Kommentar
09:30 Uhr, 02.11.2007

Compania Vale do Rio Doce: Nicht nur Samba und Karneval

Viele denken beim dem Wort "Rio" nur an Karneval und Samba, gut informierte Investoren dagegen auch an Compania Vale do Rio Doce (WKN: 907799 ISIN: US2044121000). CVRD ist einen Minenkonzern mit Sitz in Rio De Janerio, dessen Geschäftsschwerpunkt auf der Förderung von Eisenerz liegt. Das Unternehmen zählt mit einer Marktkapitalisierung von rund 170 Milliarden US-Dollar zu den größten Rohstoffkonzernen der Welt. Die Aktie wird an der Heimatbörse Sao Paolo, an der Wall Street (New York Stock Exchange) und auch an deutschen Börsen gehandelt.

Die eisernen Drei

Die Brasilianer sind der größte Eisenerz-Exporteur der Welt und kontrollieren annähernd 35 Prozent des Marktes. Dahinter liegen die Australier Rio Tinto (20 bis 25 Prozent des Weltmarktes) und die ebenfalls australische BHP Billiton (15 bis 20 Prozent). Den Weltmarkt für das bedeutende Industriemetall teilen sich daher lediglich drei Giganten auf, unter denen wieder CVRD der König ist. Damit haben die Brasilianer großen Einfluss auf die Preisentwicklung beim Eisen (Kasten: Kunst der Verhandlung).

Das Eisenerz, das vorwiegend in Brasilien gefördert wird, trägt den Löwenanteil, nämlich rund 55 Prozent zum Gewinn bei. Daneben fördert der Konzern aber auch weitere Metalle. Ein zweiter (wenn auch kleinerer) Geschäftsschwerpunkt liegt beim Nickel. Dort haben sich die im vergangenen Jahr durch den Zukauf der kanadischen Mine Inco verstärkt. Außerdem fördert CVRD auch Kupfer, Platin, Gold und Silber. Dazu kommen noch Kohle und Bauxit.
Da Nickel inzwischen etwa 35 Prozent zum Gewinn beisteuert, ist das Metall ebenfalls für die Geschäftsentwicklung sehr wichtig. Nickel wird für die Produktion von Edelstahl und andere rostbeständige Legierungen verwendet. In jüngster Zeit wirkt das Metall allerdings als eine - wenn auch nur kleine - Bremse für die Geschäftsentwicklung. Der Preis hatte sich von Mai bis August halbiert und stagniert derzeit. Der Markt für Edelstahl - und damit das Geschäft der größten Nickelkunden . scheint unter eine Überproduktion in China zu leiden.

Der Rohstoffgigant betreibt außerdem noch sieben Wasserkraftwerke, um Energie für seine Bergwerke zu gewinnen. Drei konzerneigene Eisenbahnlinien und acht Hafenterminals sorgen für den Transport. Somit ist CVRD auch einer der führenden Logistikanbieter Brasiliens.

Globales Rohstoffimperium

Die Brasilianer weiten ihr Imperium laufend aus und entwickeln sich damit von einer Eisenerzmine zu einem breit aufgestellten Rohstoffkonzern nach dem Vorbild des australischen Giganten. Dazu dienen einerseits aggressive Unternehmenszukäufe, wie im vergangenen Jahr die Kanadier Inco. Andererseits wächst der Konzern auch organisch, weitet also seine eigenen Produktionsstätten laufend aus. So fährt der Konzern etwa seine eigene Kupferförderung im Amazonasgebiet hoch.

Da der Schwerpunkt der Rohstoffkonzerns in dem Entwicklungsland Brasilien liegen, profitiert CVRD von den dort geltenden sehr niedrigen Lohnkosten. Außerdem hält sich er brasilianische Staat bei der Besteuerung zurück.

