Kommentar
00:00 Uhr, 06.12.2007

Das basale Konzept eines Trends (1) - So finde ich die Richtung des Markts

Das Trendkonzept ist unverzichtbar für den technischen Ansatz der Marktanalyse. Es ist wie die Trendlinie dabei behilflich, den Markttrend zu bestimmen. Und dieser Markttrend ist wichtig, denn wir richten unsere Transaktionen an Trends aus.
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Der Trend hat drei Richtungen-

Diese Trends sollten Sie sich nicht als geradlinige Kursbewegungen vorstellen. Vielmehr verlaufen Trends in Formen, die von zackigen Bewegungen charakterisiert sind. Diese zackigen Bewegungen sehen fast schon wie aufeinanderfolgende Wellen aus. Diese Wellen beinhalten Hochs und Tiefs. Die Richtung, in der sich diese Wellen bewegen, zeigt uns den Trend des Marktes. Insgesamt gibt es drei Trendrichtungen: Aufwärts, abwärts und seitwärts. Lassen Sie uns im Folgenden einmal Beispiele und Charakteristika für Markttrends näher betrachten.
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In der Abbildung 1 sehen Sie das Schema eines Aufwärtstrends.

Abbildung 1: Schema eines Aufwärtstrends mit steigenden Tiefs und steigenden Hochs

Ein solcher Aufwärtstrend ist durch eine Serie sukzessiv höherer Tiefs und höherer Hochs gekennzeichnet.

Ein Abwärtstrend ist genau das Gegenteil von einem Aufwärtstrend. In der Abbildung 2 sehen Sie eine schematische Darstellung eines Abwärtstrends mit der charakteristischen Serie von tieferen Hochs und tieferen Tiefs.

Abbildung 2: Schema eines Abwärtstrends mit tieferen Hochs und tieferen Tiefs

Sie sehen, es ist nicht so schwer, einen Aufwärts- beziehungsweise Abwärtstrend zu beschreiben.

Bleibt noch der Seitwärtstrend, den Sie in der Abbildung 3 sehen. Ein Seitwärtstrend ist durch eine Serie gleich hoher Hochs und gleich tiefer Tiefs konstituiert.

Abbildung 3: Schema eines Seitwärtstrends mit gleichhohen Hochs und gleichbleibenden Tiefs

Gut, dass der Seitwärtstrend ausdrücklich erwähnt wurde. Denn viele Anleger nehmen an, dass ein Markt entweder auf- oder abwärts tendiert. Tatsächlich bewegt er sich jedoch sehr oft seitwärts in diesen sogenannten Handelsspannen, immer wieder unterbrochen von Auf- und Abwärtstrends. Das Besondere an solchen Seitwärtstrends ist, dass sich Angebot und Nachfrage in einem Gleichgewicht befinden. Solche Marktphasen werden auch als trendlos bezeichnet, was eigentlich nicht ganz richtig ist, aber diese Bezeichnung ist oft usus.
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Vergegenwärtigen wir uns noch mal die drei dargestellten Trendrichtungen: Aufwärts, abwärts und seitwärts. Es fällt nicht schwer, zu assoziieren, dass wir in Aufwärtstrends kaufen sollten, schließlich nehmen wir ja an, dass sich ein Trend solange fortsetzt, bis er umkehrt. In Abwärtstrends sollten wir demgemäß leer verkaufen und in Seitwärtstrends gar nichts tun.

Die drei Klassifikationen eines TrendsZusätzlich zu den drei Richtungen, die ein Trend aufweisen kann, wird er noch einmal kategorisiert. Diese Kategorien teilen Trends in lang-, mittel- und kurzfristige Trends auf. Langfristige Trends dauern über ein Jahr und werden auch Primärtrends oder primäre Trends genannt. Primäre Trends verlaufen nicht geradlinig, sondern bestehen (im Falle eines aufwärtsgerichteten Trends) aus Aufwärtsbewegungen und Korrekturen. Diese Aufwärtsbewegungen und Korrekturen sind mittelfristige Trends, auch Sekundärtrends genannt. Sie dauern in der Regel drei Wochen bis hin zu ein paar Monaten. In der Abbildung 4 sehen Sie das Schema von Primär- und Sekundärtrends.

