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08:25 Uhr, 21.02.2019

Chinesisches Neujahr: Die Symbolik im Jahr des Schweins

Der astrologische Zyklus der Chinesen endet traditionell mit dem Jahr des Schweines. Dieses Jahr trifft 2019 mit den Sorgen mancher Beobachter zusammen, dass der aktuelle weltweite Konjunkturzyklus an sein Ende gelangt.

San Mateo (Godmodetrader.de) - Am 5. Februar 2019 hat das chinesische Neujahrsfest das Jahr des Schweines eingeläutet. Chetan Sehgal und Andrew Ness von Franklin Templeton Emerging Market Equity beleuchten in einem aktuellen Marktkommentar, wie die Eigenschaften des chinesischen Tierkreiszeichens Schwein mit Themen verbunden sein könnten, über die sich die Anleger 2019 Gedanken machen.

Der astrologische Zyklus der Chinesen ende traditionell mit dem Jahr des Schweines. Dieses Jahr treffe 2019 mit den Sorgen mancher Beobachter zusammen, dass der aktuelle weltweite Konjunkturzyklus an sein Ende gelange. „Wir teilen diese Sichtweise nicht. Ungeachtet einiger Anzeichen für langsameres weltweites Wachstum insbesondere in China gibt es für den aktuellen Zyklus aus unserer Sicht durchaus noch Spielraum“, so Sehgal und Ness.

Nach Jahren ungestümen Wachstums stehe China nun vor mehreren Herausforderungen, die seine Dynamik belasten könnten, denn die Handelsspannungen kollidierten mit den Bemühungen um die Neuausrichtung seiner Wirtschaft. Aufgrund der Wachstumsverlangsamung könnte es zu einer größeren Streuung bei den Unternehmensgewinnen kommen, die an allen Märkten letztlich die Spreu vom Weizen trennen werde, heißt es weiter.

„Auf kurze Sicht sind wir zurückhaltend. Wir rechnen nicht mit einer harten Landung, denn aus unserer Sicht vermittelt das staatlich gelenkte System Chinas ausreichend Vertrauen in seine Handlungsfähigkeit. Bisher ist China imstande, Wirtschaftswachstum und Strukturreformen abzustimmen“, so Sehgal und Ness.

In den vergangenen Jahren dürfte das Anwachsen der Mittelschicht der einflussreichste demografische Faktor in den Schwellenländern gewesen sein, auf dem das Wachstum in diesen Ländern zu einem Großteil basiert habe. Es stehe zu erwarten, dass die steigende Nachfrage beim Binnenkonsum 2019 die Schwellenländer gegenüber Belastungen von außen weniger anfällig mache, heißt es weiter.

„Die wachsende Mittelschicht und der zunehmende Wohlstand dürften auf mittlere bis lange Sicht auch die „Premiumisierung“ weiter vorantreiben und die Nachfrage nach High-End-Produkten in den Schwellenländern ankurbeln. Wir sind davon überzeugt, dass stark positionierte Unternehmen mit Premiummarken und erstklassigen Produkten in den kommenden Jahren ein nachhaltiges und über dem Branchendurchschnitt liegendes Wachstum erzielen werden“, so Sehgal und Ness.

Besonders beeindruckend sei eine neue Generation von Mega-Unternehmen, deren Erfolg sich auf konsumorientierte Innovation gründe. Sie seien stark an den Bedürfnissen einer wachsenden, ausgabenfreudigen Mittelschicht ausgerichtet und setzten ihr Know-how für die Erfüllung dieser Bedürfnisse ein. Hyperwettbewerbsfähige Unternehmen hätten etablierte Geschäftsmodelle übersprungen und ihre Mitbewerber aus dem Westen in vielen Fällen überholt, heißt es weiter.

„Frühere Überlieferungen über die Entstehung des chinesischen Tierkreises machen die Faulheit des Schweines für seinen letzten Platz im astrologischen Zyklus verantwortlich. Heute stellen chinesische Astrologen eher den Fleiß des Schweines heraus. Bei Betrachtung der Investmentlandschaft am Übergang zum Jahr des Schweines fällt deutlich der wachsende Fleiß von Schwellenländerunternehmen auf. Schwellenländerunternehmen sind Innovatoren in Technologie. Häufig werden neue Technologien in Schwellenländern besser angenommen, da noch keine Infrastruktur existiert. China ist mittlerweile in mehreren Branchen ein beachtenswerter Innovator. So haben rasche Verbesserungen bei der Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien das Land zum weltgrößten Markt für Elektrofahrzeuge gemacht“, so Sehgal und Ness.

Der Fortschritt Chinas in der Automobilbranche sei teilweise auf das Bestreben der Regierung zurückzuführen, das Land zur weltweiten Nummer 1 bei grüner Energie zu machen. 2017 habe die chinesische Regierung Investitionen von 360 Milliarden US-Dollar in erneuerbare Energien bis 2020 versprochen und ihre Pläne zum Bau von Kohlekraftwerken verworfen. Seitdem hätten die chinesischen Behörden die offiziellen Ziele für saubere Energiequellen bereits übertroffen. So füge sich der Kampf gegen die Umweltverschmutzung durch die Herstellung der nächsten Generation intelligenter Autos in die breitere Strategie Chinas ein, die Führung bei Innovation zu übernehmen, heißt es weiter.

„In der chinesischen Pharmabranche führte die staatliche Politik, die Entwicklung neuer Arzneimittel gegenüber Generika zu bevorzugen, zu einer Steigerung der Forschungs- und Entwicklungsausgaben der Unternehmen. Dies könnte den Grundstein für eine Pipeline bahnbrechender Therapien chinesischer Arzneimittelhersteller legen. Diese Unternehmen sind Wahrzeichen der ‚New Economy‘ Chinas, die auf Technologie und Konsum ausgerichtet ist. Wir halten den chinesischen Konsumsektor für einen gewichtigen Faktor. Nach einem rasanten Wachstum in den vergangenen 20 Jahren ist er mittlerweile der zweitgrößte der Welt, und der Aufwärtstrend dürfte sich fortsetzen“, so Sehgal und Ness.

Die langfristigen Aussichten für China würden stark davon abhängen, wie das Land mit seinen Herausforderungen umgehe. Ferner gebe es auch breitere systemische Spannungen, mit denen es sich auseinandersetzen müsse, heißt es weiter. „Falls die chinesischen Bemühungen um eine Neuausrichtung in einer Wirtschaft resultieren, die stabiler und nachhaltiger ist, wäre das Land auch in den kommenden Jahrzehnten nahezu sicher ein struktureller Wachstumstreiber für die Schwellenländer. Wir werden die Entwicklungen genau verfolgen“, so Sehgal und Ness.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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