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10:39 Uhr, 25.04.2013

Das Ende der Ramschaktien-Rally

Kronberg im Taunus (BoerseGo.de) - Dank der anhaltenden Geldflut der Notenbanken stiegen die Aktienmärkte in den letzten neun Monaten. Von dieser Hoffnungsphase profitierten insbesondere risikoreichere Titel. Doch die Ramsch-Rally endet jetzt, ist sich Matt Siddle, Fondsmanager des Fidelity European Growth Fund, sicher. Er erklärt, warum das Nachlassen der Hoffnung am Aktienmarkt eine gute Nachricht ist:

„Die Hoffnungsphase im Investmentzyklus begann im Juli vergangenen Jahres mit Mario Draghis Versprechen, alles zu tun, um den Euro zu retten. Die Euphorie der Marktteilnehmer trat am Aktienmarkt eine regelrechte Ramsch-Rally los, an deren Spitze Bankenwerte lagen. Dabei schnellten die Kurse der riskantesten Kredithäuser Europas besonders stark nach oben. Im Zuge der Patt-Wahl in Italien und der unkonventionellen Rettungsaktion für Zypern kehrt jedoch die Nüchternheit zurück an die Aktienmärkte: Investoren beginnen Ergebnisse zu fordern, statt sich mit der bloßen Hoffnung auf Besserung abspeisen zu lassen. Das Ende der Hoffnungsphase, das sich nun einstellt, bedeutet auch das Ende der Ramsch-Rally. Das hört sich zunächst nach einem eher düsteren Marktausblick an. Aber der Hoffnungsphase folgt im Investmentzyklus die Wachstumsphase. Und auch die insgesamt steigenden Leitindikatoren weisen darauf hin, dass wir uns an der Schwelle zu dieser nächsten Marktphase befinden - auch wenn die Risiken durch politische Störfeuer noch immer nicht gebannt sind“, so Siddle.

In der Wachstumsphase trenne sich seit jeher die Spreu vom Weizen. Praktisch heiße das: Qualitätsaktien würden sich jetzt von der großen Masse absetzen, nachdem sie während der liquiditätsgetriebenen Hoffnungsrally hinter der Wertentwicklung spekulativerer Titel zurückgeblieben seien. Das sei klar - denn sie seien zuvor ja auch nicht so stark unter Druck geraten. Noch wichtiger sei aber die Tatsache, dass Qualitätsaktien über den gesamten Marktzyklus hinweg - und damit langfristig insgesamt betrachtet - die Nase vorn hätten. Es lohne sich daher, geduldig auf die bessere Kursentwicklung zu warten, die Qualitätsunternehmen langfristig zu bieten hätten, statt auf kurzfristige steile Kursgewinne zu setzen. Da wir derzeit am Übergang zur Wachstumsphase stünden, sei jetzt ein besonders guter Zeitpunkt, in Qualitätsaktien zu investieren. Denn sie seien aktuell im Vergleich zum Markt und auch zu anderen Anlageklassen wie Unternehmensanleihen so günstig wie selten zuvor, heißt es weiter.

„Besonders in der Konsumgüter- und in der Medienbranche bieten sich aktuell Chancen. Die Marketingriesen WPP und Publicis beispielsweise dürften von den steigenden Werbeausgaben in den Schwellenländern ebenso profitieren wie vom Aufwärtstrend in der digitalen Werbung. Im Basiskonsumgüterbereich setze ich auf Danone und Nestle. Obwohl vor allem Nestle längst ein Liebling der Anleger ist, hat die Aktie noch ansehnliches Kurspotenzial. Schließlich ist der Konzern mit einer ganzen Sammlung hervorragender Marken in einer Vielzahl an Ländern präsent. Zudem zeichnet er sich durch beständiges organisches Wachstum aus, getrieben sowohl von steigenden Absatzmengen als auch von Preisen, die mit der Inflation angehoben werden können.

Meiden sollten Anleger in nächster Zeit dagegen auf jeden Fall die Gewinner der endenden Hoffnungsrally: Finanzwerte aus der Eurozone. Gegen sie sprechen erhebliche Risiken aufgrund der mangelnden Qualität ihrer Vermögenswerte, ihre hohe Verschuldung und das niedrige Zinsniveau. Auch die Branchen Telekommunikation und Versorger würde ich jetzt tendenziell links liegen lassen. Letztere sind bereits von Liquiditätsengpässen geplagt und es droht ihnen zudem ein raueres regulatorisches Umfeld", so Siddle.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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