Kommentar
18:50 Uhr, 05.12.2018

Da ist der weltweite Abschwung!

Vor einem halben Jahr konnte man sich wundern, wieso die Politik der USA keine größeren Effekte auf die Weltkonjunktur hat. Nun aber sind sie da.

Die USA haben die Welt tief verunsichert. Im März stellte ich die Frage, ob wir gerade eine Art Lehman Brothers Moment erleben. Konkret ging es um den weltweiten Handel und die Zollpolitik der USA.

Als Lehman Brothers pleite ging, war es schon geschehen. Daher war der Beginn der US-Zollpolitik eher ein Bear Stearns Moment. Bear Stearns musste Anfang 2008 vor der Pleite gerettet werden. Es war die erste offensichtliche Schieflage, die Anleger hätte aufschrecken können.

Zwischen dem ersten Schock und den realen Konsequenzen vergeht häufig viel Zeit. Das ist auch in der Handelspolitik nicht anders. Erst wurden vereinzelte Zölle erhoben. Gerade, wenn es um China geht, kann von vereinzelt nun nicht mehr die Rede sein.

Auf dem G20 Gipfel haben sich China und die USA auf neue Verhandlungen geeinigt. Die USA erheben vorerst keine weiteren Zölle. Damit bleibt der Lehman Moment vorerst aus. Den Bear Stearns Moment hatten wir aber schon. Die Katastrophe ist erst einmal aufgeschoben, kann aber immer noch im März 2019 kommen, wenn sich die USA und China nicht einigen.

Auch neue Zölle, z.B. auf Autos aus der EU, sind noch nicht vom Tisch. Die Lage kann weiter eskalieren. Eine Deeskalation zum jetzigen Zeitpunkt ist besser als nichts, aber nicht genug. Das Schlamassel ist bereits entstanden und die Folgen sehen wir jetzt.

Weltweit gibt es einen Abschwung. Das wird anhand der Handelsdaten immer offensichtlicher. Bis zum Sommer gab es in einigen Regionen noch einmal einen kleinen Aufschwung. Seither gehen die Importe deutlich zurück (Grafik 1). In der Eurozone sehen wir schon das ganze Jahr über eine Stagnation und jetzt den Trendwechsel.


In Japan befinden wir uns bereits in einem Abwärtstrend. Nur die USA scheren aus. Hier wurde besonders viel importiert. Das lag einerseits daran, dass die Konjunktur gut lief und andererseits auch daran, dass vor Einführung der Zölle noch einmal viel importiert wurde.

Das hat dafür gesorgt, dass die Exportentwicklung in vielen Regionen gar nicht so schlecht aussieht (Grafik 2). Von Japan abgesehen konnten die meisten Regionen vom Importhunger der USA profitieren. Die Exporte sagen aber viel mehr über die USA aus als über die wirtschaftliche Entwicklung in den jeweiligen Ländern. Hier geben die Importe einen besseren Hinweis und der Trend zeigt nach unten.

Das Handelsvolumen wächst inzwischen nur noch in den USA (Grafik 3). Japan und die Eurozone schrumpfen. Die Eurozone hat sogar den größten Abschwung seit 2013 zu verkraften. Das ist besonders kritisch, denn ein Teil des Aufschwungs wurde ganz klar durch den Handel ermöglicht.

Global sehen wir eine Trendwende. Diese ist nicht allein auf die USA zurückzuführen, aber unschuldig sind sie nicht. Wenn man nicht weiß, ob man morgen noch in die USA exportieren kann, wird weniger investiert. Allein die Unsicherheit lähmt die Wirtschaft. Die Folgen sehen wir jetzt in einem globalen Abschwung.

Das wird auch die USA erfassen. 2018 wurde das überdeckt. Steuerreform und Konjunkturprogramm haben es möglich gemacht. 2019 müssen die USA dann auch ihre eigene Suppe auslöffeln. Das wird wenig Spaß machen.

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13 Kommentare

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  • Schnutzelpuh
    Schnutzelpuh

    Doch esw gab Einige die es schon früh erkannt haben, dass die US Politik für den Rest der Welt nicht gut gehen kann. Viel Intellekt brauchte es dazu nicht.

    14:55 Uhr, 06.12.2018
  • Super-Hobel
    Super-Hobel

    Dow um 400 senkrecht runter.....

