Kommentar
10:35 Uhr, 17.09.2018

Das bleibt Draghis Geheimnis

Was die EZB am vergangenen Donnerstag entschied, war im Vorfeld kein Geheimnis. Dafür können wir nun im Nachgang über etwas anderes rätseln.

Die EZB ist weiterhin auf dem Weg der geldpolitischen Normalisierung. Eine Bestätigung dieses Weges wurde erwartet. Eine Überraschung gab es trotzdem. Die EZB senkte ihre Wachstumsprognose für die Eurozone und der Inflationsausblick bleibt verhalten.

Die Risiken, die die EZB sieht, werden nach wie vor als ausgeglichen beschrieben. Dies gilt, obwohl die harten Fakten zuletzt in eine andere Richtung wiesen. Das Wachstum hat sich in Teilen der Eurozone deutlich verlangsamt. Hinzu kommt eine Kerninflationsrate, die einfach nicht steigen will. Teilweise sinkt sie sogar wieder (siehe Grafik).

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Die Unsicherheit, die durch die USA zugenommen hat, dämpft auch das Sentiment. Sowohl Verbraucher als auch Unternehmen sind inzwischen nicht mehr bester Stimmung. Es gibt eine klare Entkopplung von den USA.

Die wirtschaftliche Dynamik hat abgenommen, die Kerninflation sinkt bereits wieder, die Unsicherheit ist groß, die Stimmung knickt ein und trotzdem interpretiert die EZB die Risiken als ausgeglichen. Das muss man erst einmal erklären. Warten können wir darauf lange.

Es zeigt vor allem, dass die EZB aus der ultralockeren Geldpolitik aussteigen will. Vor zwei Jahren hätte die EZB unter den gleichen Umständen den Geldhahn weiter aufgedreht. Davon ist jetzt keine Rede mehr.

Damals wurde niedrige Inflation als Argument angeführt, weshalb der Geldhahn offen bleiben muss. Jetzt könnte man das gleiche Argument verwenden, wird es aber nicht. Es wird immer offensichtlicher, dass es der EZB gar nicht wirklich um Inflation geht. Es war ein fadenscheiniges Argument.

Es geht einfach nur darum, ob der Markt QE braucht oder eben nicht. Es geht um Sentiment. Das Sentiment scheint für einen QE-Ausstieg robust genug. Entsprechend wird nun einfach behauptet, dass alles in bester Ordnung ist und auch das Inflationsziel erreicht wird.

Dass die Entwicklung in der Realität genau in die andere Richtung zeigt, wird einfach ignoriert. Man behauptet einfach das Gegenteil, um am vorbestimmten geldpolitischen Kurs festzuhalten. Die Fakten werden nach der Geldpolitik interpretiert. Eigentlich sollte sich die Geldpolitik an den Fakten orientieren und nicht umgekehrt.

Diesen Eindruck erweckt die EZB zumindest. Es sei denn, es gibt ein Geheimnis, welches wir nicht kennen und nicht sehen und daher zu einer Fehleinschätzung kommen. Dieses Geheimnis, sofern es das gibt, bleibt wohl Draghis und Draghis allein.

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6 Kommentare

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  • Zukunft21
    Zukunft21

    also sind wir mal alle froh nicht so nah am geschehen zu sein den wenn was auffliegt werden Köpfe rollen aber nur die derer die etwas aussagen und aufdecken könnten in der ach so schönen und heilen Finanzwelt !

    18:11 Uhr, 17.09.2018
  • Zukunft21
    Zukunft21

    und als alles auf zu fliegen drohte flog kurzer Hand der Herr Rossi rechte Hand es Bankchefs MPS aus dem Fenster und somit wurde eine Aussage bei der Staatsanwaltschaft verhindert.

    Todessturz aaus dem fenster der Bank bis heute ungeklärt !!

    18:09 Uhr, 17.09.2018
  • Zukunft21
    Zukunft21

    wenn jemand gestern auf Phonix die Dokumentation geshen hat zur Finanzkrise dürfte jedem klar sein der Herr Draghi ist ein Verbrecher und bleibt ein Verbrecher.

    Muss man sich nur die Unterschrift auf dem Deal der Monte dei Paschi die Sienna ansehen:

    Mit der Übernahme der Regionalbank Antonveneta 2007 begann die Affäre: Die MPS hatte die Bank für mehr als neun Milliarden Euro von der spanischen Santander Bank gekauft - die wiederum wenige Monate zuvor nur etwa sechs Milliarden Euro für die Übernahme gezahlt hatte. Wegen des großen Preisunterschieds und des Verdacht auf Bestechung ermittelt jetzt die italienische Justiz. Jüngst kam heraus, dass in dem Deal offenbar ein bis zwei Milliarden Euro auf ein Konto in London geflossen sind, möglicherweise als Schmiergeld.

    Genau in dieser Zeit, nämlich von 2006 bis 2011, war der heutige EZB-Präsident Mario Draghi Chef der italienischen Notenbank und damit oberster Bankenaufseher des Landes. Er hätte von den dubiosen Geschäften der Monte dei Paschi wissen müssen, sagen Kritiker. Die Notenbank verlangte von der MPS für die teure Übernahme damals lediglich eine Kapitalerhöhung.

    Quelle Spiegel online

    Soviel zu unserem EZB Präsident Mario Draghi stecken doch alle unter einer Decke.

    18:04 Uhr, 17.09.2018
  • kingmidas
    kingmidas

    Super Marios Geheimnis ist, dass er für das Omelette immer 3 Eier benutzt. Dadurch hat er mehr kraft für dumme Entscheidungen.

    13:46 Uhr, 17.09.2018
  • Elchness
    Elchness

    Also ich weiß ja nicht, aber Zinsen bei 0% und das garantiert noch mindestens 1 Jahr ist doch auch weiterhin eine recht expansive Geldpolitik.

    Ich denke, wir bzw. der Markt sind einfach sehr verwöhnt. Bei einer Kerninfaltionsrate von 1% wäre vor 15 Jahren noch niemand auf die Idee gekommen, dass Zinsen von 0% nicht expansiv genug sein könnten.

    13:25 Uhr, 17.09.2018
  • braquzi
    braquzi

    Die Inflationsrate im Euroraum lag vorigen Monat bei 2,0 Prozent. EZB-Ziel liegt bei "nahe, aber unter 2,0 Prozent". Was sich mit dem von Ihnen zitierten Ausblick (1,7 Prozent) ja perfekt deckt. Außerdem ist Dragee ja ein Fuchs, wie wir alle wissen. Vermutlich dämpft die EZB hier den Inflationsausblick, um sich Überraschungspotenzial nach oben offen halten zu können. Denn man darf ja bloß nicht "die Märkte" enttäuschen.

    12:35 Uhr, 17.09.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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