Nahrung für die Infrastruktur
Die Fantasie der Aktie besteht vor allem darin, dass der Boom der Weltwirtschaft anhält und damit der Hunger nach Metallen. Schon seit 2002 surft der Rohstoff-Titel auf der Nachfragewelle nach Industriemetallen. Der Bedarf an Stahl für Autos, Brücken, Eisenbahnschienen, Hausbau und vieles mehr weitet sich laufend aus. In der USA schafft etwa die völlig veraltete Infrastruktur - das jüngste Beispiel ist der Brückeneinsturz in Minneapolis - für großen Bedarf. Vor allem der rasante Aufstieg Chinas, Indiens und viele anderer Schwellenländer beschleunigt derzeit die Nachfrage in die Höhe.

Zweistelliges prozentuales Wachstum

Im 3. Quartal dieses Jahres stieg der Umsatz von CVRD gegenüber dem Vorjahr um 9,9 Prozent auf 8,1 Milliarden US-Dollar. Der Gewinn kletterte 23,5 Prozent auf 2,94 Milliarden Dollar. Je Aktie hat der Konzern 60 Cents verdient. Das Wachstum im Berichtsquartal profitierte allerdings von einem Sondereffekt. In den Bilanzen taucht erstmal die im vergangenen Jahr zugekaufte kanadische Nickelmine Inco auf, deren Umsätze und Gewinne jetzt dazu addiert wurde.
Der Konsens der beobachtenden Analysten stellt für das Dezember-Quartal einen Umsatzanstieg gegenüber dem Vorjahr um 10,2 Prozent auf 8,06 Milliarden Dollar in Aussicht. Unter dem Strich sollte dabei je Aktie ein Gewinn von 0,53 Dollar übrig geblieben sein (Vorjahr: 0,45 Dollar). Im Gesamtjahr sollte der Umsatz 32,27 Milliarden Dollar betragen (Vorjahr: 19,65 Milliarden Dollar). Der Gewinn je Aktie wird auf 2,27 Dollar beziffert.
Für 2008 stellt der Konsens einen Umsatzwachstum von 14,6% auf 36,9 Milliarden Dollar in Aussicht. Der Gewinn je Aktie sollte um 18 Prozent auf 2,68 Dollar klettern

Analysten verkünden kräftigen Preisanstieg
Die Analysten sind derzeit superoptimistisch. Die Mehrzahl prognostiziert, dass der der Eisenerzpreis im kommenden Jahr zwischen 20 und 30 Prozent kletert. Einige stellen sogar einen Anstieg um 60 Prozent in Aussicht. Letztlich hängt die Entwicklung aber davon ab, ob der Stahlboom der vergangenen Jahre noch anhält. Möglicherweise sind bis zur Sommerolympiade 2008 in Peking viele chinesische Bauprojekte, die jetzt noch die Nachfrage noch anheizen, abgeschlossen. Das könne dann die Preisentwicklung dämpfen.

Nach der Rallye der Aktie in den vergangen Jahren - seit 2002 kletterte der Börsenwert etwa auf das 15-fache - steckt bereits schon eine Menge Fantasie in dem Papier. Die Aktie ist außerdem sehr volatil, wie alle Papiere aus den Emerging Marktes. Immerhin zählt Brasilien zumindest teilweise zur Dritten Welt Das KGV liegt (auf der Basis der Konsens-Gewinnschätzung für 2008) allerdings nur bei 13. Niedrige KGVs gibt es allerdings auch bei den Hauptabnehmern, den Stahlherstellern. Das liegt daran, dass das Geschäft der Stahl und Eisenbranche sehr zyklisch ist, das bedeutet, bei einem Konjunkturanstieg wächst es sehr stark, bricht aber in einem Abschwung wieder ein. Sollte es in den USA zu einer Rezession kommen (das bedeutet, das Bruttinlandsprodukt fällt in zwei aufeinander folgenden Quartalen), die zugleich die Weltwirtschaft merklich abbremst, dürfte auch die Eisenerznachfrage einbrechen. Die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in den USA ist aber gering. Außerdem solle das Wachstum in China & Co. in den kommenden Jahren weitergehen. Das liegt an dem hohen Nachholbedarf, da dort die Prokopfeinkommen sehr niedrig sind.

