Fundamentale Nachricht
10:05 Uhr, 28.10.2013

Comeback der Leistungsbilanzen

„Eine Konsequenz der Tapering-Debatte ist, dass eine ausgeglichene Leistungsbilanz wieder entscheidungsrelevant bei der Wirtschafts- und Finanzanalyse geworden ist“, sagt Marcus Svedberg, Chefvolkswirt beim schwedischen Vermögensverwalter East Capital.

Stockholm (BoerseGo.de) - „Eine Konsequenz der Tapering-Debatte ist, dass eine ausgeglichene Leistungsbilanz wieder entscheidungsrelevant bei der Wirtschafts- und Finanzanalyse geworden ist“, sagt Marcus Svedberg, Chefvolkswirt beim schwedischen Vermögensverwalter East Capital. Grund dafür sei, dass sobald die US-Notenbank oder andere Notenbanken beginnen, ihre Anleiheaufkaufprogramme zu reduzieren, die globale Liquidität schrumpfen wird. Dadurch werde es immer schwieriger und teurer, Leistungsdefizite zu finanzieren. „Dies wird insbesondere Entwicklungsländer hart treffen, da viele Staaten ein erhebliches Leistungsbilanzdefizit relativ zum BIP haben“, sagt Svedberg.

Laut einer Faustregel wird ein Leistungsbilanzdefizit problematisch, sobald es mehr als fünf Prozent des BIP überschreitet. „Besonders die Türkei und Südafrika geben momentan Grund zu Sorge, da in beiden Fällen von einer Ausweitung des Bilanzdefizits ausgegangen wird“, so Svedberg. Auch Brasilien, Russland, Indien und Malaysia steuern in dieser Hinsicht in die falsche Richtung, jedoch nicht in dem großen Ausmaß, dass es kurzfristig große Probleme geben könnte. Die Ursachen dafür seien vielfältig. In der Türkei und Indien hätten eine große Energieunterversorgung und niedrige Exporterlöse einen erheblichen Anteil an den aktuellen Leistungsbilanzdefiziten. Brasilien und Indonesien hingegen hätten einen ausgeglichenen Handel, seien zuletzt aber von starken Mittelabflüssen durch ausländische Investoren getroffen worden. „Die Ursachen der Defizite zeigen uns nur wenig über ihre kurzfristige Trendentwicklung, dafür aber umso mehr über langfristige Entwicklung“, sagt Svedberg.

Auch die finanzielle Verwundbarkeit der Staaten müsse unter die Lupe genommen werden. „Zuletzt wurden einige Indizes erstellt, die die Anfälligkeit von Staaten bei einem plötzlichen Stopp von externen Finanzierungen messen“, sagt Svedberg. Zu den anfälligsten Staaten gehören die Türkei, Indien und Indonesien.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

Mehr Experten