Fundamentale Nachricht
17:11 Uhr, 08.02.2022

Das bedeutet eine straffere Geldpolitik für die Aktienmärkte

Trendwende in der Geldpolitik: Neben der Bank of England zieht auch die Fed ihre Zügel an. Einige Marktteilnehmer gehen davon aus, dass selbst die EZB noch in diesem Jahr mit einer Straffung beginnen könnte. Die größte Aufmerksamkeit gilt jedoch den USA, so Ivan Domjanic, Capital Market Strategist bei M&G Investments.

„In den USA preist der Markt in diesem Jahr bereits fünf Zinsschritte ein. Sogar mit einem baldigen Beginn des sogenannten „Quantitative Tightening“, also dem Entzug von Liquidität aus dem Finanzsystem, wird gerechnet. Die entsprechenden Ankündigungen haben sich bereits auf die Anleihemärkte ausgewirkt. Insbesondere die kurzlaufenden US-Anleiherenditen stiegen zuletzt rasant, doch auch die Renditen langlaufender Treasuries gingen signifikant nach oben.

Welche Auswirkungen steigende Anleiherenditen auf die Entwicklung innerhalb des Aktienmarktes haben, konnte im Januar eindrucksvoll beobachtet werden. Während Value-Aktien einigermaßen gut mit den steigenden Renditen zurechtkamen, haben Wachstumstitel teilweise deutlich Federn lassen müssen. Dies ist rein bewertungstechnisch auf den Effekt zurückzuführen, dass ein steigender Diskontierungssatz besonders den heutigen Wert solcher Cashflows negativ beeinträchtigt, die weit in der Zukunft liegen, was üblicherweise bei Wachstumstiteln der Fall ist.

Growth ist nicht gleich Growth

Während einige Wachstumstitel, wie die häufig genannten Big-Tech-Werte aus den USA, überwiegend sehr starke Cashflows generieren und hochprofitabel sind, erscheinen vor allem die kleineren, oftmals unprofitablen Growth-Werte, auch als „Concept-Stocks“ bekannt, am anfälligsten. Tatsächlich befinden sich viele dieser Titel nicht erst seit Anfang des Jahres, sondern bereits seit dem zweiten Quartal 2021 in einem klaren Abwärtstrend. Auch in diesem Jahr sind viele etliche davon regelrecht eingebrochen. Qualitätsunternehmen mit hochprofitablem Wachstum sind zwar ebenfalls unter Druck geraten, sollten jedoch mittelfristig deutlich besser mit steigenden Anleiherenditen zurechtkommen.

Reflationäres Umfeld bringt Value-Aktien in den Vordergrund

Value-Titel sind weniger stark von den steigenden Anleiherenditen getroffen, weil ihre erwarteten Cashflows nicht so sehr in die Zukunft verlagert sind, wie es bei Wachstumstiteln der Fall ist. Zum anderen sind sie oftmals zyklischer und profitieren damit stärker von einem zyklischen Aufschwung. Doch auch hier muss man differenzieren, denn nicht alle Value-Titel sind unterbewertet, nur weil sie günstig sind. Die Kunst hierbei ist es, die sogenannten „Value-Traps“ zu erkennen und auszuschließen. Das sind Aktien, die zurecht so niedrig bewertet sind, da ihre Geschäftsmodelle in Zukunft vor großen Herausforderungen stehen.

Doch was ist mit der Inflation?

Die Inflation und die damit einhergehenden steigenden Anleiherenditen könnten übergeordnet für Value-Aktien sprechen. Allerdings könnte besonders die hohe Produzentenpreisinflation, die sich derzeit deutlich oberhalb der Konsumentenpreisinflation befindet, bei einigen Value-Unternehmen ohne Preissetzungsmacht die Margen unter Druck bringen. Hier wären wiederum die weniger kapitalintensiven Qualitätsunternehmen mit Preissetzungsmacht klar im Vorteil. In diesem reflationären Umfeld bietet es sich daher an, über eine Mischung aus Value- und Qualitätsaktien mit Wachstumspotential nachzudenken, wobei in beiden Segmenten eine aktive Titelselektion entscheidend sein wird.“

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