Durchwachsene Analystenempfehlungen
Die Investmentbanken, die den brasilianischen Rohstoffriesen beobachten, geben durchwachsene Urteile ab. Goldman Sachs rät „Kaufen“ mit einem Kursziel von 50 Dollar. Die Deutsche Bank empfiehlt ebenfalls „Kaufen“. Dort liegt das Kursziel auf 48 Dollar. Zurückhaltender zeigt sich allerdings JP Morgan. Dort heißt das Urteil nur „Neutral“. Dem schließt sich auch der Broker BMO Capital Markets an, der die Note "Market Perform" vergibt. Das Kursziel von 41.5 Dollar lässt aber noch einen Kursspielraum von knapp 20 Prozent.

Wichtige Termine:
7. November: Teilnahme an Expo Money, Rio de Janeiro

12. November: Teilnahme an Deutsche Bank BRICs Metals & Mining Conference, London

21. November: Teilnahme an Foro LATIBEX, Madrid

26. November: CVRD Day, Paris

28. November: Teilnahme an Konferenz Commodities & Capital Goods, veranstaltet von Bear Stearns, New York

30. November: Teilnahme an World Money Show, London

5. Dezember: Teilnahme an Konferenz Global Basic Materials, veranstaltet von Citigroup, New York

12. Dezember: CRVD Day an der Börse BOVESPA, Sao Paolo.

Zusammenfassung:

Die Compania Vale do Rio Doce ist Weltmarktführer bei der Förderung von Eisenerz. Der in Rio de Janeiro ansässige Konzern kontrolliert etwa 35 Prozent des Eisenerz-Weltmarktes. Daneben fördern die Brasilianer auch noch Nickel, Kupfer, Platin, Gold, Silber. Außerdem noch Kohle und Bauxit. Wegen seiner Dominanz übt CVDR einen großen Einfluss bei der Preisbildung beim Eisenerz aus. Der Eisenerzpreis wird alljährlich zwischen den Produzenten - an der Spitze CVDR - und den Abnehmern, vorwiegend chinesische Stahlkonzernen, ausgehandelt. Volkswirte gehen davon aus, dass die Nachfrage nach Eisenerz wegen dem Wachstum der Weltwirtschaft und dem daraus folgenden Boom beim Stahl auch künftig kräftig wächst. Experten erwarten, dass der Eisenerzpreis in 2008 um 20 bis 30 Prozent klettert. CVDR sollte daher imm kommenden Jahr Umsatz- und Gewinn um jeweils rund 15 Prozent ausweiten, schätzen die Analysten der Banken.

Zusatzinfo: Kunst der Verhandlung

Wer an den Metallbörsen der Welt nach Kontrakten auf Eisenerz sucht, forscht vergeblich. Eisen wird - im Gegensatz zu anderen industriemetallen wie Kupfer, Nickel oder Zink - nicht an den Börsen gehandelt. Stattdessen wird der Preis einmal im Jahr zwischen den Anbietern (Erzminen) und Nachfragern (Stahlkonzern) ausgehandelt. Das liegt daran, dass der Markt für Eisenerz oligopolistisch ist. Nicht nur auf auf der Produktionsseite besteht ein Oligopol, das heißt mit es gibt praktisch nur drei Anbieter, die den Markt unter sich aufteilen. Auch der Absatzmarkt für Eisenerz ist ein Oligopol ist. Das bedeutet, es gibt nur eine kleine Anzahl von Kunden, die Eisenerz kaufen. Dabei handelt es sich um (meist) sehr große Stahlkonzerne. Seit China zu einer Wirtschaftsmacht aufgestiegen ist, die einen wegen ihres rasanten Wachstums einen schier unersättlichen Hunger nach Eisen und Stahl hat, wird die Nachfrageseite von den chinesischen Stahlkonzernen beherrscht. Da CVRD wiederum der Weltmarktführer bei der Förderung des gefragten Metalls ist, wird der Stahlpreise seit ein paar Jahren praktischen zwischen dem brasilianischen Konzern und den chinesischen Abnehmern ausgehandelt.

Quelle: Rohstoff-Report

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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