COVID-19-Anleihen: Ein Weg aus der Krise
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Der Kampf gegen die COVID-19-Pandemie hat einen hohen Preis: Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds könnte der kumulierte Verlust für das globale BIP in den Jahren 2020 und 2021 durch die Pandemie-Krise rund neun Billionen Dollar betragen – und damit mehr als die Volkswirtschaften von Japan und Deutschland zusammen.
Institutionelle Investoren spielen bei der wirtschaftlichen Erholung eine wichtige Rolle, da sie die nötigen finanziellen Mittel über den Zugang zu den Kapitalmärkten sicherstellen. Die Herausforderung besteht darin, das Kapital dorthin fließen zu lassen, wo es am dringendsten benötigt wird. Als Lösung kommen sogenannte COVID-19-Anleihen in Betracht, die dabei helfen können, die Wirtschaft nach der Krise wieder zu stabilisieren. „Diese Art von nachhaltigen Anleihen entstand als Reaktion auf die weltweite Ausbreitung des Coronavirus und dessen Folgen. Wir sehen COVID-19-Anleihen als gute Möglichkeit für die Herausgabe wirkungsvoller Schuldverschreibungen, die Ähnlichkeiten mit grünen und sozialen Anleihen aufweisen und sind davon überzeugt, dass sie dazu beitragen können, aktuelle und künftige gesellschaftliche Herausforderungen der Pandemie zu bewältigen“, sagt Marie Fromaget, Responsible Investment Analyst bei AXA Investment Managers (AXA IM).
Die Bank of China brachte als erstes eine Anleihe heraus, die darauf abzielte, die Folgen aus der Pandemie resultierenden Arbeitslosigkeit möglichst gering zu halten. Bereits im Februar 2020 emittierte sie eine "soziale Anleihe zur Linderung der Auswirkungen von COVID-19". Seit dem globalen Ausbruch von COVID-19 geben nun immer mehr Emittenten die von AXA IM als "COVID-19-Anleihen" bezeichneten Anleihen heraus. Diese beschränken sich bisher im Wesentlichen auf zwei Arten: Zum einen auf General Purpose Anleihen, die Teil eines umfassenderen COVID-19-Reaktionsplans des Emittenten sind. Zum anderen in Form von zweckgebundenen Use-of-Proceeds-Anleihen, die im Einklang mit den Grundsätzen und Richtlinien für grüne, soziale und nachhaltige Anleihen (GSSBP) der International Capital Market Association (ICMA) stehen oder mit einem spezifischen COVID-19-Reaktionsrahmen übereinstimmen.
„Unabhängig von der Struktur haben alle COVID-19-Anleihen gemeinsam, dass ihre Emittenten zur Bekämpfung des Virus beitragen und die negativen sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen mildern wollen“, sagt Fromaget. So sollen COVID-19-Anleihen unter anderem das Gesundheitswesen unterstützen oder Unternehmen unter die Arme greifen, die wirtschaftlich besonders unter der Corona-Krise leiden – zum Beispiel kleinere und mittlere Unternehmen (KMU), die mit Cashflow-Problemen konfrontiert sind.
Ein wachsender Markt
Aus verschiedenen Datenquellen geht hervor, dass bis zum Ende April dieses Jahres auf dem Markt für COVID-19-Anleihen Emissionen in Höhe von 60 Milliarden Euro getätigt wurden. „Laut unseren konservativen Schätzungen könnte der Markt bis Ende des Jahres auf 100 Milliarden wachsen, wenn die heutige Emissionsrate beibehalten wird“, sagt Fromaget. Wie bei der anfänglichen Entwicklung grüner und sozialer Anleihen waren bisher vor allem staatliche, überstaatliche und Agency (SSA)-Emittenten die treibende Kraft auf diesem Markt. Aber auch einige Unternehmen haben Vermögenswerte mit Bezug auf COVID-19 im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsanleihen emittiert. „Bei unserer Hochrechnung gehen wir davon aus, dass Emittenten, die bereits soziale Anleihen ausgegeben haben, auch COVID-19-Anleihen auf den Markt bringen könnten“, erläutert Fromaget. Finanzinstitute sind zwar derzeit noch kein Bestandteil des Marktes. Das sollte sich der Expertin zufolge jedoch bald ändern: „Wir gehen davon aus, dass sie das Wachstum unterstützen werden, da einige Hindernisse aus dem Weg geräumt wurden. So hat beispielsweise die ICMA verkündet, dass staatlich garantierte Kredite in COVID-19-Anleihen von Banken aufgenommen werden können“, so Fromaget.
AXA IM hat bereits rund 230 Millionen Euro in COVID-19-Anleihen investiert, um den Kampf gegen die Pandemie zu unterstützen und damit eine aktive Rolle bei der Gestaltung und Unterstützung der Entwicklung des Marktes zu spielen. Dies steht im Einklang mit dem Ansatz der Nachhaltigkeits- und Impact-Strategien von AXA IM, der darauf abzielt, durch Finanzierungsaktivitäten messbare Effekte zu erzielen. „Es ist wichtig, dass wir durch unsere Investitionen dazu beitragen, die Folgen der Corona-Krise abzumildern. Wir haben einen Investitionsrahmen entwickelt, der die Emittenten zur Transparenz verpflichtet, wie ihre Erlöse verwendet werden. Zudem fordern wir das Zugeständnis zur Ergebnis- und Wirkungsmessung“, sagt Fromaget. Ihrer Ansicht nach könnten diese Anleihen darüber hinaus dazu beitragen, das Wachstum der Emissionen von Sozial- und Nachhaltigkeitsanleihen anzukurbeln.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.