Kommentar
16:00 Uhr, 23.03.2018

Das Alltimehigh, das keiner sehen will

Allzeithoch klingt eigentlich nicht schlecht, aber nicht jedes Hoch ist ein gutes und lässt Anleger feiern. Das gilt auch für dieses spezielle Rekordhoch.

Das Allzeithoch ist schon nicht mehr ganz frisch. Es wurde Ende 2017 erreicht. Die Schulden der US-Unternehmen erreichten 45,7 % der Wirtschaftsleistung. Das war 0,3 % Prozentpunkte höher als beim letzten Peak Anfang 2009 und 0,8 Prozentpunkte höher als 2001.

Was damals geschah, lässt sich einfach aus der Grafik herauslesen. Es ging bergab. Die Rezessionen zwangen die Unternehmen dazu. Gehen die Einnahmen und Gewinne zurück, muss gespart werden. Das gilt nicht nur für Personal und Investitionen, sondern auch für die Bilanz.

Unternehmen nehmen die Schulden nicht nur auf, um zu investieren, sondern auch, um Aktionäre zu beglücken. So manches Aktienrückkaufprogramm ist durch Anleihen finanziert. Solange die Konjunktur brummt, kann man Ausschüttungen fremdfinanzieren. Ist die Party vorbei, geht das nicht mehr so einfach.

Derzeit läuft es in der Wirtschaft noch recht rund. Es gibt also keinen offensichtlichen Grund, weshalb Unternehmen jetzt an Schulden sparen sollten. Der Schuldenberg kann eigentlich munter weiter ansteigen.

Es sind nicht die Schuldenberge der Unternehmen, die eine Rezession auslösen, sondern es ist die Rezession, die zum Schuldenabbau zwingt. Das Erreichen der bisherigen Hochs ist an sich noch kein Warnsignal. Es sollte dennoch zu denken geben.

Die Schulden belaufen sich inzwischen auf 9 Billionen Dollar. Zur Zeit des letzten Peaks waren es 6,5 Billionen. Die Zinsen sind heute zwar niedriger als damals, doch geschenkt sind die Schulden deswegen trotzdem nicht. Es müssen jedes Jahr schätzungsweise 500 Mrd. Dollar an Zinsen für die Schulden gezahlt werden.

Das ist am Ende alles Geld, das den Cashflow reduziert und die Handlungsfähigkeit der Unternehmen beeinträchtigt. Schulden, die aufgenommen werden, um das Geld durch Dividenden und Aktienrückkäufe an Anleger weiterzureichen, generieren wenig wert. Sie haben keine Rendite wie eine Investition, die für die Schulden zahlt.

Es ist letztlich rausgeschmissenes Geld. Viele Anleger sehen das ganz anders. So wurde etwa die Aktie von General Electric massiv abgestraft als die Dividende gekürzt wurde. Die Dividende wurde schon lange durch Schulden finanziert. Das macht überhaupt keinen Sinn. Trotzdem waren Anleger empört und verkauften die Aktie.

Persönlich bin ich sehr skeptisch, wenn es um unnötige Schulden geht. Sie reduzieren den Cashflow ohne Gegenwert. Auch die nächste Rezession kommt bestimmt. Dann werden die Schuldenberge zu einem echten Problem. Bei sinkenden Einnahmen, aber stabil bleibenden Ausgaben für Kreditzinsen, wird so manches Unternehmen seine Existenz gefährdet sehen.

Die Höhe des Schuldenberges wird die Wirtschaft nicht in eine Krise stürzen. Die Schulden sind jedoch teils vollkommen unnötig. Müssen Unternehmen im nächsten Abschwung erst die Schuldenberge abtragen, wird dies den Abschwung verlängern und es wird Anleger hart treffen.

Die Schulden werden nicht nur durch Bank-Kredite finanziert, sondern größtenteils durch Anleihen. Gläubiger haben gewisse Rechte, wenn ein Unternehmen in Schieflage gerät und Insolvenz anmelden muss. Diese Rechte wurden in den letzten Jahren immer weiter aufgeweicht. Das Risiko, das in Anleihen steckt, ist heute also sehr viel größer als vor dem letzten Abschwung. Das wird vor allem Pensionskassen und andere institutionelle Anleger treffen, die große Summen in Unternehmensanleihen gesteckt haben (mangels Alternativen). Bei diesem Allzeithoch kommt also wirklich keine Freude auf.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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