als ausreichend ein und ist nicht bereit, mehr für die Aktie zu bezahlen.

Darüber hinaus nutzen Marktteilnehmer, welche am ersten Hoch gekauft hatten, das Erreichen ihres Einstandskurses, um sich von ihren Positionen zu trennen. Dies führt zu einem Scheitern am Widerstand und nachgebenden Notierungen.

Im Falle von Honeywell kam es dann auf der Unterstützung, welche sich durch das erste markante Tief bei 53 $ gebildet hatte, wieder zu Käufen. Hier schein das Kursniveau den Marktteilnehmern wieder interessant für eine Positionierung.

Es bietet sich deshalb an, bestehende Positionen im Bereich von Widerständen genau zu beobachten. Käufe sollten in diesen Bereichen zurück gestellt werden, da damit gerechnet werden muss, dass der Kurs wieder nach unten abprallen wird.

Im Gegensatz dazu können Unterstützungsbereiche genutzt werden, um eine Positionierung in einem Markt zu beginnen oder auszubauen.

Der Bruch eines Widerstands oder einer Unterstützung bietet dann in der Folge ein neues Signal. Kommt es beispielsweise zu einem Anstieg über einen Widerstand, dann ist es möglich, dass Anschlusskäufe einsetzen, neue Fantasie in den Markt kommt und die Notierungen weiter steigen.

Im anderen Fall, dem Rückfall unter eine Unterstützung, ist es wahrscheinlich, dass es zu weiteren Verkäufen kommt. Die Marktteilnehmer haben das alte Bewertungsniveau nicht mehr für Käufe genutzt und gehen scheinbar davon aus, dass der Markt noch weiter fallen wird. Bestehende Positionen können deshalb mit einem Stopp-Loss unterhalb einer Unterstützung abgesichert werden. Neue Positionen können im Gegenzug aufgebaut werden, sofern ein Widerstands durchbrochen wird, da dann ein weiterer Anstieg wahrscheinlich wird.

Wie das Beispiel bei General Motors zeigt, kehrt sich die Funktion von Widerstand und Unterstützung um, sobald es zu einem Durchbruch gekommen ist.

Bei General Motors zeigt sich der Bereich 29 $ als wichtiges Kursniveau für die Marktteilnehmer. Der Kursverlauf konnte hier 2006 und 2007 mehrfach nach oben abprallen und erreichte dabei jeweils ein höheres Kursniveau.

Im vergangenen November fiel die Aktie aber unter die 29 $ zurück und erreichte eine tiefer gelegene Unterstützung bei 25 $. Nach diesem Rückfall, der Kurs befindet sich unter der Unterstützung, beginnt diese, einen wichtigen Widerstand darzustellen. Im Dezember prallte die Aktie dann im Bereich 29 $ wieder nach unten und diese Tendenz zeigt sich auch Anfang Februar. Marktteilnehmer, die zuvor die 29 $ als interessantes Bewertungsniveau ausgemacht und sich entsprechend eingekauft hatten, sind nun bereit, sich in diesem Bereich wieder von ihren Beständen zu trennen. Dies führt ständig zu einem Angebotsüberhang im Bereich der ehemaligen Unterstützungsmarke.

Käufe sollten also zurück gestellt werden, wenn sich der Kurs einer ehemaligen Unterstützung von unten nähert. Hier bietet sich im Gegenzug ein Leerverkauf oder eine Gewinnsicherung an. Anders herum verhält es sich bei dem Durchbruch durch eine Widerstandsmarke. Diese dient in der Folge als Unterstützung für den Kursverlauf und bietet neue Einstiegsmöglichkeiten.

Für das Trading eignen sich besonders solche Widerstände und Unterstützungen, die bereits eine Bestätigung erfahren haben.

Jeder markante Wendepunkt im Kursverlauf bildet bereits einen Widerstand oder eine Unterstützung. Es bleibt aber zu beobachten, auf welchem Kursniveau auch eine entsprechende Reaktion im nachfolgenden Kursverlauf fort. Diese Bereiche, an denen zwei oder mehrere Wendepunkte ein nahezu gleiches Kursniveau abzeichnen, bieten sich für den Handel an.

Vorstellung der charttechnischen Analyse als Timingmittel für Anlageentscheidungen.

Bei fundamentalen Erörterungen geht es um das Auswerten der Angebots- und Nachfragesituation des zu grundeliegenden Basiswerts. Wieviele verdient SAP? Welche neuen Softwareprodukte sind in Vorbereitung? Wie werden die Produkte von der Kundschaft aufgenommen? Wie ist der Service des Unternehmens? Wieviele Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen und wie "teuer" sind diese? Wie steht SAP im Vergleich zur Konkurrenz wie beispielweise Oracle aus?

Bei der charttechnischen Analyse wird hingegen die Angebots- und Nachfragesituation an der Börse ausgewertet. Man wertet den Kursverlauf, den Chart aus. Darüberhinaus erfolgt auch eine Auswertung von zeitlichen Mustern, Zyklen und Saisonalitäten sowie von Marktstimmungen (Marktsentiment / BF).

Fakt ist nämlich, dass die Angebots- und Nachfragesituation auf fundamentaler Ebene, also beispielsweise bezogen auf ein Unternehmen oder eine Volkswirtschaft, im kurz- und mittelfristigen Zeitfenster deutlich von der Angebots- und Nachfragesituation an der Börse, also auf Ebene der Kurse und Preise, differieren kann.

Die Angebots- und Nachfragesituation an der Börse ist aber für den Anleger entscheidend, weil er dort den Preis für seine Wertpapiere zahlt.

Dieser Artikel wird in der aktuellen Ausgabe des Kundenmagazins "Investment & Life" der Société Générale veröffentlicht.

Marko Strehk - Technischer Analyst und Trader bei GodmodeTrader.de ( BörseGo AG )

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Über den Experten

Marko Strehk
Marko Strehk
Technischer Analyst und Trader

Marko Strehk blickt auf intensive langjährige Erfahrungen mit verschiedenen Strategien des auf Charttechnik basierenden Tradings zurück. Als versierter Allrounder handelt Strehk Aktien und Indizes im kurz- und mittelfristigen Zeitfenster mit bestechender Präzision. Überragende Fähigkeiten in Trend- und Kursmusteranalysen, bei der Anwendung von Risiko- und Moneymanagementstrategien sowie ein umfassendes theoretisches Wissen zu unterschiedlichen Tradingmethoden und Tradinginstrumenten wie beispielsweise Hebelzertifikate, Optionsscheine, CFDs und Anlagezertifikate zeichnen ihn aus. Auf GodmodeTrader.de betreut Strehk als Headtrader die Produktpakete „Aktien Premium Trader“ und „CFD Trader Services“.

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