Abbildung 4: Schema der Integration von Primär- und Sekundärtrend

Das Schema der Abbildung 4 zeigt eine längerfristige Aufwärtsbewegung und eine längerfristige Abwärtsbewegung. Längerfristige Auf- und Abwärtsbewegungen bestehen aus Sicht der klassischen Zyklustheorie aus drei mittelfristigen Aufwärts- beziehungsweise Abwärtsbewegungen, die jeweils von zwei Korrekturen unterbrochen werden. Diese Anzahlen müssen nicht zwangsläufig immer stimmen, aber Sie sollten Sie als Orientierungshilfe ansehen. Wichtig ist, dass Sie die Richtung eines Primärtrends verstehen. Und zwar deshalb, weil Rallyes in diesen langfristigen Aufwärtsbewegungen stark und die Reaktionen, also die Korrekturen schwach sind. In langfristigen Abwärtsbewegungen ist es anders: Hier sind die Reaktionen, also Korrekturen stark während die Rallyes hingegen kurzlebig aber sehr stark sind und teilweise nur schwer vorzusehen sind. Wenn Sie eine Vorstellung vom langfristigen Trend haben, dann sind Sie besser auf die Natur der mittelfristigen Rallyes und Korrekturen vorbereitet.
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Mittelfristige Trends können wiederum in kurzfristige Trends zerlegt werden. Diese kurzfristigen Trends werden auch als Tertiärtrends beziehungsweise tertiäre Trends bezeichnet. Sie haben ein noch kürzeres „Verfallsdatum“ und dauern in der Regel weniger als zwei bis drei Wochen.
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Nachdem nun diese Kategorisierung von Trends vorgenommen wurde, müssen ein paar wichtige Punkte erwähnt werden. Für einen Investor sind Käufe dann angebracht, wenn der Primärtrend in jener frühen Phase ist, in der er nach oben dreht. Liquidationen sind für den Investor dann angezeigt, wenn der Primärtrend in einer frühen Phase ist, in dem er nach unten dreht. Als Trader sollten Sie darauf achten, dass Sie sich in einem langfristigen Aufwärtstrend jeweils so positionieren, dass Sie die Anfänge mittelfristiger Aufwärtsbewegungen kaufen. Hinsichtlich unserer Kategorisierung kommt dem mittelfristigen Trend also eine besondere Bedeutung zu. Er dient nämlich den meisten Trendfolgeansätzen für eine Positionierung. Der Bruch eines tertiären Abwärtstrends in einem sekundären Aufwärtstrend würde dementsprechend für Käufe genutzt. In diesem Sinne besitzt der tertiäre Trend einen Timing-Charakter und ist Ihnen beim Einstieg in den mittelfristigen Trend behilflich.
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Sie handeln also in Richtung des Primärtrends und haben sozusagen Rückenwind von diesem langfristigen Aufwärtstrend. Auch deshalb heißt es: Der Trend ist Dein Freund.
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In langfristigen Abwärtsbewegungen ist das Traden schwieriger. Es liegt nahe, dass Sie auch hier in Richtung des übergeordneten Primärtrends handeln sollten, also die mittelfristigen Abwärtsbewegungen. Mit anderen Worten: Es liegt nahe, dass Sie die Rallyes leer verkaufen. Das ist leicht gesagt aber im Allgemeinen nicht ganz so einfach für Trader, die noch keine reale Bekanntschaft mit einem Bärenmarkt gemacht haben und an Bullenmärkte gewöhnt sind. Die Gründe sind vielfältig. Zum einen sind die Einstiege in die Umkehrungen des mittelfristigen Aufwärtstrends für Ungeübte hier nicht so einfach wie innerhalb eines langfristigen Bullenmarktes, zum anderen treten Rallyes ausgesprochen plötzlich und in äußerst dynamischer Form auf und verselbständigen sich teilweise so, dass Sie mit den ganz einfachen Werkzeugen der Technischen Analyse kein geeignetes Prognoseinstrument besitzen, um diesen Kursbewegungen Herr zu werden. Letztendlich muss an dieser Stelle aber auch festgehalten werden, dass ein guter Trader in beide Richtungen des Marktes handelt und ihm ein Bärenmarkt besonders zu Gute kommt.
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Ein Aspekt der Klassifizierung von Trends blieb noch unerwähnt: Angemerkt sei, dass diese Klassifikation nur als ungefähre Richtlinie dient. Denn in Wirklichkeit haben wir es mit zig von Trenddauern zu tun, zum Beispiel mit Trends, welche nur wenige Minuten andauern bis hin zu Trends, die mehrere Jahrzehnte andauern, ja gar Jahrhunderte. Wobei uns letztere natürlich nicht allzu zweckdienlich sind, denkt man an die Lebenszeiterwartung eines Menschen. Techniker machen häufig Gebrauch von der beschriebenen Klassifikation eines Trends. Dies dient auch der Kommunikabilität von Technikern untereinander. Denn wenn der eine Techniker erwähnt, dass es sich um einen tertiären Trend handelt, weiß der andere Techniker, was gemeint ist, nämlich ein kurzfristiger Trend mit einer Dauern von weniger als zwei bis drei Wochen. In der Praxis kommt es leider immer wieder zu Missverständnissen, weil Techniker mit unterschiedlichen Analyse-Intervallen auch unterschiedliche Ansichten über lang-, mittel- und kurzfristige Trends haben. So kann es zum Beispiel sein, dass für den einen Techniker ein Trend von zwei Stunden Dauer bereits ein Primärtrend ist, für einen anderen jedoch ein tertiärer Trend.

Fortsetzung folgt ...
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Autor: Frank Thönnißen

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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