    00:05 Uhr, 06.12.2018
  • Super-Hobel
    Super-Hobel

    Dax runter auf 10950........ ist da was kaputt gegangen?

    00:03 Uhr, 06.12.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Jo, es sieht nach einer Trendwende an den Märkten aus und zwar nach einer nicht nur geringfügigen. Die unterschiedlichen Warnhinweise fügen sich zusammen wie die Teilchen eines umfangreichen Puzzlespiels. Wenn eine Boeing im Luftloch 2000 Meter Höhe verliert, wird akustisch und optisch höchste Gefahr an die Piloten signalisiert. Ähnliches erleben wir gerade an den weltweiten Finanzmärkten und genauso in der realen Wirtschaft. Nur Finanzmarkteilnehmer im Blindflug nehmen noch immer keine Gefahr wahr.

    Besondere Würze erhält die Situation allerdings durch diverse Arschlöcher, welche durch undurchschaubare Winkelzüge des Schicksals in die Position von Spitzenpolitikern und in andere hohe Ämter gespült wurden.

    Hier passt die Geschichte der verschiedenen Organe des Körpers, die sich darüber streiten wer das Recht hat, Chef des Körpers sein. Lang die Rede, kurz der Sinn........vor dem Herz, der Lunge und dem Gehirn, setzt sich das Arschloch durch. Das Arschlochprinzip scheint nicht nur bei den Organen des menschlichen Körpers zu funktionieren sondern auch bei hohen und höchsten Ämtern in der Wirtschaft und in der Politik.

    Arschlöcher in wichtigen Positionen + unheilvolle Entwicklungen an den Märkten und in der Wirtschaft........das ist eine ziemlich beschissene Mischung,

    da wird der vorausschauende Marktbeobachter gerne die eine oder andere Zwischensicherung legen. Schließlich begeben sich in der Regel auch Spitzenkletterer nicht ohne eine funktionierende Sicherung in brandgefährliches Gelände, tun sie es dennoch, dann landen sie in der Regel über kurz oder lang im Leichensack.

    22:41 Uhr, 05.12.2018
    2 Antworten anzeigen
  • Ich_bin_ein_Berliner
    Ich_bin_ein_Berliner

    Herr Schmale, hier glauben ALLE die Welt ist im Aufschwung, damit muss ihre Analyse blödsin sein :D :D

    Nach 10 Jahren Aufschwung, haben ALLE vergessen das nach dem Aufschwung / Boom eine Rezession folgen muss. Als Marktbereingung! Ok wenn man Zentralbanken abschaffen würde, wäre der Markt frei von Politik und interessenskonflikten!

    [20:25, 5.12.2018] Mario: „Die Wenigen, die das System verstehen, werden dermaßen an seinen Profiten interessiert oder so abhängig von seinen Vorzügen sein, daß aus ihren Reihen niemals eine Opposition hervorgehen wird. Die große Masse der Leute aber, geistig unfähig zu begreifen, wird seine Last ohne Murren tragen, vielleicht sogar ohne je Verdacht zu schöpfen, dass das System ihnen feindlich ist.“
    – Gebrüder Rothschild, London, am 28.Juni 1863 an US-Geschäftspartner
    [20:26, 5.12.2018] Mario: „Ich bin ein höchst unglücklicher Mann. Ich habe unbeabsichtigter Weise mein Land ruiniert. Eine große Industrienation wird nun von ihrem Kreditsystem beherrscht. Unsere Regierung basiert nicht länger auf der freien Meinung, noch auf der Überzeugung und des Mehrheitsbeschlusses, es ist nun eine Regierung, welche der Überzeugung und dem Zwang einer kleinen Gruppe marktbeherrschender Männer unterworfen ist.“
    – Woodrow Wilson (1856-1924), 28. Präsident der USA, unterschrieb den Federal Reserve Act
    [20:26, 5.12.2018] Mario: letzteres unterschrieb die Gründung der FED

    21:09 Uhr, 05.12.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    In der jüngeren Vergangenheit war die Börse als vorauslaufender Indikator weitgehend unbrauchbar. Gut möglich, dass das jetzt wieder anders läuft. Die jüngsten Kurskapriolen mit der nicht sichtbaren Jahresendrally wären dann ein Hinweis auf eine ausgeprägte Konjunkturflaute in 2019...

    20:38 Uhr, 05.12.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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